Bei Iñárritu müssen die Bilder zwangsläufig (gar per Kometenschweif) "auferstehen", die Natur überlisten, notfalls auch den Verlust des Unerschwinglichen beanstanden – und unbedingte Wichtigkeit atmen. "The Revenant" ist ein solcher Film, eine esoterische, eine im Stillstand beheimatete, eine Sinnverlust beklagende Räuberpistole, auf großartigste Weise primitiv auf Leinwand gewuchtet. In sprühregnerisches Naturlicht getunkt, gibt Iñárritu den Malstift weiter an Emmanuel Lubezki. Bedeutete das impressionistische, fragmentierte (Schwenk-)Malen des mexikanischen Wunderfotografen vor seiner Kollaboration mit Iñárritu meist ein ästhetisch pathetisches Eingreifen in die Regie, um in steril aufgeklebten, abtastenden Bildern die innerfilmische Psychologie dessen loszubinden, das, ganz im Gegenteil, immer Teil dieser Bilder sein müsste, fokussiert sich Lubezki diesmal auf das feinstoffliche Inspizieren einer wabernden Welt aus Schmerz und Himmelsglück in reißenden Strömen und ölstichigen Verwehungen. Eng verzahnt mit existenziellen Ausgangsthemen wie Vorankommen, Vergessen, Kräftemobilisierung und (ontologischer) Erkenntnis, postiert sich Lubezki zwar (wieder) neben die Figuren, gleichwohl ist er über ihnen (ausnahmsweise) bereit, seinen Malstift, die Kamera, gezielt als Rahmen für ihre Affekte feilzubieten: Leonardo DiCaprio beschlägt mit seinem Atem die Linse, ehe dieser in eine wundertragische Wolke übergeht. Des Films körperlich-intensivierte Nahtodgefühle durchbrechen manchmal die Vierte Wand, und in seiner Unersättlichkeit, unbeschreiblicher Materie Form zu geben, vollbringt "The Revenant" einige zärtliche, poetische Wunder.
7 | 10