The Saphead (1920) – Der Dummkopf

Buster Keaton, diesen Namen hat wahrscheinlich schon jeder einmal gehört. Doch nicht allen fällt heute noch ein Gesicht dazu ein, denn der Schauspieler gehört zu den Künstlern einer längst vergangenen Ära, die auch von begabten Komikern wie Harold Lloyd und Charlie Chaplin bevölkert wurde. Allerdings lohnt es sich auch heute noch, nach bewegten Bildern von ihm Ausschau zu halten, das bereichert durchaus die eigene kulturelle Wahrnehmung und bereitet noch dazu jede Menge Spaß.

Keatons erste Stummfilm-Komödie

Die Stummfilm-Komödie „The Saphead" aus dem Jahr 1920 gehört auf jeden Fall zu diesen Sahnestücken, die sich ein zeitgeschichtlich interessierter Mensch nicht entgehen lassen sollte. Dass dies der erste Film mit Buster Keaton ist, lässt sich bereits daran erahnen, wie jung der Schauspieler darin aussieht. Der „Mann der niemals lachte", aber alle zum Lachen brachte, zählte zu diesem Zeitpunkt tatsächlich erst 24 Jahre.

Seine typische naive Unbeholfenheit tritt besonders anschaulich in einer Szene zutage, in der er ohne viel zutun 38.000 Dollar beim Roulette gewinnt. Die Roulettegeschichte hat schon einige unerhörte Erfolgsgeschichten hervorgebracht, gegen die Keatons paar Tausender eher wie eine Kleinigkeit wirken. Trotzdem war der Betrag besonders zu jenen Zeiten alles andere als nebensächlich: 1920 handelte es sich um ein echtes Vermögen, das viele Wünsche erfüllen konnte. Doch Keatons Gesichtsausdruck blieb auch in dieser Situation ernst und stoisch, genauso, wie sein Publikum ihn von da an immer und immer wieder erleben sollte.

Buster Keaton als verliebter Millionärssohn Bertie

Unter dem flachen Porkpie-Hut kam das markante Gesicht besonders gut zur Geltung, wahrscheinlich setzte Keaton dieses Prachtstück gerade aus diesem Grund immer wieder auf. In „The Saphead" spielt Keaton den Millionärssohn Bertie, der seine Nächte mit nichts weiter als Partys und Spiele verbringt. Arbeiten scheint er nicht zu wollen, und auch ein gemäßigtes Leben interessiert ihn nicht. Niemand weiß, dass in Berties Brust ein brennendes Herz schlägt, nämlich für seine Adoptivschwester Agnes, die er heiß und innig liebt.

Mit seinem Verhalten möchte er das hübsche Mädchen beeindrucken, doch diese Träume gehen vorerst nicht in Erfüllung. Der leichtlebige Sohnemann wird stattdessen von seinem Vater enterbt und gerät noch mehr in Schwierigkeiten, als die Geliebte seines Schwagers stirbt. Ihr tränenreicher Abschiedsbrief gerät in die Hände des reichen Vaters, der glaubt, dass sie Berties Freundin gewesen sei. Auch Agnes erfährt davon und wendet sich mit gebrochenem Herzen von Bertie ab. Ob sich das Schicksal noch wenden lässt, das möchten wir an dieser Stelle nicht verraten. Kehren wir lieber zu Buster Keaton und sein legendäres Talent zurück.

Auf einem Level mit Charly Chaplin

Der damals noch blutjunge Mann zeigte nicht nur ein extremes schauspielerisches, sondern auch ein großartiges akrobatisches Talent. Der ganz große Durchbruch gelang ihm erst vier Jahre nach „The Saphead" mit dem Film „Der Navigator". Zu jenem Zeitpunkt zog er tatsächlich mit Charly Chaplin gleich, und das will wirklich etwas heißen. Der nach damaligen Maßstäben enorm teuer produzierte Streifen „Der General" aus dem Jahr 1928 entpuppte sich dann leider als Misserfolg. Das größte Problem daran: Keaton hatte ihn aus eigenen Mitteln produziert. So musste er sich nun an den Filmriesen MGM wenden, um dort ein Engagement zu erhalten.

Die Produktionsfirma nahm das bekannte Gesicht mit Kusshand auf, die Zusammenarbeit hielt bis 1933 an. In den 30er Jahren erhielt Keatons Karriere immer wieder kräftigen Aufwind, danach jedoch legte sich allmählich ein Schleier des Vergessens über seine Werke. Die 50er Jahre feierten seine Wiederentdeckung, er selbst durfte das noch miterleben. Auch „The Saphead" lief wieder in vielen Kinos an, diesmal bereits als nostalgisches Zeugnis der Filmgeschichte.

Keaton war stets sein eigener Stuntman

Zu jenen Zeiten kamen auch Buster Keatons gefährliche Stunts wieder zur Sprache, die kein geschulter Stuntman für ihn übernahm. In „Steamboat Bill" aus dem Jahr 1928 ließ er eine ganze Hausfassade auf sich herabkippen, und zwar so, dass die Lücke eines nicht besonders großen Giebelfensters genau auf ihm landete. Mit Tricktechnik war das damals nicht zu machen, die Szene musste ganz real dargestellt werden. In „Verflixte Gastfreundschaft" schluckte Keaton bei einem Wasserfall-Stunt derart viel Wasser, dass Mediziner seinen Magen auspumpen mussten.

Als er 1924 „Sherlock, jr." drehte, schlug er mit dem Kopf gegen Eisenbahngleise und hütete danach für einige Zeit das Bett. Viele Jahre später trat durch eine Röntgenaufnahme zufällig zutage, dass er sich einen Nackenwirbel gebrochen hatte. Die Schauspielerei war in den 20er Jahren noch um einiges risikoreicher als heutzutage, zumindest dann, wenn es um Action-Szenen ging. Heute übernehmen erfahrene Profis die Sache, manchmal sind bestimmte Kameraeinstellungen auch komplett digitalisiert. Davon hätte Keaton damals nur träumen können, aber vielleicht wäre er trotzdem selbst eingesprungen.

The Saphead - eintauchen in vergangene Zeiten

„The Saphead" lebt eher von seiner Situationskomik und auch einigen tragischen Momenten; Action und Akrobatik kommen in anderen Keaton-Filmen sehr viel ausführlicher zum Zuge. Der Schwarz-Weiß-Streifen dauert 1 Stunden und 58 Minuten, ist also für damalige Verhältnisse beinahe schon ein Film-Epos. Mehr als genug Zeit also, um richtig tief einzutauchen in längst vergangene Zeiten.


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