The Weeknd: Statement mit Seele

Erstellt am 4. September 2013 von Mapambulo
The Weeknd
„Kiss Land“

(Republic)
Abel Tesfaye aka. The Weeknd ist also angekommen. Nachdem sein so bemerkenswertes wie umfangreiches Vorwerk zunächst nur als Sammlung dreier digitaler Mixtapes zu haben war und so den Anschein erweckte, der Mann traue sich nicht so recht aus der Deckung und nur der unvermeidliche Erfolg habe ihn gezwungen, die Bits und Bytes nachträglich noch zu einer Trilogie und zum physischen Tonträger umzuwidmen, geht „Kissland“ nun den obligatorischen Weg. Und wird deshalb nicht schlechter. Denn auch wenn der Überraschungsmoment jetzt weg ist, schafft es kann der Mann aus Toronto noch einmal, (s)eine sehr komplexe, spannungs- und abwechslungsreiche Klangwelt synthetischen R’n’B’s wiederzubeleben. Diese erscheint mal frostig kalt und distanciert (The Town, Adaption), mal mit warmem und berührendem Soul (Professional) und in seltenen Momenten auch in plüschiger Schwülstigkeit (Pretty, Kiss Land) – natürlich geht es um Entfremdung, Sehnsüchte, wahre Liebe und käuflichen Sex, alles also, was das unpersönliche Metropolenleben für einen hoffnungslosen Romantiker wie Tesfaye so bereithält.
Der Sound pendelt wie gewohnt zwischen Massive Attack und Frank Ocean, Justin Timberlake sollte sich ärgern, dass diese eingängigen Midtempostücke auch ohne Timbaland und Williams den nötigen Grip haben und Michael Jackson, tja, der dürfte sich freuen, dass es jemanden gibt, der sich (nach „D.D.“ auf „Echoes Of Silence“) seines Erbes auf passende Weise annimmt. Nicht alles ist stimmig – ein paar Minuten weniger hätten dem Album wahrscheinlich gut getan, für die jaulenden Synths im Hintergrund des Titeltracks braucht man schon gut Nerven und die berüchtigten Samples aus Portisheads „Machine Gun“ (Belong To The World) haben nicht halbsoviel Wumms wie im Original. Dazu noch „Wanderlust“ als wenigstens diskutable Coverversion des 84er-Dauerheulers „Precious Little Diamond“ von Fox The Fox – nun ja... In der Summe bleibt es dennoch eine beachtliche Platte mit vielen klugen Einfällen, eine Art Handreichung und Soundtrack für das Überleben in der maximal digitalisierten Megacity, immer knapp am Kitsch vorbei, ein Statement mit Seele. http://www.theweeknd.com/