The Secret Garden von Francis Hodgson
Burnett, Einband der Originalsausgabe
von 1911 (Quelle)
"He wouldn´t tell you my secret, would he?"
"About what, Miss Mary?"
"A garden. I´ve stolen a garden. But it may already be dead, I don´t know."
Dies ist mein dritter Beitrag zu Neyashas Themen-Challenge zu "Liebe, Tod und Ehre" und zwar zum Thema "Kindheit". Ausserdem steht das Werk auf der 100Buecher-Liste der "Best-loved Novels of all time" der BBC und zwar auf Platz 51.
Hach ist das eine schöööne Geschichte. Mal wieder freu ich mir einen Keks über die Idee mit den 100 Büchern!
Zur Story
Die kleine Mary Lennox, von ihren reichen englischen Eltern völlig vernachlässigt, wächst in Indien hauptsächlich unter der Obhut einheimischer Nannys auf, die sie von Geburt an verziehen. Mary wird zu einem kleinen Biest, dass sich nicht nur als etwas besseres fühlt, sondern alle um sie herum auch dementsprechend behandelt. Als eine Choleraepidemie ausbricht, sterben alle Bewohner des Hauses, Marys Eltern und ihr Kindermädchen inbegriffen. Weil das Kind in Indien nun keine Verwandtschaft mehr hat, wird sie zu ihrem Onkel nach England geschickt, der nicht nur wenig Interesse an ihr zeigt, sondern ihr auch keinerlei Spielsachen besorgt hat. Gelangweilt vom Drinhocken und irritiert davon, dass das kesse junge Dienstmädchen Martha so gar nicht nach ihrer Pfeife tanzt, bleibt Mary nur, draußen im Freien zu spielen. Die frische Luft und Bewegung verändern das kränkliche, freudlose Kind und bald findet es sogar einen Freund; Marthas Bruder Dickon, der jeden Winkel der umliegenden Natur kennt und mit Tieren sprechen kann. Als Mary hinter einem versteckten und zugewucherten Tor einen geheimen Garten entdeckt, den ihr Onkel nach dem Tod seiner geliebten Frau abgesperrt und verwildern lassen hat, machen sie und Dickon sich mit Feuereifer daran, den Garten heimlich wieder auf Vordermann zu bringen. Doch es warten noch mehr Geheimnisse auf sie. Eines Nachmittags, als Mary wegen eines Regenschauers im Haus herumstromert, hört sie ein unterdrücktes Weinen. Dem Geräusch nachgehend, gerät sie in ein Kinderzimmer mit einem Bett, in dem ein deprimierter Junge liegt, der seit seiner Geburt durch eine Krankheit ans Bett gefesselt und schrecklich selbstsüchtig und tyrannisch ist. Er ist fest davon überzeugt, dass er bald sterben wird, denn schließlich hört er das jeden Tag, eigentlich seit er sich erinnern kann. Nur Mary ist sich da nicht so sicher...
Meine Meinung
"One of the strange things about living in the world is that it is only now and then one is sure one is going to live forever and ever and ever!" Noch Fragen?Das Buch ist einfach so schön, dass ich mich nach der letzten Seite gefühlt habe, ich hätte eine kleine Wärmflasche verschluckt.
Mary, zu Beginn ein tyrannisches kleines Ekelpaket, ist total überfordert, als sie in England ankommt und sich auf einmal niemand mehr etwas von ihr gefallen lässt. "Who is going to dress me?""Can´t you dress yourself?""Of course not, my Ayah dressed me.""What did they do with you in India? Carry you around in a basket?""How dare you speak to me with such disrespect!"Mit diesem Ton ist sie bei dem schnippischen Dienstmädchen Martha aber an der falschen Adresse und Mary ist total ratlos, wie sie mit jemandem umgehen soll, der sie nicht mit Unterwürfigkeit oder Desinteresse, sondern manchmal sogar mit Herzlichkeit behandelt. Mit anzusehen wie das kleine Mädchen nach und nach immer zutraulicher wird und sich schließlich mitunter sogar wie ein normales Kind benimmt, hat ein bisschen was von einem Sonnenaufgang. Die Charaktere der Geschichte sind durchweg liebenswert, auch wenn Collin eher der Typ Kind ist, das Erwachsene dazu bringt zu murmeln "Wenn das mein Sohn wäre, also dann würde hier...". Aber was will man denn schließlich von einem Kind erwarten, dass sein ganzes Leben lang nur erzählt bekommt, wie schwach und krank es ist und das es ein Wunder ist, dass es überhaupt noch lebt? Die einzige, von der Collin nicht mit Samthandschuhen angefasst wird, ist Mary, denn die ist viel zu egoistisch, um sich lange mit Collins Befindlichkeiten auseinanderzusetzen. So treffen also zwei kleine Dickköpfe aneinander und beide profitieren davon, dass ihnen endlich jemand ihre Grenzen aufzeigt."Will you stay with me Mary, please?""Well, since you said please. But if you scream once more, I´ll smother you with the pillow!"
"Where you tend a rose my lad, a thistle cannot grow."Der große Zauber des Buches liegt in der kindlichen Freude, mit der Frances Hodgson Burnett ihre Charaktere erschaffen hat. Meine Lieblingscharaktere, Martha und ihr Bruder Dickon, sind beide frei heraus und herzlich, sprechen aber einen herrlichen Yorkshire Dialekt, mit dem Nicht-Muttersprachler wahrscheinlich zu Anfang ein bisschen überfordert sein werden. Gerade wegen dieses Dialekts lohnt es sich aber, das Buch in der Originalsprache zu lesen. Die Geschichte ist so geschrieben, dass sie es möglich macht, in die Gedankenwelt eines Kindes einzutauchen, ohne dabei in der Ich-Form geschrieben zu sein. Der Erzählstil ist, es gibt kein besseres Wort, zauberhaft! Poetisch, unkitschig, wunderschön. Der Leser freut sich über jede Knospe, die den Winter im geheimen Garten überstanden hat, über jeden Sonnenstrahl. Selbst wenn man das Buch, wie ich, an einem nieselkalten, trübgrauen Winterwochenende liest, bringt das Umblättern jeder Seite einen Hauch von Frühling mit sich. Ein zentrales Thema des Buches ist die Macht positiver Gedanken und umgekehrt die Zerstörungskraft negativer. Wer dieses Buch weglegt und keine positiven Gedanken hat, dem kann ich auch nicht weiterhelfen!
"I´m going to die.""From what?""Everything.""I hate the way you talk about dying.""Everyone thinks I´ll die.""If everyone thought that about me, I wouldn´t do it!"
Fazit:Macht gute Laune und regt zum Nachdenken an. Für alle, die sich noch daran erinnern, wie es war ein Kind zu sein: Lesen. Und für die, die es vergessen haben: Unbedingt lesen!