The Rock war nie im Amazonas – Welcome to the jungle!

Von Kola813

Der Dschungel im Amazonasregenwald hatte schon immer eine gewisse Anziehungskraft auf mich. Was stellt man sich unter einem richtigen Dschungel vor? Riesige Bäume mit Lianen und stacheliger Rinde, Affen, Spinnen, Schlangen und andere wütende Tiere sowie Abgeschiedenheit von der Zivilisation, Hitze und Feuchtigkeit. Wenns weiter nichts ist!

Ausgangspunkt für Touren in den Dschungel ist das am Amazonas gelegene Iquitos, die größte Stadt der Welt die nicht über den Landweg zu erreichen ist. Entweder man schippert gemütlich auf nem 3-Tages-Bootstrip in den Hafen ein oder man fliegt. Wir entscheiden uns für Option 2. Schon der Blick ausm Fenster des Flugzeugs lässt eine komplett andere Vegetation erkennen als es für andere Teile des Landes typisch ist. Die Farbe grün beschreibt diesen ersten Eindruck am Besten. Und immer wieder sieht man diesen riesigen Fluss, welcher sich in all seinen Ausmaßen einen Weg durchs Dickicht des Regenwaldes bahnt.

Der Amazonas bahnt sich seinen Weg durch den Dschungel ©visita peru

Im strömenden Regen geht es vom Flughafen zum Hostel. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei gefühlten 100%. Höchstens 1 von 10 Fortbewegungsmitteln ist ein Auto, der Rest sind kleine, summende Hummeln die sich Mototaxis nennen. Hunderte! Ich fühle mich, als wäre ich in einem Ameisenhaufen gelandet.

Mototaxis

Das etwas andere Venedig

Schöne Gondeln, hübsche Häuser, klares Wasser, adrett gekleidete Gondelführer und ein leeres Portmonee am Ende der Gondelfahrt – Venedig, so wie ich es mir vorstelle. Hässliche Fischerboote, zerfallene Häuser die auf dünnen Holzstegen stehen um nicht vollständig zu versinken, Fischermänner, die nen T-Shirt auch gern mal an 6 von 7 Tagen der Woche anhaben und ein Spottpreis, dafür dass man gute 2 Stunden durch diese andere Welt kutschiert wird – Iquitos, so wie es wirklich ist.

Auf dem Weg zu einem der vielen Bootsstege kämpfen wir uns durch den wohl eindrucksvollsten Markt den ich bisher zu Gesicht bekommen habe. Hygiene ist hier ein absolutes Fremdwort. Sämtliche Fleischsorten liegen offen auf den glitschig, modrigen Holzbänken, zertretene Bananen und Orangen zieren den matschigen Weg der durch den Markt führt. Abgesehen von der Hygiene ist der Markt auf eine andere Art speziell. San Pedro und Ayauasca sind die wohl stärksten psychodelischen Drogen unseres Planeten, welche ausschließlich auf pflanzlicher Basis bestehen. In einer der Marktstraßen liegt das fertige Pulver, welches man nur noch mit ein wenig Wasser verdünnen muss, zum Verkauf bereit – verrückt.


Das etwas andere Venedig

Je mehr ich mich an den Gestank gewöhnt habe und die halb verhungerten Hunde, hungrige Geier und im Dreck spielende Kinder mich immer mehr in die Zeit des Mittelalters zurück versetzen desto blasser wird Jennifers Gesicht. – ihr ist kotzübel. Wir begeben uns in großen Schritten zum Bootssteg und finden Rodrigo – Fischer, Mitte 50, erfahrener Bootsmann. Die nächsten 2 Stunden begeben wir uns in eine andere Welt. Häuser stehen teilweise vollständig unter Wasser, Gehwege gibt es nicht. Supermärkte, Apotheken und selbst Discos, sind nur per Boot oder schwimmend zu erreichen. Rolando lädt uns zu sich nach Hause ein. Ein kleines Haus auf Stelzen. Seine Familie wirkt erstaunlich glücklich, trotz der Abgeschiedenheit und dem Leben in ihrem eigenen kleinen „Waterworld“. Mich würde es jedenfalls nicht wundern, wenn die Kinder hier mit Kiemen auf die Welt kommen.

Rodrigo zeigt uns sein Haus

Ich bin ein Star, holt mich hier raus!

