Bereits dieses nachtwandlerische Frühwerk schwirrt um die Fixpunkte des Michael-Mann-Kinos: um Lichter und Berührungen. Frank (gründlich, rau: James Caan) trägt schwarze Handschuhe, sobald er angeheuert wird, einen "Job" zu erledigen. Diese schwarzen Handschuhe verbildlichen eine separate Schutzschicht vor der unmittelbaren Berührung, und vergleichbar außerirdisch, protokollarisch und allem enthoben inszeniert Michael Mann. Auch in "Thief – Der Einzelgänger" unterliegen die Figuren den (ebenfalls schutzbetäubenden) Lichtern und Funken einer Stadt, die zu kommunizieren, aber nicht direkt zu reden beginnt. Frank träumt hier (s)einen Sozialtraum – allerdings muss er diesen irgendwann zusammenknüllen. Der Traum, unabhängig gegenüber sich selbst und doch abhängig gegenüber der geschäftlichen Obrigkeit zu sein, ist von kurzem Fieber, von kurzem Wahn. Trügerisch und in den Traum lullend, insbesondere die bewusstseinsweitende Musik von Tangerine Dream. Alles Illusion. Mann entfaltet einen bemerkenswert präsenten Zug zur Hauptfigur, die ihre innigen Wünsche in zerbrechlichen Monologen reflektiert. Der Perfektionist sinnlicher Augenblicksmeditation hatte immer schon eine romantisch-kontemplative Ader, der Kälte der Architektur die Wärme des Moments zuzuführen – die neu gegründete Familie am Strand, das Meer, wie es tost, ist ein derartiger, einer, der darüber hinwegsieht, dass "Thief – Der Einzelgänger" einmal mehr ringförmig zum Tod dirigiert, der ein anderes Leben dadurch ermöglicht. Ein kantiger Film von schicksalsträchtiger menschlicher Offenheit.
7 | 10