Das Studium ist gerade beendet. Die Graduierung steht noch bevor, aber eigentlich ist man schon offiziell kein Student mehr, denn der Studentenausweis ist abgelaufen. Ein echter "Master of Arts". Das heißt aber auch man muss ein paar Minuten früher zum Zug gehen um ein Ticket zu kaufen, denn die Monatskarte aus Uni-Zeiten gibt es nicht mehr. Im Museum zahlt man jetzt den vollen Preis. Und so langsam aber sicher schleichen sich die ersten wehmütigen Gedanken an das letzte Semester ein. Man erinnert sich, wie man die nervigen Hausarbeiten verteufelt hat. Wie man es gehasst hat Montag morgens in der langweiligen Vorlesung zu sitzen. Wie viele Nerven und Schokoriegel die Masterarbeit gekostet hat. Wie man wutentbrannt vor dem Feedback vom Betreuer saß, weil er einfach nicht verstand, was man mit seinen Sätzen sagen wollte. Rückblickend war das doch alles irgendwie nicht so schlimm. Und zuletzt waren da natürlich die Parties mit den Kommilitonen. Die 2-4-1 (two fo(u)r one) Cocktails, die man als Student noch bekommen hat. Vorbei. Noch nicht lange, aber es ist vorbei. Ein bisschen schade ist es, aber es ist auch Zeit für etwas "Richtiges". Zeit zum Arbeiten. Und da habe ich auch BOCK drauf. #hochmotiviert
Ich stehe morgens auf. Immer noch spätestens um 7 Uhr, denn ich möchte gar nicht erst aus diesem Rythmus herauskommen. Die Abläufe sind jeden Morgen gleich. Aufstehen, Sport machen, duschen, Kaffee kochen, Bewerbungen schreiben. Ich sitze vor dem leeren Word Dokument und überlege mir, wie ich nun am besten formuliere, dass ich GENAU DIE RICHTIGE PERSON für die ausgeschriebene Stelle bin. Wie sage ich dem Personaler nun, dass ich total "Internet-affin" bin. Ich bin doch damit aufgewachsen. Ein Digital Native. Für mich ist das "normal". Bevor ich morgens einen Fuß auf den Boden setze, nehme ich mein Handy in die Hand, um zu sehen was sich auf Instagram getan hat. Ich lese reihenweise Artikel über Marketing, Social Media. Natürlich online. Ich lese Blogs, verfolge Trends. Das ist doch Internet-affin oder? Und wie genau sage ich, dass ich mich auf den meisten sozialen Plattformen besser auskenne als in den Schränken meiner Küche meines Zimmers? Instagram, Twitter, Pinterst, Facebook, Google+ - been there, done that. "Hallo, ich bin die MissK und soziale Netzwerke und ich sind BFFs. Wir gehen zusammen essen. Wir sitzen zusammen im Bus. Soziale Netzwerke sind das Letzte was ich am Abend sehe und das Erste, was mich am nächsten Morgen anlacht. Wir kennen uns, wir verstehen uns, wir mögen uns." So oder so ähnlich.
In der Theorie ist das immer ganz einfach. Man muss ja nur über sich selbst schreiben. Die Person, die man am besten kennen sollte. Am besten beschreiben können sollte. Wer bist du? Was machst du? Was kannst du? Aber mal ganz ehrlich: The struggle is real. Und das kennt bestimmt jeder von euch. Ich sitze an einer Bewerbung ca. 1,5 Stunden. Mit Denkpausen. Recherchen. Schreiben. Löschen. Schreiben. Zwei Stunden später gucke ich wieder auf die Bewerbung. Noch mal ein paar Änderungen. Schreiben. Löschen. Schreiben. Löschen. Recherchieren. Schreiben. Endlich, ich bin zufrieden. Ich lese mir die Bewerbung noch mal durch. Ja, hört sich gut an. Ich würde mich nehmen. Am nächsten Morgen wird sie abgeschickt.
Sobald das E-Mail Programm mir versichert, dass die E-Mail verschickt wurde, beginnt das Warten. Klappt es? Klappt es nicht? Hätte ich meine "Teamfähigkeit" vielleicht doch extra hervorheben sollen? Sobald die Gedanken verschwunden sind, finde ich mich vor einem leeren Word Dokument wieder.... .