Voller Vorfreude sitzen wir auf dem Boot, dass uns immer tiefer in den Dschungel hinein führt. Bei Danny, einer der vielen Tourbetreiber für Dschungeltouren, haben wir einen 3-Tages-Dschungel-Trip gebucht. Für umgerechnet 33 Euro pro Tag, wurde uns eine tolle Lodge direkt am Amazonas, Delfinschwimmen, Pyranhafischen und anderer Schnickschnack versprochen. Der erste Tag bestand im Prinzip aus Nichts außer Essen und einer nächtlichen Bootsfahrt aufm Amazonas bei dem wir, laut unserem Guide, Vögel und andere Tiere sehen werden – is klar. 3 Spinnen und n Bootsmotor der auf einmal aufhört zu laufen ist alles was wir sehen. Professionalität und Abenteuer ist das definitiv nicht. Nach einer schrecklich unruhigen Nacht bitten wir darum, uns zurück in die Stadt zu bringen, da wir mit dem Service absolut nicht zufrieden sind. Ohne große Diskussion bekommen wir unser Geld zurück und entscheiden uns dafür, kein zweites Mal eine Tour in den Dschungel zu buchen sondern unser eigenes Ding zu machen.

Ein Zoo im größten Zoo der Welt

Die Öffentlichen

kleinster Affe der Welt

Nach einer Bootsfahrt aufm Amazonas, stehen wir am Eingang zur Schmetterlingsfarm Mariposas. Hatten wir, auf Grund dieser schlechten Erfahrung nicht die Möglichkeit wilde Tiere zu sehen, mussten wir uns mit einem Zoo zufrieden geben. Im Nachhinein betrachtet, war es das aber absolut wert. Eigentlich bin ich ja nicht wirklich nen riesen Fan von Zoos. Neben einem ausgewachsenen Jaguar gabs Faultiere, bunte Schmetterlinge, frei herumlaufende Affen, Anacondas, einen Tukan und ein paar andere exotische Tiere zu sehen. Wer braucht da schon nen Danny!

Faultier


Pechvögel

Seit Beginn der Reise durch Südamerika wünsche ich mir nichts sehnlicher als mein eigenes Gefährt unterm Hintern zu haben und die Gegend selbst zu erkunden. Iquitos ist Stadt der Tuktuks und Roller. Es wäre ja gelacht wenn man sich hier kein Moped ausleihen könnte. Nach einem kleinen Marsch durch die Stadt entdecken wir einen Rollerverleih. Sofort her damit! Ausweiskopie und ne Unterschrift reicht. Allerdings ist es im Vergleich zu Thailand etwas teurer und die Roller sehen nicht wirklich so aus als würden sie längere Touren durchhalten. Naja, was solls. Los gehts!

Freiheit!

Frei sein. Den Wind spüren, die Umgebung so wahrnehmen wie sie ist. Ohne schwatzende Leute im Bus oder nervige Musik ausm Taxiradio. Wie habe ich das vermisst! Völlig planlos cruisen wir immer weiter aus der Stadt heraus. Das grün der Umgebung wird immer grüner, die Straßen immer freier und der Tank immer leerer – nur doof, dass ich davon nichts mitbekomme. Plötzlich fängt das Moped an zu stottern. Mit Mühe und Not kämpfen wir uns den Berg nach oben und lassen uns wieder herunter rollen. Das waren gute 20 Kilometer bis hier her. Ich checke den Benzinstand und siehe da, leer! 20 Kilometer mit einer Tankfüllung? Da bin ich aber besseres gewohnt…

Wer sein Moped liebt, der schiebt!

Nachtanken

Was solls. Wird schon! Ein paar hundert Meter weiter entdecken wir eine Einfahrt, die von einem Wärter bewacht wird. Und er hat tatsächlich etwas Benzin für uns über. Weiter gehts!

Hoch damit!

Tadaaaa. Zu früh gefreut! Keine 2 Meter hats gedauert bis uns der Hinterreifen einen Strich durch die Rechnung macht. Platten! Oh mein Gott. Was ne Schrottkiste! Wir nehmens relativ gelassen und humorvoll, stellen uns im Hitchhikerstyle an den Straßenrand und hoffen auf ein etwas größeres Auto, dass genug Platz für uns und unser geliebtes Moped hat. 5 Minuten später ziehen und drücken 12 Hände unsere Schrottkiste auf die Ladefläche eines Viehtransporters. Ein Traum wird wahr! Hitchhiken aufm Viehtransporter. Ein super Gefühl. Schön und gut, wir sind also zurück in Iquitos aber noch lange nicht im Zentrum. Danke trotzdem! Wie kriegen wir das Teil jetzt zurück? Tuktuk mit Ladefläche. Und wieder wird unsere Schrottkiste angepackt, hochgedrückt und hochgezerrt. Klitschnass aber trotzdem glücklich übergeben wir dieses Häufchen Elend seinem Besitzer.

Klappt hier denn überhaupt etwas?

Ich glaub, der Jungel mag uns nicht!