The Sisters Brothers

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

The Sisters Brothers

6Western

Der französische Regisseur und Drehbuchautor Jacques Audiard (Ein Prophet, Der Geschmack von Rost und Knochen) bringt mit seinem entschleunigten Odyssee-Western den unglamourösen Alltag von zwei Auftragsmörder-Cowboys auf die Leinwand. Das Credo lautet: Erschießen oder erschossen werden.

Oregon 1851. Eli Sisters (John C. Reilly) und Charlie Sisters (Joaquin Phoenix) erledigen für den gefürchteten Commodore die Drecksarbeit. Der neueste Auftrag lautet, den Chemiker Hermann Kermit Warm (Riz Ahmed) auf seinem Weg nach Kalifornien zu finden und sein wertvolles Geheimnis in Erfahrung zu bringen. Es beginnt eine unterhaltsame Reise, die das ungleiche Brüderpaar in lebensbedrohliche Situationen, sowie in existentielle Krisen stürzt.

The Sisters Brothers gehört nicht zu den klassischen Western, die man aus Kino und Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts kennt, er übernimmt keine Genre-typischen Merkmale, interpretiert die Filmgattung jedoch auch nicht neu. Die Geschichte rund um die Sisters Brüder basiert auf dem gleichnamigen Roman von Patrick deWitt aus dem Jahr 2011. Grundsätzlich wird die Handlung mit viel Ironie und subtilem Humor erzählt, der oft eher unattraktive Szenen doch unterhaltsam erscheinen lässt. Im Zentrum des Films steht die cholerische Beziehung der beiden Brüder, die gleichzeitig auch die größte Stärke von Audiards erstem englischsprachigen Film ist. Phoenix und Reilly brillieren beide in ihren Rollen und runden die interessanten Figuren schauspielerisch wunderbar ab. Generell ist die Besetzung gut abgestimmt, denn auch Jake Gyllenhaal und Riz Ahmed in den Nebenrollen kreieren durch ihr solides und gefühlvolles Spiel facettenreiche Charaktere.

Die großen Panorama Aufnahmen von atemberaubenden Naturkulissen, wie man sie aus unzähligen Western kennt, werden hier nur sehr spärlich eingesetzt oder sind zum Teil gar nicht zu finden. Der ungezähmte, wilde Westen wird durch ästhetische, jedoch unbeeindruckende Bilder in Szene gesetzt, die größtenteils zu glatt und zu sauber wirken. Ein wenig mehr Schmutz und Dreck hätten für ein authentischeres Abbild Amerikas des 19. Jahrhunderts gutgetan. Der abwechslungsreiche Score des Films lässt sich sehr gut mit dem gemächlichen Tempo der Handlung vereinbaren, die sich jedoch zeitweise zu langsam entfaltet. Dadurch erscheint gerade der Mittelteil des Films etwas langatmig. Die Action Sequenzen, die größtenteils aus fesselnden Shootouts bestehen, übernehmen quantitativ nie die Oberhand und man freut sich regelrecht darauf, wenn die Revolver wieder gezückt werden. Schonungslose Gewalt und die gnadenlose Kompromisslosigkeit des wilden Westens kommen nicht zu kurz, wobei nie ein stark explizierter Härtegrad erreicht wird, wie in einem The Hateful Eight oder Bone Tomahawk, was dem grundsätzlichen Tonus des Films nicht geschadet hätte.

The Sisters Brothers ist ein unterhaltsamer moderner Western mit Odyssee-Charakter, der das Rad nicht neu erfindet, jedoch durch die vielseitige Dynamik seiner Hauptfiguren, der interessant erzählten Geschichte, schönen Bildern und spannenden Schusswechseln den meisten Western-Fans gefallen wird und sich auf jedes Duell einlässt.

Regie: Jacques Audiard, Drehbuch: Jacques Audiard, Thomas Bidegain, basierend auf dem Roman von Patrick deWitt, Darsteller: John C. Reilly, Joaquin Phoenix, Jake Gyllenhaal, Riz Ahmed, Rebecca Root, Filmlänge: 122 Minuten, Kinostart: 15.03.2019

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Autor

Adrian Zerlauth