“Guck mal da, zwei Kinogutscheine.“ „Cool, wo kommen die denn her?“ „Mir doch egal. Komm, ich will ‘The Thing’ sehen.“ „Sollten wir mit unserem glücklichen Fund nicht etwas besseres anfangen?“ „Du bekommst eine große Tüte Popcorn.“ „Ich fahre.“
So oder so ähnlich muss es sich abgespielt haben, dass ich gestern Abend um 22.30 Uhr im Cinemaxx gegenüber vom Limbecker Platz in Essen gelandet bin. Anders kann ich es mir nicht erklären. Das war auch kein Problem, denn ich bin ein übertriebener Fan des Originalfilms „The Thing“ aus 1982. Der Film von gestern Abend ist ein Prequel zu John Carpenters Horror-Klassiker und da kam es mir gerade recht, einmal zu überprüfen, ob denn auch alles in Ordnung ist.
Tiefgekühltes Alien
In „The Thing“ entdeckt eine Gruppe norwegischer Forscher ein Raumschiff im ewigen Eis der Arktis. In dem Wrack finden sie selbstverständlich ein Alien, eingefroren in einem großen Eiswürfel. Wie alle verantwortungsvollen Wissenschaftler verstauen sie den Außerirdischen erst einmal in der Garage und gehen feiern. Es kommt, wie es kommen muss, wenn man fremde Aliens mit nachhause nimmt : das Ding taut und fängt an sich durch die Belegschaft zu futtern. Kate, Paleontologin und unsere Protagonistin, entdeckt zu allem Überfluss, dass das Vieh seine Opfer absorbieren und ihre Gestalt annehmen kann: Wer von den Forschern ist noch, wer er vorgibt zu sein?
Einer hat gefurzt…
Wie erwähnt versteht sich „The Thing“ als Prequel zum Film von 1982. Es wird aber schnell klar, dass wir es eigentlich mit einem Remake zu tun haben: Der Titel ist derselbe und der Cast der Charaktere ist so stark ans Original angelehnt, dass man die Schauspieler bequem zwischen den Filmen austauschen könnte. Das macht aber nichts, denn das heutige Publikum kennt den Film von damals wahrscheinlich nicht. Außerdem sind ‘The Thing’ seine Charaktere ziemlich egal: Kate ist die Heldin, Carter ist der Held, der Professor ist der Böse und der Schwarze macht die Quote. Der Rest sind Statisten, die geduldig auf ihre Sterbeszene warten. Was das Ganze so unterhaltsam macht, sind die Gesichter der Schauspieler: ‘Ulrich Thomsen’ sieht die Hälfte der Zeit aus, als hinge noch ein halber Furz in der Luft und ‘Kristofer Hivju‘ guckt, als hätte er selbst zum ersten Mal seinen fulminanten Bart gesehen.
Ich benutze Zahnseide – bin ich deshalb ein Alien?
Abgesehen von den Charakteren guckt sich „The Thing“ auch in Sachen Drehbuch einiges vom Original ab. Die Handlung läuft nach einem ähnlichen Muster und manche Szenen wirken, als wären sie nur leicht verändert abgeschrieben. Andere Szenen hingegen hätte man besser schamlos kopiert: In John Carpenters Version testen sich die Forscher gegenseitig auf ihre Menschlichkeit, indem sie Blutproben mit einer heißen Nadel stechen – war der Getestete ein Alien, dann schreit er und mutiert. 2011 konnte man das natürlich nicht nochmal machen – stattdessen überprüft Kate, ob alle Anwesenden auch noch schön ihre Zahnfüllungen im Mund haben: Das Alien kann keine anorganischen Stoffe nachbilden, deswegen haben Außerirdische kein Zahngold. Man braucht den Film nicht gesehen zu haben um zu ahnen, dass das weder besonders spannend noch irgendwie intelligent aussieht.
Zeig mir doch nochmal das Monster
Überhaupt hat sich das vermeintliche Prequel weg von klaustrophobischer Paranoia hin zu effekthascherischem Splatter entwickelt. Es geht nur noch oberflächlich darum, wer wirklich der ist, der er vorgibt zu sein. Stattdessen wird das Monster möglichst häufig in die Kamera gehalten und das tut der Spannung nicht gut. Ab dem ersten Auftritt versucht der Film mit immer abartigeren Inkarnationen des eigentlichen Stars zu schockieren. Die Effekte sind auch sehr gut gelungen und richtig ekelig: Gesichter spalten sich, Menschen werden lebendig absorbiert – lecker. Aber Spannung? Nö. Für einen Horrorfilm gibt es außerdem zu viele Explosionen: Sooft wie es in der Station brennt, könnte man meinen das Norweger ihre Wohnungen prinzipiell mit Schwelbränden heizen.
Beeil’ dich, ich muss noch wo hin…
Tief in ihrem Inneren wussten die Produzenten, dass „The Thing“ kein guter Film wird. Sie haben deshalb von vorneherein beschlossen, die Sache für das Publikum so kurz und schmerzlos wie möglich zu machen. Der Film eilt deshalb von Szene zu Szene, dass man meinen könnte, er hätte später noch ein heißes Date: Auf A folgt B, folgt C, folgt D, Monster, folgt E und weiter. “Wir wollen das Publikum nicht mit Spannungsaufbau langweilen.”
Wir haben ein Alien entdeckt! Prost!
Über den Sinn und Unsinn der Handlung hat definitiv niemand schlaflose Nächte verloren. Die Charaktere benehmen sich schön artig gemäß Drehbuch, dabei aber nicht immer besonders glaubwürdig. Den Fund des Aliens feiern die Wissenschaftler in kleinem Kreis bei einem kühlen Bier – die Tatsache, dass sie als erste Menschen außerirdisches Leben entdeckt haben, verkraften sie erstaunlich gut. Zwischendrin gibt es mal einen Konflikt zwischen Kate und dem Professor, der aber nicht wirklich weiter verfolgt wird. Dafür kommen andere Konflikte aus dem Nichts um die Ecke. Am Ende kommt der obligatorische Besuch im Dungeon, wenn sie das Alien ins Raumschiff verfolgen. Einen Twist gibt es leider nicht wirklich, obwohl der Film hier noch ein paar Punkte hätte sammeln können.
Fazit
Unterm Strich ist „The Thing“ überflüssige Zeitverschwendung. Niemand hat diesen Film gebraucht. Ich hatte trotzdem einen lustigen Abend. Denn die beste Entschädigung für schlechte Filme, ist immer noch sich über schlechte Filme zu amüsieren. Insofern haben sich die Kinogutscheine gelohnt.
www.youtube.com/watch?v=UKjErC2JLQc
Wer spielt mit?
- Mary Elizabeth Winstead (Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt)
- Joel Edgerton (King Arthur)
- Ulrich Thomsen (Adams Aebler/Adams Äpfel)
- Eric Christian Olsen (Nicht noch ein Teenie-Film! / Not another Teen Movie)