awesomatik auf Buchfühlung
The Wolfman - Nicholas Pekearo
Ich bin sehr sensibel, was den Mondkalender betrifft. Sobald der Vollmond, wie das blinde und faulige Auge einer Hexe aus dem düsteren Berliner Himmel in mein Schlafzimmer blickt, habe ich schlaflose Nächte. Dann fühlt es sich an als ob mein Blut brodeln würde und an Schlaf ist nicht mehr zu denken.
Vielleicht erklärt diese lunare Sensibilität auch meine Affinität für das Werwolf-Genre. Von Filmen wie Teen Wolf, Dog Soldiers, Wolf, An american werewolf in London/Paris, Twilight, Romasanta usw. über Romane wie The wolfen, The wolf’s hour oder Sharp teeth habe ich einiges aus dem Genre gesehen und gelesen.
Nun also The Wolfman, ein Debüt-Roman der posthum nach dem tragischen Tod des Autors veröffentlicht wurde.
Nicholas Pekearo wurde mit 28 Jahren als (unbewaffneter) NYPD-Hilfspolizist bei der Verfolgung eines Straftäters mit sechs Kugeln erschossen. Schade denn als Autor hätte er durchaus eine Zukunft haben können. Möge er auch bei Vollmond in Frieden Ruhen.
Und darum geht’s:
Auf Vietnam-Veteran Marlowe Higgins lastet der Werwolf-Fluch. Immer bei Vollmond muss er jemanden töten. Jahrelang plagt ihn sein Gewissen bis es ihm eines Tages gelingt, aus der Not eine Tugend zu machen. Von da an tötet die Bestie in ihm nur noch böse Menschen.
Als ein Serienkiller die Stadt terrorisiert, scheint seine nächste Beute klar zu sein. Doch dann kommt alles ganz anders….
The Wolfman ist ein echter Rock n’ roll Werwolf. Der Protagonist flucht wie ein Kesselflicker und auch im restlichen Text wird an Schimpfwörtern nicht gespart.
Diese unangepasste Wildheit passt wunderbar zum Genre. Überhaupt kann Pekearo ganz vernünftig schreiben.
Leider will die Geschichte anfangs nicht so richtig in Gang kommen. Erst nach gut einem Drittel des Buches kristallisiert sich langsam eine Handlung heraus.
Dann macht The Wolfman aber richtig Spaß, da kann der Held noch so übellaunig sein. Von Bordell zur Barschlägerei kämpft und beißt sich Higgins durch den Roman. Dabei sitzt ihm die Zeit im Nacken, denn stets muss ein ausreichend böses Opfer gefunden werden, bevor der nächste Vollmond aufgeht. So liest er sich täglich durch die Schlagzeilen sämtlicher Lokalzeitungen und horcht seinen Polizistenfreund Pearce über aktuelle Straftäter aus.
Eine tolle Grundidee also. Ein Werwolf-Detektiv, der Verbrecher vor sein eigenes blutiges Gericht zieht.
Nebenbei bereichert Pekearo die Werwolf-Mythologie um ein paar interessante neue Eigenschaften. So übernimmt Higgins z.B. teilweise Charakterzüge und Erinnerungen von Menschen, die er getötet hat.
Fazit – Holy motherfucking shit – Der Rocker-Werwolf ist los!
Nicholas Pekearo bereichert das Werwolf-Universum um ein paar unterhaltsame Ideen. Mit pulsierender Schreibe lässt er einen sympathisch übellaunigen, alkoholsüchtigen, fluchenden Helden durch seinen Roman wüten.
The Wolfman ist eine verdammt wilde und blutige Werwolf-Geschichte, die leider einige Schwächen aufweist. Wahrscheinlich hat der plötzliche Tod des Autors dazu geführt hat, dass wir uns mit dieser unfertig wirkenden Version zufrieden geben müssen.
Mit kleineren Änderungen hätte The Wolfman das Potential zum echten Werwolf-Kultbuch gehabt.
Wertung knappe 3/5
1. Geht gar nicht 2. Is OK 3. Gut 4. Richtig gut 5. awesomatik!
Alle awesomatik Rezensionen auf einen Blick
awesomatik Kuriosum
Das Buch sollte man nicht mit dem Film “The Wolfman” von 1941 bzw. dem Remake von 2010 verwechseln.
Letzteres war einer der teuersten Boxoffice-Flops aller Zeiten und bekam extrem schlechte Kritiken.
Ich fand ihn gar nicht mal schlecht. Schönes Creature-Design und gute Schauspieler. Hätte natürlich besser sein können aber dafür, dass die Dreharbeiten mehr als problematisch verlaufen sind, ist das Ergebnis durchaus akzeptabel.
Und hier noch ein aktueller Filmtipp aus der humoristischen Sparte. Wolfcop – he’s like Dirty Harry, only hairier:
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Wolfsrache (Deutsch)
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The Wolfman (Englisch)
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Schlagworte: Buchkritik, Nicholas Pekearo, Rezension, The Wolfman, Thriller, Werwolf, Wolf, Wolfsbrut