Im Juli habe ich euch vom Untergang des DYNAMITE Magazins berichtet. Die Meinungen dazu waren unterschiedlich. Viele sind traurig, dass es das Rock´n´Roll Magazin nicht mehr gibt. Aber auch kritische Stimmen wurden stark, die das Magazin gar nicht mehr lesen wollten. Der Grund? Zu Mainstream! Zu weit weg von Wurzeln des Rock´n´Roll! Nachdem die Rettung des Magazins misslungen ist, gibt es jetzt einen neuen Ansatz. Unleashed Magazin nennt sich das neue Projekt für ein Rock´n´Roll Magazin. Einer der Köpfe hinter dem Unleashed Magazin ist Michael Niehage (45) aus Detmold/Lippe. Er war acht Jahre lang als rasender Reporter für das DYNAMITE Magazin unterwegs. Michi hat mir von den Plänen für das neue Magazin berichtet und auch von seinen Vorstellungen, was das perfekte Magazin ausmacht.
Wie bist du auf die Idee gekommen, ein neues Magazin auf den Markt zu bringen?Michi: Der Gründer des Unleashed Konzeptes, Andreas Lindauer, hat mich schon vor Monaten gefragt, ob ich an dem Magazin mitwirken möchte. Die Idee etwas Eigenes zu machen, tobt schon lange in unseren Köpfen. Als das DYNAMITE dann leider versank, habe ich mich gezielt auf dieses neue Projekt gestürzt. Wir haben die Aufgaben geteilt: Andreas ist derjenige, der sich um das Internet Radio U53 und Merchandise kümmert und ich habe das Magazin in Angriff genommen. So hat jeder sein Aufgabengebiet und ist für sein eigenen Kram verantwortlich.
Was ist das Besondere am Unleashed Magazin?Michi: Ich glaube, das Besondere ist, dass wir großen Wert auf die Musik legen. Wir sind dabei einen Konzertplan zu erstellen, damit jeder genau unterrichtet ist, wann, wie, wo, welche Band spielt. Seit Wochen überfluten die Veranstalter die sozialen Netzwerke mit Werbung. Trotzdem gehen viele Konzert an einem vorbei. Oder aber: Man ist genervt von der Konzertwerbung und beachtet sie nicht mehr. Da kommt unser Konzert-Planer ins Spiel. Eine weitere Besonderheit des Unleashed Magazins ist, dass wir beim Rock´n´Roll bleiben. Wir wollen keine Experimente mit anderen Musiksparten (wie Soul oder Punkrock) starten.
Für wen produzierst du das Magazin? Wer sind deine Leser?Michi: Im Grunde für jeden, der Bock hat, sich mit der Szene auseinander zu setzten und ihre vielen Facetten kennen zu lernen. Wir setzten bewusst auf Informationen, die Neulinge und auch alte Hasen in der Szene interessieren können. Als Beispiel haben wir in der ersten Ausgabe einen Livestyle Bericht über Teddygirls. Wie entstand der Kult? Was ist besonderes daran? Was sind die Unterschiede zu Rockabellas? Eingefleischte Szenekenner werden das alles schon mal gehört haben, doch was sich genau dahinter verbirgt, ist sicher nicht jedem bewusst. In diesem Stil wollen wir weiter arbeiten. Unser Motto: Nicht nur grobe Infos, sondern auch Hintergründe!
Wer arbeitet alles an dem Magazin mit?Michi: Wir sind ein recht großes Team. Ich habe sehr genau nach Leuten Ausschau gehalten, die in das Konzept passen und dem hohen Anspruch, den wir verkörpern wollen, auch gerecht werden. Die werden alle noch ausführlich im Magazin vorgestellt. Nicht zu vergessen sind natürlich die freien Schreiber, die sich enorm einbringen und das ganze lebendiger gestalten. Ohne diese Menschen mit Visionen, würde es so ein Magazin gar nicht auf den Markt schaffen!
