The Weekend Watch List: The Social Network
9DramaAls es geheißen hat, dass David Fincher einen Film über Facebook macht, waren die Zweifel groß. Wie macht man einen Film über ein soziales Netzwerk und seinen Gründer? The Social Network zeigt es.
Mark Zuckerberg (Jesse Eisenberg) ist kein umgänglicher Mensch. Gleich zu Beginn scheint es so, als fehlten ihm die einfachsten sozialen Umgangsformen. Umso verwunderlicher, dass er dann ein sogenanntes “soziales Netzwerk” aufbaut. Nicht ganz im Alleingang, aber doch als treibende Kraft dahinter, erschafft er einen Millionenschweren Konzern, ein Netzwerk, von dem die Leute heute, so scheint es manchmal, richtiggehend abhängig sind. Freunde werden schnell zu Feinden, je erfolgreicher er wird, aber vor allem kennt er selbst keine Skrupel um das zu erreichen und durchzusetzen, was er sich in den Kopf setzt. Für die einen erstrebenswert, für die anderen verachtenswert. Ein Prozess folgt dem nächsten. Die logische Schlussfolgerung: je mehr Freunde er verliert, desto einsamer wird er, der Mensch hinter dem sozialen Netzwerk, dass eine ganze Welt miteinander verknüpfen soll.
Das beachtliche an The Social Network ist in erster Linie gar nicht so sehr Finchers Regie, die sich als überraschend und ungewohnt zurückhaltend erweist, sondern das grandios geschriebene Drehbuch von Aaron Sorkin. Ihm gelingt es eine an sich unsympathische Figur, einen Charakter, mit dem man Anfangs keinerlei Empathie empfinden kann, zunehmend dem Publikum näher zu führen. Er reißt dem Protagonisten (der stellenweise eher ein Antagonist zu sein scheint) Stück für Stück und Szene für Szene die Fassade runter und enthüllt den Menschen dahinter, der, trotz seiner charakterlichen Schwächen, eben auch nur ein Mensch ist, mit Gefühlen, Ängsten, kurz Emotionen, wie jeder andere auch (siehe auch Steve Jobs von Danny Boyle).
Jesse Eisenberg liefert als Mark Zuckerberg eine seiner besten schauspielerischen Leistungen ab, gleiches gilt für die Nebendarsteller. David Finchers Regie verschreibt sich ganz dem Dienst des Drehbuchs und hält sich vornehm zurück. Dennoch weiß er genau, wie er eine Szene präzise ins richtige Bild rückt. The Social Network beweist die Vielfältigkeit von David Fincher als Regisseur und sein Händchen für starke Drehbücher, zudem beweist das Drama, wie man eine an sich unsympathische, negative Figur zum Protagonisten und Helden eines Films machen kann. Visuell mag The Social Network nicht mit seinen Thriller-Meisterwerken Fight Club und Sieben zu konkurrieren, dafür hat das von Sorkin geschriebene Drama eines der besten von Fincher verfilmten Drehbücher vorzuweisen und ist der eigentliche Star des Films.
Regie: David Fincher, Drehbuch: Aaron Sorkin, basierend auf dem Roman von Ben Mezrich, Darsteller: Jesse Eisenberg, Rooney Mara, Andrew Garfield, Armie Hammer, Justin Timberlake, Dakota Johnson, Filmlänge: 120 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 01.10.2015
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Autor
Marco RauchAufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.