The Weekend Watch List: Der große Diktator

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

The Weekend Watch List: Der große Diktator

10Satire

Mit Der große Diktator trat Charles Chaplin gegen Adolf Hitler und sein Regime an, nutzte die äußere Ähnlichkeit zum realen Diktator aus, um ihn in einer spitzen Satire aufs Korn zu nehmen.

Der Diktator Adenoid Hynkel (Charles Chaplin) dehnt sein Reich und seine Schreckensherrschaft immer weiter aus und möchte in seinem Größenwahn nichts geringeres als die Welt beherrschen (sein Tanz mit dem Globus ist eine der unvergesslichen Szenen des Films und bringt seinen Wahnsinn genial und visuell auf den Punkt). Das Symbol seiner Tyrannei, zwei übereinander platzierte Kreuze, prangt im wahrsten Sinne fast an jeder Ecke. Währenddessen unternimmt ein unscheinbarer jüdischer Barbier (Charles Chaplin) alles nur erdenkliche, um dem Zugriff durch das Regime und der systematischen Verfolgung gegen die Juden zu entgehen, nicht wissend um seine äußere Ähnlichkeit zum Diktator, die so groß ist, er könnte glatt sein Doppelgänger sein.

Der große Diktator war vielleicht eines der mutigsten Werke der amerikanischen Filmgeschichte und ist gleichzeitig Zeugnis, dass Chaplin auch im Tonfilm zu brillantem fähig war. Die besten und einprägsamsten Szenen sind zwar durchgehend klassische Stummfilmmomente, wo Chaplin einmal mehr mit seinem visuellen Humor glänzt, doch gerade die emotionsgeladene Ansprache am Schluss, ein Plädoyer für Menschlichkeit und gegen Massenmord und Diktatur, macht deutlich, dass Chaplin auch ein Meister der Worte war – ganz zu schweigen natürlich von der absurden Kunstsprache Adenoid Hynkels, wenn er die Massen anstachelt.

1940 war Chaplin bereits eine Legende und hatte die Macht jeden nur erdenklichen Film zu realisieren, den er wollte. Umso beeindruckender, dass er seiner Menschlichkeit und seinen Überzeugungen treu bleibt und sich lange vor dem Kriegseintritt der Amerikaner mit einer Satire gegen die Grauen der damaligen Zeit entgegenstellt und sich mit Hitler und seinem Regime auf die einzige ihm mögliche Weise anlegt, nämlich indem er die Absurdität des ganzen auf die Leinwand bringt und einer breiten Öffentlichkeit vor Augen führt, was da auf der anderen Seite des Ozeans vor sich geht. Dabei macht Chaplin jedoch nicht den Fehler die Diktatur Hitlers und deren schreckliche Auswirkungen zu banalisieren. Man kann dem Film vielleicht gewisse Längen vorwerfen, die ihm nicht die derartige Perfektion attestieren wie einige frühere Werke Chaplins, doch die (film)geschichtliche Bedeutung von Der große Diktator und die Lebens- und Menschenbejahende Botschaft bleibt ungebrochen.

Regie und Drehbuch: Charles Chaplin, Darsteller: Charles Chaplin, Jack Oakie, Reginald Gardiner, Henry Daniell, Billy Gilbert, Paulette Goddard, Filmlänge: 125 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 09.02.2017

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Autor

Marco Rauch

Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.