The Weekend Watch List: The Warlords

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The Weekend Watch List: The Warlords

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The Warlords (Originaltitel: Tau ming chong) erzählt eine teilweise auf Tatsachen beruhende Geschichte aus dem China des 19.Jahrhunderts. Ein blutiger Aufstand der Taipin-Rebellen gegen die vorherrschende, korrupte Qing Dynastie fordert innerhalb eines Jahrzehnts mehrere Millionen Todesopfer.

Inmitten dieses Bürgerkriegs findet sich der dem Kaiserreich zugehörige General Pang Qing-Yun (Jet Li) als einziger Überlebender einer einem Gemetzel gleichenden Schlacht wieder – und das nur, weil er sich tot gestellt hat. Desillusioniert, geschlagen und hungernd verlässt er das Schlachtfeld um im nächsten Dorf dem Krieg abzuschwören und ein neues Leben zu beginnen. Einige schicksalhafte Stunden in intimer Zweisamkeit und Zuflucht gewährt ihm eine Fremde (Xu Jinglei), die am nächsten Morgen auch schon wieder verschwunden ist. Auf der Suche nach Nahrung lernt er schließlich den Banditen Jiang Wu-Jang (Takeshi Kaneshiro) kennen, der ihn nach einer kurzen Machtdemonstration sogleich zu seinem Stützpunkt einlädt. Dort macht Pang auch Bekanntschaft mit Wu-Jangs älterem Bruder und Anführer der Banditen, Zhao Er-Hu (Andy Lau) und erfährt zugleich, dass die geheimnisvolle Fremde dessen Ehefrau ist.

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Die kleine Banditengruppe, die die Raubzüge in der Umgebung nur unternehmen, um ihre Familien zu ernähren, profitieren schon bald von Pangs militärischer Erfahrung und so schließt das aus gegenseitigem Vertrauen etablierte Triumvirat aus Wu-Jang, Er-Hu und Pang einen Blutschwur und das Versprechen, sich in guten wie auch in schlechten Zeiten immer beizustehen. Doch die Zeiten sind hart und die Ausbeute immer schlechter, weswegen Pang seinen „Blutsbrüder“ und die restlichen Banditen dazu überreden kann, sich der Qing-Armee anzuschließen. Die Jahre vergehen und auch im Dienste der Armee erweist sich das strategische Kalkül von Pang zusammen mit dem Draufgängertum Wu-Jangs und dem militärischen Geschick von Er-Hu immer wieder als außerordentlich erfolgreich. Die zunehmende Macht, das hohe Ansehen und die politischen Umwege, die Pang zugunsten seiner eigenen Ziele eingehen muss, verblenden ihn jedoch zusehends. Schon bald muss er schwerwiegende Entscheidungen fällen, die seinem Ansehen beim Kriegsrat des kaiserlichen Hofes schaden und zudem auch einen Keil zwischen sich und seine Blutsbrüder treiben könnten.

Regisseur Peter Chan realisiert ein seit Jahren geplantes Projekt, das ursprünglich als Remake des 1973 erschienenen (und von den legendären Shaw-Brothers produzierten) Blood Brothers gedacht war. Eine kleine Kontroverse später und der Titel wurde auch schon – um Ähnlichkeiten bzw. Verwirrungen zu vermeiden – vom geplanten The Blood Brothers zum ebenso treffenden und martialischen The Warlords geändert.

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Spätestens nach den einführenden Minuten wird mit einiger Deutlichkeit dargestellt, das Chan mit diesem Film kein poetisches Fantasy-Epos wie Hero oder Crouching Tiger, Hidden Dragon präsentieren will, sondern eine düstere, grimmige Note an die schicksalhafte Geschichte rund um Bruderschaft und Verrat hängt. Wo man sich kunstvoll choreographierte Schwertkämpfe mit eleganten, schwerelosen Manövern erwartet hat, wird man schnell auf den dreckigen, blutüberströmten, mit abgetrennten Gliedmaßen bedeckten Boden eines Schlachtfeldes geholt und mit einem desolaten, verschmutzten Jet Li konfrontiert. Dieser hat seinerseits ja schon nach Fearless beschlossen, seine Martial-Arts Schuhe an den Nagel zu hängen und in anderen Genres Fuß zu fassen.

Betrachtet man also seine Rollenauswahl und in weiterer Folge seine schauspielerische Leistung in The Warlords, so kann man zweifellos behaupten, dass ihm diese Abkehr von seinen Wurzeln gut getan hat: Im Laufe des Films wandelt sich der von Li dargestellte Charakter Pang von einem gedemütigten, durch Gewissensbisse geplagten Uniformträger in einen machthungrigen, moralisch oftmals fragwürdig agierenden Egozentriker. Auch seine Schauspielkollegen Andy Lau (Infernal Affairs, House of Flying Daggers) und Takeshi Kaneshiro (Returner, Chungking Express), die zwar in heimischen Gefilden relativ unbekannt, dafür aber im asiatischen als absolute Elite in ihrem Berufsstand zu bezeichnen sind, machen in ihren Rollen nicht unwesentlichere Wandel durch.

