Es ist eine Weile her seit der letzen Rezension eines Albums, aber wie’s der Zufall will, trat man an mich heran und fragte höflich nach, ob ich Interesse hätte das neue Oeuvre von Kurt Wagner aka Lambchop mal anzuhören und meine Meinung kund zu tun. Zufällig ist Lambchop auch eine jener Bands die ich zu fast jeder Zeit gerne höre. Bis dato hab ich Wagners Truppe einmal im Wuk und einmal im Gasometer live erlebt und bis auf die bekannten akustischen Probleme in letzterem Venue, war das jedes Mal ein Genuss.
Was gibt es nun zu sagen zu “Mr. M”? Was mir beim erstmaligen Anhören spontan in den Sinn kam, ist, dass es ein optimales “Frühstücks-Album” ist. Das ist keineswegs ein geringschätziges Urteil, im Gegenteil, insbesondere nach dem Aufstehen lege ich besonderen Wert auf Musik, die mich in angemessener Weise in den Tag holt. Das Gehör ist noch ausgeruht und empfindlich, ich schätze in diesem Zustand nichts kompliziertes oder anstrengendes. Gewisse Spielarten der Klassik, oder zum Beispiel Guy Clarke oder Joe Henry. In dieser Hinsicht ist “Mr. M” geradezu optimal.
Nachdem ich mir die Songs aber nun auch über den Tag verteilt angehört habe, muss ich meine spontane Kategorisierung auch schon wieder in den Wind schreiben. Lambchops “Mr. M” ist ein Album, dass man sich in diversen Situationen, in denen man besonders entspannt und milde gestimmt ist, zu jeder Tageszeit anhören kann.
Ob beim Spaziergang durch die Stadt, bei dem man geneigt ist, der grantigen Sorte von Wienern die Songzeilen “Don’t know what the fuck they’re talking about” etwas lauter zuzusingen. Oder beim Gang durchs Museum. Lambchop verträgt sich zum Beispiel hervorragend mit den gängigen Impressionisten. Zum Glas Rotwein im Café, oder dem gemütlichen “lounging” zu Hause passt es ebenfalls ausgezeichnet.
Besonders gut geeignet sind da zum Beispiel die instrumentale Eingangsnummer “Betty’s Overture”. Oder das jazzige “Kind Of”. Alles in allem ein sehr gelungenes Album.
Wer Kurt Wagner übrigens live erleben möchte – was ich aufgrund der beiden bereits besuchten Konzerte nur dringlich empfehlen kann – dem bietet sich am 27. Februar im Wiener Konzerthaus eine hervorragende Gelegenheit. Den Opener macht an dem Abend Cortney Tidwell, die einige vom Kooperationsalbum mit Wagner (Kort, “Invariable Heartache”) kennen. Es sollte ein lohnenswerter Konzertabend werden.
Zur Einstimmung findet sich hier noch das erste offizielle Video “Gone Tomorrow“. Weitere Infos zum Konzerthaus gibt’s auf Facebook und Twitter. Enjoy.
Susanne, 18. Februar 2012