The Walking Dead: Saints & Sinners

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

The Walking Dead: Saints & Sinners

9Simulation

Es ist 2020 und wir sind immer noch weit davon entfernt, dass Spiele im Virtual-Reality-Bereich Aufmerksamkeit im Mainstream erlangen. Alle Augen sind bereits auf Half Life: Alyx gerichtet, welches sich mit seinem Release bereits anschickt, diesen Umstand zu ändern. Doch der wahre Paradigmenwechsel wurde ausgelöst durch Boneworks, welches Ende letzten Jahres klammheimlich gezeigt hat, was VR-Spiele in Zukunft tun müssen. Und so ist es ausgerechnet die ausgelutschte Walking Dead-Lizenz, in der man erstmals einen eindrucksvollen Einblick in die Post-Boneworks-Welt der VR-Videospiele erlangen.

The Walking Dead ist ja nun in einer Spielelandschaft, die sich vor Zombie-Spielen kaum zu retten weiß, nicht mehr das zugkräftigste Pferd im Stall der Videospiel-Lizenzen und so mag es dem Spiele-Enthusiasten verziehen sein, wenn der Titel durch den Hype-Radar gefallen ist. The Walking Dead: Saints & Sinners ist eines der bisher durchdachtesten VR-Titel und weiß im Grunde auf allen Ebenen zu überzeugen. Survival Horror ist ja an sich nichts Neues, doch handelt es sich bei The Walking Dead: Saints & Sinners um ein Action-Spiel mit zahlreichen Rollenspiel-Komponenten inklusive nichtlinearem Spielablauf.

Der Star ist sicher die dynamische Welt, die es dem Spieler erlaubt spezifische Areale nach Belieben zu erkunden. Doch es eilt, denn jeden Tag schwinden die Vorräte weiter, während die Horde der Zombies weiter anwächst. So ist man praktisch gezwungen über das Aufsammeln von Gegenständen sein Equipment aufzurüsten, um zu versuchen, den erdrückenden Entwicklungen einen Schritt voraus zu sein.



Gekämpft wird wie bei Boneworks über eine ausgeprägte Gegnerphysik, die aus dem Spieler einen präzisen Zombieschlächter macht. Da kann man den Kopf eines Zombies packen und ein Messer hineinstoßen und nicht selten wird es dabei zerbrechen und den Spieler dazu bringen sich nach Ersatz umzusehen, nicht unbedingt mit dem besten Timing. Die Präsentation wirkt zwar wenig originell, aber das offene, vielschichtige Design der Umgebungen erzeugt ein Ausmaß an Immersion, das mit der bedrückenden Atmosphäre gemeinsam für die perfekte Weltuntergangssimulation sorgt.

Der Spieler kann Gebäude auf unterschiedlichsten Wegen erkunden, durch den Keller einbrechen, oder an der Dachrinne hochklettern. Innen durchstöbert man unzählige Schubladen auf der Suche nach wertvollen Items, doch dabei darf man nie den Blick auf die Uhr vergessen, denn bei Einfall der Nacht stürmen die Zombiehorden in das Areal, das der sorgsame Spieler hoffentlich längst hinter sich gelassen hat.

Zwischendurch ist die Welt gespickt mit NPCs, die mit diversen Quests immer wieder für moralische Dilemmas sorgen. Die nächtliche Heimkehr sorgt dann bei stetigem Fortschritt für den nötigen Handlungsfortschritt, sodass eigentlich immer Abwechslung geboten ist.

Beinahe wäre The Walking Dead: Saints & Sinners ein perfektes Videospiel, wären da nicht die unzähligen technischen Probleme, von denen das Spiel auch ein Monat nach Release noch geplagt ist. Die Entwickler versprechen Fortschritt, doch angesichts der zahlreichen verschiedenen Plattformen scheint es sich schwierig zu gestalten, ein komplexes Spiel wie dieses auf Schiene zu bringen. Deshalb ist es zum heutigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen, ob man auch wirklich jeder in den Genuss des Spiels kommen kann und beim Anschaffen ist definitiv eine intensive Recherche empfohlen. Wenn es dann aber mal läuft reiht sich The Walking Dead: Saints & Sinners mühelos in die Topliga der VR-Unterhaltung und ist eine große Empfehlung wert.

Plattform: PC (HTC Vive), PS4, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): KA, Release: 23.01.2020, vrwalkingdead.com