The Streets
Support: Fatoni
Muffathalle, München, 22. Februar 2019
So müssen sie sich also angefühlt haben – die Nullerjahre. Man hat das ja fast schon vergessen, so schnell, wie sich die Kugel dreht. Die Zeit nach dem Jahrtausendwechsel hat damals wirklich einen denkbar blöden Namen verpasst bekommen und man darf sich heute fragen: Hätte sie nicht einen besseren verdient? Schon klar, wir hatten 9/11, den bösen Saddam und den noch viel böseren Bin Laden, eine Euro- und eine Bankenkrise und die Griechen haben uns auch wenig Freude bereitet. Aber hey, wir hatten auch Mike Skinner. Der Junge aus Nordlondon verkörpert wie kein zweiter diese Dekade und ein selbst damals noch immer ziemlich cooles Britannia, nicht das von Blur und Oasis zwar, aber immerhin jenes von Blair, Rooney, den Arctic Monkeys und eben The Streets. Kaum zu glauben, dass er fünf Alben in dieser Zeit veröffentlicht hat, voll mit feinsten Singles, die damals weitaus überraschender klangen als heute, da sich Rap etabliert hat und mit breiter Gischt im Mainstream mitschwimmt.
„Fit But You Know It“ war die bekannteste, „Let’s Push Things Forward“ eine weitere, überdies hat er den Lads seiner Generation mit „Dry Your Eyes“ eine Brücke gebaut, auf dass sie sich zukünftig ihrer Gefühle nicht mehr zu schämen brauchten. Er brachte ein Stück Soul in die harten Rhymes, „Blinded By The Lights“ und andere wunderbare Songs, es hat dem Genre gutgetan. Die Zeiten waren also andere, bessere nicht unbedingt, aber alles war ein Stück weit unbekümmerter. Und genau das versuchte Skinner nun bei seinem Auftritt in der ausverkauften Muffathalle ins heute zu übersetzen. Es ist ihm, das sei vorweggenommen, grandios gelungen. In München spielt man ja häufig gegen das und nicht mit dem Publikum, das möchte hier gebeten, gelobt, verwöhnt werden. Nichts da, Skinner verlegte sich von Anfang an auf’s Scherzen, alles Bauern da unten (im ursprünglichen Sinne jedenfalls), in Berlin, so weiß er, geht es den Leuten deutlich dreckiger (die haben nicht mal Schuhe) – hier aber stehen die großen Autos.
Es brauchte ein paar Hits, die Ausgelassenheit seiner Landsleute und nach einiger Zeit war man warmgeworden, bereit zum Abschuss. Skinner hatte sich zu einer sehr englischen Party entschlossen, pünktlicher Beginn, ein paar anzügliche Jokes und in kürzester Zeit möglichst viel saufen. Hat er alles wunderbar hinbekommen, auch aus dem Publikum wurde mal ein Becher gereicht, wenn es nicht schnell genug ging. Wenn die neuen Sachen nicht ganz so fix zündeten, konnte er das gut mit ein paar lässigen Kommentaren überspielen, im letzten Drittel aber lief die Sache ohnehin wie von selbst. Da rief er zum Crowdsurfing für die Ladies auf – natürlich bei vollem Saallicht und bitteschön ohne jedwede Übergriffigkeiten – im Gegenzug übernahm er einen Becher Hofbräu auf Ex, er hatte wohl noch nicht genug (andere Zeiten, wie gesagt). Und weil es der letzte Tourabend war (höchstwahrscheinlich jedenfalls – Tuesday, Friday, who knows?) gab’s zum Schluß noch die versprochenen Champagner-Dusche direkt aus der Moshpit, heiße Köpfe, alles nass, alle glücklich.
Support: Fatoni
Muffathalle, München, 22. Februar 2019
So müssen sie sich also angefühlt haben – die Nullerjahre. Man hat das ja fast schon vergessen, so schnell, wie sich die Kugel dreht. Die Zeit nach dem Jahrtausendwechsel hat damals wirklich einen denkbar blöden Namen verpasst bekommen und man darf sich heute fragen: Hätte sie nicht einen besseren verdient? Schon klar, wir hatten 9/11, den bösen Saddam und den noch viel böseren Bin Laden, eine Euro- und eine Bankenkrise und die Griechen haben uns auch wenig Freude bereitet. Aber hey, wir hatten auch Mike Skinner. Der Junge aus Nordlondon verkörpert wie kein zweiter diese Dekade und ein selbst damals noch immer ziemlich cooles Britannia, nicht das von Blur und Oasis zwar, aber immerhin jenes von Blair, Rooney, den Arctic Monkeys und eben The Streets. Kaum zu glauben, dass er fünf Alben in dieser Zeit veröffentlicht hat, voll mit feinsten Singles, die damals weitaus überraschender klangen als heute, da sich Rap etabliert hat und mit breiter Gischt im Mainstream mitschwimmt.
„Fit But You Know It“ war die bekannteste, „Let’s Push Things Forward“ eine weitere, überdies hat er den Lads seiner Generation mit „Dry Your Eyes“ eine Brücke gebaut, auf dass sie sich zukünftig ihrer Gefühle nicht mehr zu schämen brauchten. Er brachte ein Stück Soul in die harten Rhymes, „Blinded By The Lights“ und andere wunderbare Songs, es hat dem Genre gutgetan. Die Zeiten waren also andere, bessere nicht unbedingt, aber alles war ein Stück weit unbekümmerter. Und genau das versuchte Skinner nun bei seinem Auftritt in der ausverkauften Muffathalle ins heute zu übersetzen. Es ist ihm, das sei vorweggenommen, grandios gelungen. In München spielt man ja häufig gegen das und nicht mit dem Publikum, das möchte hier gebeten, gelobt, verwöhnt werden. Nichts da, Skinner verlegte sich von Anfang an auf’s Scherzen, alles Bauern da unten (im ursprünglichen Sinne jedenfalls), in Berlin, so weiß er, geht es den Leuten deutlich dreckiger (die haben nicht mal Schuhe) – hier aber stehen die großen Autos.
Es brauchte ein paar Hits, die Ausgelassenheit seiner Landsleute und nach einiger Zeit war man warmgeworden, bereit zum Abschuss. Skinner hatte sich zu einer sehr englischen Party entschlossen, pünktlicher Beginn, ein paar anzügliche Jokes und in kürzester Zeit möglichst viel saufen. Hat er alles wunderbar hinbekommen, auch aus dem Publikum wurde mal ein Becher gereicht, wenn es nicht schnell genug ging. Wenn die neuen Sachen nicht ganz so fix zündeten, konnte er das gut mit ein paar lässigen Kommentaren überspielen, im letzten Drittel aber lief die Sache ohnehin wie von selbst. Da rief er zum Crowdsurfing für die Ladies auf – natürlich bei vollem Saallicht und bitteschön ohne jedwede Übergriffigkeiten – im Gegenzug übernahm er einen Becher Hofbräu auf Ex, er hatte wohl noch nicht genug (andere Zeiten, wie gesagt). Und weil es der letzte Tourabend war (höchstwahrscheinlich jedenfalls – Tuesday, Friday, who knows?) gab’s zum Schluß noch die versprochenen Champagner-Dusche direkt aus der Moshpit, heiße Köpfe, alles nass, alle glücklich.