In meinem fünten Beitrag zu Neyashas Challenge habe ich das Thema Tod jetzt einfach mal wörtlich genommen. Der Tod spielt nämlich die Hauptrolle in diesem Buch und ist, erstaunlicherweise, ein sehr sympathischer Typ. Was aber noch viel unerwarteter kam: Das Buch ist brilliant! Nachdem ich meinen letzten Versuch Terry Pratchett zu lesen völlig entnervt aufgegeben habe, kam das als ein ziemlicher Schock.
Zur Story Mort ist 16 Jahre alt, verträumt und ein bisschen vertrottelt und aller Beschreibung nach ein typischer Teenager: "Sein Körper schien nur geringfügig unter seiner Kontrolle zu sein und sah aus, als bestehe er aus Knien." Für die Arbeit auf der Farm seines Vaters ist er nach allgemeiner Abstimmung abolut nicht geeignet und so trifft es sich gut, dass er an jemanden gerät, der gerade auf der Suche nach einem Assistenten ist. Den Tod. Nach einer Eingewöhnungszeit macht Mort seine Sache schließlich so gut, dass der Tod ihm zutraut, alleine loszuziehen und Seelen einzusammeln. Das funktioniert so lange, bis Mort seine menschlichen Gefühle in die Queere kommen: Er rettet eine Prinzessin deren Zeit eigentlich abgelaufen war und bringt so das ganze Universum durcheinander. Unglücklichweise steckt auch sein Meister gerade in einer Sinnkrise. Statt den ganzen Schlamassel wieder in Ordnung zu bringen, will der Tod lieber Koch werden.
Meine Meinung Okay, ich weiss gar nicht wie ich ausdrücken soll, wie überrascht ich bin. Aber ich bin SO überrascht! Nach dem "Farbe der Magie"-Krampf, der mich mit einer tiefen Verzweiflung über die restlichen vier Terry Pratchett Bücher auf der Liste erfüllt hat - schließlich habe ich mir nunmal vorgenommen zumindest zu versuchen, die komplette Liste zu lesen! - bin ich jetzt wieder guten Mutes. Die Geschichte über Mort ist clever, charmant, liebenswert und einfach gnadenlos witzig. Alle Dinge, die mich an "Die Farbe der Magie" so genervt haben, die dauernden Abschweifungen, die Absätze langen Witze, die nervigen Charaktere - keine Spur davon in Mort. Es gab zwar immer noch Abschweifungen die mich genervt hätten - wären sie nicht diesmal nur als Fußnoten aufgetreten. So konnte ich sie also gepflegt überlesen und mich an dem Genie der Geschichte freuen. Ja, Genie! Ich bin euphorisch! Das könnte daran liegen, dass ich von diesem Buch einfach nichts erwartet habe, es sogar gefürchtet habe - aber ich bin mir sicher, dass zumindest ein Teil der Euphorie gerechtfertigt ist.
Zum einen liegt das am Tod. Der war ja schon im letzten Buch unter den einzigen Dingen, die mir gefallen haben und hier spielt er die Hauptrolle. Und der Tod sieht zwar so aus, wie man sich das gemeinhin vorstellt (Skelett, schwarze Kutte, Sense, außerdem spricht er nicht laut, sondern seine Worte kommen im Gehirn an, ohne die Ohren zu benutzen), ist aber eigentlich ein liebenswertes Schnuckelchen. Wenn er auch nicht wirklich Mitgefühl mit den Menschen zeigt, deren Seelen er abholt (für das Umbringen ist er NICHT zuständig!) so liebt er doch Katzen, Curry und seine Adoptivtochter Ysabell. Ysabell ist insgeheim auch der Grund, warum er Mort angestellt hat.
HAVE YOU MET MY DAUGHTER? Death said. "Er, yes Sir." said Mort, his hand on the doorknob. SHE IS A VERY PLEASENT GIRL said Death AND OF COURSE ONE DAY, THIS WILL ALL BELONG TO HER! Something like a small blue supernove flared for a moment in the depths of his eyesocket. It dawned on Mort that, with some embarassement and complete lack of expertise, Death was trying to blink.
Mein Lieblings Pratchett Charakter! (Bild von http://www.intermission.nu/tag/terry-pratchett/)
"Don´t rush off" said the abbot. "I always look forward to these talks. What´s happened to the usual fellow?" "Usual fellow?" said Mort bewildered. "Tall chap, black cloak. Doesn´t get enough to eat, by the look of him." "Usual fellow? You mean Death?", said Mort "That´s him!" said the abbot cheerfully. Mort´s mouth hung open. "Die a lot, do you?" he managed.
Ich hab nicht nur einmal laut herausgekichert. Und ich saß in einem Zug! Abgesehen davon, dass die Charaktere liebenwert und der Erzählstil lustig ist, ist die Geschichte auch einfach gut. Wir verbringen dieses Mal netterweise kaum Zeit in der Stadt Ankh-Morpork, die mich - Sorry Pratchett Fanatiker! - in diesem Buch immer noch genauso nervt, wie im letzten. Dafür spielt ein Großteil der Geschichte auf dem Rücken vom (buchstäblichen) Pferd des Todes. Sein Name ist Binky.
Ps: Warum bloß die bescheuerten Cover? Dieses Mal sind zumindest die Farben schön, aber die Figuren von Mort und dem Tod sind ja dramatisch hässlich.