Quetiapin ist der Wirkstoff im Seroquel, welcher – gottseidank – dem Vater die Albträume nahm. Und dessen Sprachfähigkeit reproduzierte. Neuerdings schafft er es, vier, fünf Sätze hintereinander klar und deutlich zu formulieren.
Doch Vater wurde inzwischen zu Dr. Malcolm Crowe – Er sieht tote Menschen.
Vor seinem Fenster erscheint ihm nun hin und wieder die Mutter, die in den frühen Sechzigern verstarb. Er will ihr dann den Schlüssel zuwerfen, doch sie hat Angst. Er solle sich derweil um den Kleinen kümmern, ruft sie ihm zu.
Das ist eine komplizierte Aufgabe: Der Kleine verstarb bereits vor fünf, sechs Jahren. Wie im Übrigen auch der Große, der seit zehn Jahre tot ist.
Ich nehme ihn ernst.
Was wir gemeinsam tuen sollten, frage ich behutsam.
“Wir sollten alle wieder einmal einladen. Zum Kaffeetrinken.”
Ein Vorschlag, der mich überlegen lässt – Was antwortet man ohne dessen Gedankenwelt zu beschädigen?
“Auch den Willi!”
Jetzt zählt er die potenziellen Gäste der erwünschten Totenfeier auf: Den Katzen-Max, die Blumen-Trude, den Dicken unbedingt. Auch den ollen Hermann, denn dem habe er längst verziehen. Vor allen aber den Kleinen…
Wir müssen uns kümmern, sagt Vater zum Schluss.
Ich weiß: DAS genau ist nun meine Aufgabe.
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