Die 18-Jährige Angela zeichnet gerne Comics. Sie reist nach Japan um jeden Eindruck aufzunehmen. Die Einflüsse, der für sie völlig fremden Kultur, wirken sich sofort auf ihr Leben und ihre Kunst aus. Doch dabei verschmelzen auch Realität und Fantasie.
Schon nach wenigen Minuten erinnert mich Stratosphere Girl an meinen Lieblingsfilm Lost In Translation, wurde aber bereits vor diesem gedreht. So gelingt es dem Regisseur besonders die visuellen Impressionen Tokios auf den Zuschauer wirken zu lassen. Die Bilder sind schön und nehmen sofort gefangen. Kein Wunder, es gibt wohl kaum eine Kultur die für die westliche Bevölkerung des Planeten so faszinierend, aber auch so unnahbar und fremd wirkt, wie die japanische.
Während Lost In Translation lebensbejahend und eigentlich ein klassischer Feel-Good-Movie ist, wirkt Stratosphere Girl düsterer und dunkler. Neben den üblichen Klischees über Japan zeigt der Film aber auch realistische Kommunikationsprobleme Angelas in der neuen Welt. Leider vermittelt der Film dabei ein teilweise negatives Bild der japanischen Gesellschaft. Die überbordende Sexualität, Hostessen, Karaoke, Mangas, die Story von den hart arbeitenden Männern und von den dummen naiven Frauen, die nur nach reichen Männern oder der großen Karriere aus sind. Oberflächlich, oft erzählt und dadurch auch etwas langweilig.
In Japan arbeitet Angela als Hostess und durchlebt dort so einige bittere Wahrheiten, nimmt aber auch Teil an ihrer eigenen Kriminalgeschichte. Angela ist auf einem klassischen Selbstfindungstrip in der Anonymität der Großstadt. Sie will entdecken und erleben, verliert sich aber stattdessen in Konstrukten ihrer Fantasie. Generell ist es schön wenn ein Film vielseitig wie dieser ist. Stratosphere Girl schadet es jedoch. Der Noir-Krimi ist unnötig und wirkt völlig aufgesetzt.
Über die schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerin Chloe Winkel lässt sich streiten. Ihr engelsgleiches Gesicht ist Fluch und Segen. Sie wirkt authentisch, das ist wichtig. Aber ihr Gesicht lässt kaum Expressionen zu. Für einen Film der in Japan spielt, sind die Rollen außerdem viel zu sehr auf westliche Darsteller beschränkt. Die einzige etwas größere japanische Rolle, wird dann auch noch von einem Chinesen gespielt. Die Musik des Films ist großartig und ist dann tatsächlich einer der wenigen, wirklichen Bezugspunkte zu Lost In Translation.
Stratosphere Girl verlangt Ruhe und Aufmerksamkeit, wirkt philosophisch und ist schön gefilmt. Trotz der geringen Laufzeit zieht sich der Film jedoch ganz schön hin und wirkt letztlich nicht völlig duchdacht. Sehenswert auf jeden Fall, aber weder roher Fisch, noch Fleisch... fängt aber zumindest die Desillusion des ersten Eintretens in die japanische Kultur gut ein.
OT: The Stratosphere Girl JT: Tokyo Ken VÖ: 2004 Laufzeit: 90 Minuten FSK: 16 R: Matthias X. Oberg D: Chloé Winkel, Tara Elders, Filip Peeters, Burt Kwouk
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Christian
Bildquelle: Rapid Eye Movies