Die Handlung selbst befasst sich zum größten Teil mit den schicksalhaften Verstrickungen der drei Charaktere und deren gemeinsamer Entwicklung, die zwar im europäischen Raum – wie viele andere artverwandten Werke aus Asien – etwas pathetisch und überzogen anmutet, aber vor allem im letzten Drittel des Films an Intensität gewinnt und doch einigermaßen mitreißen kann.

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Leider kann dies von den diversen groß angelegten und mit einer wahren Statistenarmee durchgeführten Schlachten nicht behauptet werden: opulent in Hinsicht auf Ausstattung und Choreographie sowie mit allerlei kameratechnischen Spielereien versehen, vermag keine der Kampfhandlungen so richtig mitzureißen. Durch die gewaltigen Kamerafahrten entsteht teilweise eine ungewollte emotionale Abtrennung zum Geschehen, während so manche Zeitlupensequenz zwar toll aussieht, aber ebenso unwichtig wirkt: „Style over Substance“ ist das Motto der Schlachten, die somit konträr zur eigentlichen, handlungstragenden Tragödie steht. Beeindruckend ist das ganze teilweise schon, aber mehr auch nicht.

Bildgewaltige Gemetzel sind ja in den letzten Jahren glücklicherweise durch Peter Jacksons Megalomanie in seiner Hobbit-Trilogie zurückgegangen, jede Neuerscheinung muss jedoch für einen Vergleich parat sein. The Warlords kann dennoch mit tollen Kostümen, mit dem Verzicht auf computergenerierte Heerscharen und einiger netter Actionszenen mit Jet Li auftrumpfen – bei einer Rekordgage von 13 Millionen Dollar (bei Produktionskosten von insgesamt 40 Millionen Dollar!) war dies aber ohnehin anzunehmen. Auch der eine oder andere Plagiatsvorwurf kommt, wenn auch in weiterer Folge unwichtig, nicht unbegründet: Pang zieht heroisch mit einem gänzlich unterlegenen, aber hoch motivierten Heer gegen den Feind, während ein angeblicher Verbündeter mit seiner gut ausgerüsteten Armee dem Geschehen mit Skepsis zusieht (Braveheart?!).

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Wie dem auch sei, ein weiteres Problem ergibt sich aus der Nebenhandlung: Die Liebesbeziehung bzw. dessen Tragweite erweist sich als gänzlich nebensächlich; mehr als Staffage und Objekt der Begierde ohne gewichtigen Hintergrund oder Motiv stellt Xu Jinglei in der Rolle der Lian nicht dar. Mehr als den Betrogenen auszuziehen und vom Nebenbuhler schmachtend vor Zuneigung im Schützengraben (wo kommen die übrigens her?! Paths of Glory?!) gejagt zu werden, darf sie nicht. Auch wenn der Ansatz etwas plump, die Ausführung unbedeutend und das Endergebnis nicht auszumachen ist, so hätte man dieses plakative Eifersuchtsdrama dennoch besser in die Handlung integrieren können.

Hollywood made in Hong Kong, so könnte man The Warlords treffend kategorisieren: Große Stars mit noch größeren Gagen, opulent ausgestattete und fotografierte Szenerien sowie ein beeindruckendes Großaufgebot von Statisten und Drehbuchautoren. Das zentrale Thema rund um die Bruderschaft der drei Protagonisten und der gesamte daraus resultierende Konflikt erweist sich zwar als vorhersehbar, aber grundsätzlich interessant und wurde zudem auch in ein glaubwürdiges Setting platziert. Auch wenn hier und da in vereinzelten Szenen etwas zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt wird und scheinbar manchmal mit allen Mitteln das moralische Dilemma von einzelnen Charakteren geschildert werden musste, verliert The Warlords kaum etwas von seinem durchaus vorhandenen grimmigen, betont realitätsbezogenen Charme. Es bleibt jedoch ein etwas zahnloser und kommerzieller Beigeschmack übrig, der aber größtenteils durch die wunderbare Art-Direction und die schauspielerischen Leistungen gut überdeckt wird.

Regie: Peter Chan, Wai Man Yip, Drehbuch: Jianxin Huang, James Yuen, Oi Wah Lam, u.a., Darsteller: Jet Li, Andy Lau, Takeshi Kaneshiro, Xu Jinglei, Filmlänge: 126 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 07.05.2009


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Autor

Christoph Stachowetz

Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.


 
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