Was kannst du uns über die erste Ausgabe verraten?Michi: Die erste Ausgabe wird der Oberknaller! Momentan arbeiten alle unter Hochdruck und die Nerven liegen etwas blank. Aber wir wollen ein hohes Niveau erreichen und halten. Und das geht nur mit großem persönlichen Einsatz. In der ersten Ausgabe wird der Teddygirl Livestyle Bericht einen großen Anteil haben. Ebenso sind Oldtimer und Hot Rods ein großes Thema. Dann natürlich auch Konzerte und Veranstaltungen. Lasst Euch also überraschen.
Ein nicht enden wollendes Streitthema: Wie weit gehst du bei der Musik? Gehören Ska und Psychobilly noch dazu? Darf es auch ein bisschen Soul sein? Wo ziehst du die Grenze?Michi: Rockabilly, Neo Rockabilly und Psychobilly sind mittlerweile kaum noch zu unterscheiden. Auch Jive und Swing möchte ich nicht ausschließen. Nehmen wir die großartigen Cherry Poppin Daddys - die haben fantastische Swing Lieder, aber auch grandiose 2Tone Songs. Wer setzt da nun die Grenze? Es wird schwer die Grenzen zu setzen, nur sind wir der Meinung das Musik Stile die gar nicht passen auch nicht in das Magazin sollen. Keiner kauft ein Rock´n´Roll Heft, um sich über Irish Folk, Soul oder Punkrock zu informieren.Wir versuchen es spannend zu halten und auch dem Mainstream Rock´n´Roller etwas zu bieten. Damit werden wir sicherlich anecken, aber jedem kann man es eh nicht recht machen.
Was ist deine persönliche Meinung zum abgesetzten DYNAMITE Magazin?Michi: Ich habe das Magazin geliebt, die Arbeit mit dem Team war spannend. Aber es hat sich veränderte und ich muss gestehen, dass ich in den letzten Ausgaben kaum noch etwas gefunden habe, was an das alte Magazin erinnert hat. Ich fand einige Berichte zu lang und andere Dinge zu schnell abgehakt. Das war mal anderes. Damals war es ein Magazin aus der Szene und für die Szene. Aber von eben diesen Szeneleuten war nicht mehr viel zu erkennen. Ich glaube, das Magazin scheiterte nicht am Geld (auch, wenn das sicherlich seinen Teil dazu beigetragen hat) sondern daran, dass man die Wurzeln vergessen hat.
Noch steckt das Magazin in der Kinderschuhen, ABER ... wenn das Unleashed mal groß ist, wie sieht es dann aus?Michi: Stimmt, wir sind noch mitten in der Magazin Pubertät. Aber ich denke, dass eine Menge Potenzial in diesem Magazin steckt. Wir arbeiten fieberhaft daran, eine CD mit in das Heft zu bringen und hoffen natürlich, dass wir mit dem, was wir da tun irgendwann eine Auflage von 1.000 knacken. Ob es jemals den DYNAMITE Status erreichen wird ... keine Ahnung! Wird man es jemals am Kiosk finden? Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass wir unseren Wurzeln treu bleiben wollen ... zwar mit einem Blick über den Tellerrand, aber trotzdem immer straight auf dem Weg.
Einer für alle, alle für einen: Wo brauchst du noch Hilfe und wünscht dir Unterstützung von den Leuten?Michi: Natürlich lebt das Magazin auch von der Werbung. Das Ziel ist es, die Kosten zu decken. Dafür sind Sponsoren natürlich immer gern gesehen. Ich hoffe, dass die Plattenlabels und Promotionfirmen uns mit Musik überschütten. Aber im Grunde wünschen wir uns Leute, die das Magazin kaufen und somit das Weiterleben garantieren. Denn ohne die Leser funktioniert es nicht!
Was möchtest du uns noch sagen?Michi: Es gibt unendlich viel, was ich noch loswerden möchte. Aber das würde den Rahmen sprengen. Wirklich schade finde ich, dass es momentan so eine Uneinigkeit gibt. Veranstalter A mag Veranstalter B nicht und wettert gegen Veranstalter C. Das finde ich doof, denn das macht die Szene kaputt. Ich hoffe, dass sich das bald wieder etwas reguliert und alle ein bisschen Fairness zurückgewinnen. Denn im Grunde wollen wir doch alle Musik erleben, Konzerte erleben und mit einem Grinsen (und durchgetanzten Schuhen) nach Hause gehen. Let´s ROCK!