Im vorherigen Beitrag GABA und Sport habe
ich die Vorzüge von GABA auf das zentrale
Nervensystem (ZNS) angesprochen
und auch erörtert, daß eine Nahrungsergänzung
von GABA keinen Sinn macht,
um die entspannende Wirkung von GABA
zu geniessen -
die Aminosäure ist schlicht nicht in der Lage, die
Blut-Hirn-Schranke zu überwinden.
Ohnehin würde ich Entspannungstechniken wie Meditation bevorzugen,
und wer einen ruhigen Job mit viel körperlicher Bewegung hat, braucht dieses
wahrscheinlich alles nicht.
Wer aber unter Dauerstress leidet, könnte von einem erhöhten Anteil
von GABA im Gehirn durchaus profitieren.
GABA wirkt angstlösend, muskelentspannend, schmerzstillend und
blutdruckstabilisierend.
Typische Stresssymptome werden so reduziert.
Auch wird GABA neben den beiden Schlafhormonen Melatonin und
Seratonin (dem Vorgänger von Melatonin, siehe hier) eine
schlaffördernde Wirkung nachgesagt.
Eine Möglichkeit, sein Vorkommen vom GABA im Gehirn zu beeinflussen
ist Theanin.
Genau wie GABA handelt es sich hier um eine nicht-proteinogene
Aminosäure, also ein Eiweiß, was nicht in den Muskel eingebunden wird,
sondern andere Funktionen im Körper erfüllt.
Theanin ist in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und so
psychaktiv zu wirken, indem es sowohl das Aufkommen von GABA
als auch seinem eigentlichen Antagonisten Dopamin erhöht.
Die Folge: ein ruhiger, entspannter, dennoch wacher Zustand.
Kommt einem als Meditierendem bekannt vor?
Ganz richtig, Theanin fördert die Bildung von Alphawellen im Gehirn.
Diesen Alphazustand, also die Dominanz von Alphawellen im Gehirn
erreicht der Mensch seit Jahrtausenden durch Meditation.
Lässt sich wunderbar mithilfe eines EEG messen.
Theanin kommt praktisch nur in grünen Tee in nennenswerten Mengen
vor. Auch schwarzer Tee enthält Theanin, allerdings wurde durch die
Fermentation der (eigentlich grünen) Teeblätter viel Theanin zerstört.
In Tee ist Theanin immer zusammen mit Koffein enthalten.
Interessanterweise wirken die beiden Inhaltsstoffe ziemlich
gegensätzlich: Theanin wirkt beruhigend, Koffein aufputschend.
Theanin erklärt somit 2 Eigenschaften des grünen Tees:
- Grüner Tee wirkt anregend, aber nicht wie Kaffee aufputschend
und nervös machend
- kurz gebrühter grüner Tee wirkt aufputschender als 5 Minuten gebrühter Tee,
da Koffein viel schneller freigesetzt wird als Theanin
Theanin ist also ein weiterer Grund, grünen Tee zu trinken (andere Gründe hier).
Grüner Tee wirkt Arteriosklerose, Krebs und Diabetes entgegen und
hilft sogar beim Abnehmen.
Wer von der entspannenden, Alphawellen-fördernden Wirkung von Theanin
profitieren möchte, kommt mit grünen Tee nicht sehr weit, da die
Wirkung des Theanins immer von der entgegengesetzten Wirkung des
Koffeins aufgehoben wird.
Abhilfe schaffen hier Kapseln aus Grüntee Extrakt.
Diese enthalten zwar immer auch etwas Koffein, das Verhältnis
ist aber wesentlich günstiger und auch die Menge des extrem gesunden
Epigallocatechingallat (EGCG) ist deutlich höher als in normalen
Teebeuteln.
Mittlerweile gibt es auch schon Theanin Kapseln.
Diese werden aus Teeblättern gewonnen und enthalten bis zu
200 mg Theanin, neben den anderen, sehr gesunden Pflanzenstoffen.
Am besten abends 1 Kapsel direkt vor dem Schlafengehen einnehmen.
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