The Weekend Watch List: Drag Me To Hell

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The Weekend Watch List: Drag Me To Hell

7Horror

Wenn der Titel des Films auch anfangs trashig klingen mag, so ist von Beginn an klar, in welche Richtung sich diese Produktion wendet: Alte Tricks in neuer Verpackung, die mit großer Sorgfalt und beeindruckender Präzision auf den Zuseher wirken sollen. Verantwortlich für Drag Me To Hell ist niemand geringeres als Sam Raimi, der damals wieder Zeit gefunden hat, Filme abseits des Spider-Man-Spektrums zu machen. Das Raimi mit diesem Werk in Sachen Nervenkitzel überzeugen kann, liegt vor allem an seiner filmischen Vorgeschichte: The Evil Dead, dessen überarbeiteter Nachfolger Evil Dead II und als Abschluss der Trilogie der zwar eher slapstickhaft anmutende, jedoch nicht minder faszinierende Army of Darkness sind zugleich Genre- als auch Kultklassiker (die nebenbei deren Hauptdarsteller und langjährigen Freund Raimis, Bruce Campbell, zum Fixstern am B-Movie Himmel etablierten).

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Die Handlung von Drag Me To Hell entwickelt sich ebenso schnell wie grundsätzlich belanglos: Die junge, erfolgsorientierte aber dennoch herzensgute Bankangestellte Christine (ersetzt Ellen Page würdig: Alison Lohman) muss für ihren beruflichen Aufstieg verstärkt Durchsetzungsvermögen und Härte zeigen, wobei sie sich zur Demonstration ihrer Wandlung den denkbar ungünstigsten Kunden ausgesucht hat: Eine alte, von Krankheit gebeutelte Zigeunerin namens Mrs. Ganush (Grauenhaft schön: Lorna Raver). Nach der Ablehnung einer weiteren Hypothek auf ihr Haus greift die – in weiterer Folge erstaunlich agile und robuste – Rentnerin tief in die Klischee-gefüllte Trickkiste und verflucht Christine. Drei Tage hat diese nun Zeit, um sich der Konsequenzen ihres Handelns bewusst zu werden, den Attacken des sie nun fortan heimsuchenden Dämons auszuweichen und gemeinsam mit ihrem Freund, dem aufgeklärten Junguniversitätsprofessor Clay (Justin Long), einen Weg aus dem übernatürlichen Schlamassel zu finden – sonst droht das Schicksal, welches der Filmtitel bereits vorweg nimmt. Auch mit der spirituellen Hilfe des Wahrsagers Rham Jas (Dileep Rao) scheinen erste Abwehrversuche fehlzuschlagen und der Tod von Mrs. Ganush lässt die Situation für Christine noch hoffnungsloser erscheinen.

Drag Me To Hell setzt bewusst nicht auf eine ausgeklügelte, nur so vor überraschenden Wendungen und mit vielseitigen Charakteren strotzende Story, sondern versucht durch Schockelemente, die weniger Angst, als eher Überraschung und Aufschrecken verursachen (sollen), den Zuseher in ihren Bann zu ziehen – was angesichts der geschickt in Szene gesetzten Bilder und der großartigen Tonkulisse auch größtenteils hervorragend funktioniert. Manchmal reicht eine Montage von vorhersehbaren, dramaturgischen Elementen, die auf sorgfältige Weise und Stück für Stück dekonstruiert wird, auch vollkommen aus, um den Zuseher in eine nervliche Krise zu bringen: Je unverhoffter und abwegiger der Schockeffekt, desto öfter, so die klare Devise des Regisseurs.

Fans von klassischen Horrorfilmen werden angesichts der Sam Raimi-typischen und teils sehr prominent dargestellten Absurditäten, die von attackierenden Taschentüchern, einem sprechenden Ziegenbock bis hin zu glubschäugigen Tortenstücken reichen, weniger begeistert sein, da diese vor allem im letzten Drittel des Films klar an Dominanz gewinnen. Auch das leider recht leicht vorhersehbare Ende wird eher notdürftig aufgelöst und zeigt die dramaturgische Schwäche des Drehbuchs auf, was angesichts des Zeitpunkts der (angeblichen) Fertigstellung, direkt nach den Dreharbeiten zum 1992 veröffentlichten Film Army of Darkness, aber verzeihbar ist.

Cartoon-Horror trifft auf Geisterbahn-Nervenkitzel: Sam „Evil Dead“ Raimi zeigt in Drag Me To Hell viele Referenzen zu seinen frühen Werken, was zumindest für Fans des Regisseurs ein großes Vergnügen darstellen sollte. Eine passable Besetzung spielt eine bewusst simple Handlung mit viel Slapstick-Horror, in dem nicht wie bei vergleichbaren Genrevertreter das hektoliterweise Vergießen von Kunstblut den erhofften Schrecken bringt, sondern nur die effektvoll inszenierten Schockelemente – und damit punkten kann. Ein Horrorvergnügen, das sich selbst auf den Arm nimmt, Spaß dabei hat und aufgrund dessen sicherlich nicht für alle Genrefans empfehlenswert ist: Purer, unterhaltender Humbug.

Regie: Sam Raimi, Drehbuch: Sam und Ivan Raimi, Darsteller: Alison Lohman, Justin Long, Lorna Raver, Laufzeit: 99 Minuten, DVD-Release: 22.10.2009


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Autor

Christoph Stachowetz

Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.


 
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