Die neue, knallig-steampunkige SciFi-Dystopie von Terry Gilliams (Brazil, Fear and Loathing in Las Vegas, Monty Python) ist voller existenzialistisch-esoterischer Sinnsuche. Leider steht der Film nur im Schatten von „Brazil“.
Inhalt:
Das soziopathische Computergenie Qohen Leth (Christoph Waltz), welches nur im generischen Plural von sich spricht, wohnt zurückgezogen in einer Studenten-WG-artig verwüsteten Kapelle im futuristischen London. Dort wartet er auf einen geheimnisvollen Anruf, welcher ihm die existenzielle Bedeutung seines Seins erklären soll. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist auf ebendiesen Anruf zu warten, arbeitet er für eine anonyme Firma, die von dem mysteriösen, alles überwachenden, „Management“ geführt wird und mithilfe des gigantischen Computers „ManCom“ den virtuellen Raum beherrscht.
Der talentierte Qohen soll nun für diese Firma das „Zero Theorem“ lösen, mit der Aussicht, den lange erwarteten Anruf schließlich zu erhalten. Sein Team, welches ebenfalls für das geheimnisvolle Management arbeitet, besteht aus dem Wunderkind Bob (Lucas Hedges), dem verführerischen Callgirl Bainsley (Mélanie Thierry) und der Computer-Psychaterin Dr. Shrink-Rom (Tilda Swinton).
Statt allerdings das „Zero Theorem“ zu lösen und den Sinn zu finden, endet der Film (Achtung, Spoiler!) mit der Zerstörung des „ManCom“ Computers, welcher Qohen schließlich in den virtuellen Raum, also in ein Universum voller Bilder und Erinnerungen, führt. Etwas trashig umgesetzt, fällt Waltz in ein schwarzes Loch, welches explodiert und ihn zu seiner Traumwelt am Strand führt, wo er fröhlich und ballspielend – nackt, wie die Natur ihn erschuf – im Meer rumtollt. Begleitet werden die Bilder von einer jazzigen Version von Radioheads „Creep“.
Das Ende erinnert sehr stark an das von Brazil: Nach der wilden Flucht von Sam und Jill vor der technisierten und bürokratisierten Welt, finden sie in einer idyllischen Landschaft Zuflucht, die sich am Ende jedoch als ein Traum von Sam herausstellt, welcher den Verstand verloren hat.
Die Parallele zu „The Zero Theorem“ ist eindeutig, da auch hier Gilliam die Natur (ideale Welt) der Technik (Überwachung / Macht) gegenüberstellt. Allerdings hat es Gilliam in diesem Fall zugelassen, dass der Betrachter die Katharsis statt der kafkaesken Aussichtslosigkeit erfährt. Deswegen schafft es „Brazil“ „The Zero Theorem“ als stringentes Meisterwerk um Welten zu übertrumpfen.
Behind the Scenes
Ursprünglich sollte der 2009 geplante Film mit Jessica Biel, statt Thierry und Al Pacino, statt Waltz gedreht werden. Da dies aus unbekannten Gründen nicht möglich war, wurde er stattdessen im Herbst 2012 mit neuer (ebenfalls großartiger) Besetzung und einem Budget von nur 10,3 Millionen Euro, in nur 37 Tagen in Bukarest gedreht.