The Radio Dept.: Anti-Fascist Groove Thang

The Radio Dept.: Anti-Fascist Groove ThangThe Radio Dept.
„Running Out Of Love“

(Labrador Records)
Sie mögen sie also nicht so gern: Johan Duncanson, Sänger des schwedischen Elektro-Duos The Radio Dept., hat gerade in einem Interview mit der Musikplattform Brooklyn Vegan kein großes Hehl aus seiner Abneigung gegenüber Depeche Mode gemacht, er wolle (was in letzter Zeit wieder häufiger geschieht) mit den britischen Synthpoppern unter keinen Umständen in Verbindung gebracht werden. Den Grund dafür lieferte er per Definition des eigenen Sounds gleich mit: “That’s the combination: hard lyrics, pretty music.” Genau hier liegt in der Tat ein wesentliches Untersacheidungsmerkmal beider Bands: Während Depeche Mode ohne ein gewisses Pathos nicht können, ihre politischen Zeiten aber spätestens seit dem Album “Black Celebration” endgültig vorbei sind, haben es sich The Radio Dept. zur Aufgabe gemacht, ihre doch recht deutlichen, politischen Ansichten in meistenteils sehr gefällige Tanzmusik zu packen.
Schon der erste Song des vierten Albums kommt als eine Art Selbstzitat daher, „Sloboda Narodu“ ist Teil der jugoslawischen Partisanenlosung „Smrt fašizmu, svoboda narodu!“ und war schon auf der Standalone-Single „Death to Fascism“ aus dem Jahr 2014 zu hören. Auch „Swedish Guns“ bezieht trotz maximal entspannter Dubgrooves sarkastisch Stellung zur Rolle Schwedens als international erfolgreicher Waffenexporteur, „We Got Game“ gleich darauf entpuppt sich bei näherem Hinhören als Anti-Nazi-House. Bei der Wahl der Mittel spielen Duncanson und Carlberg mit ebenso offenen Karten – gern beleihen sie New Order, die Stone Roses („Commited To The Cause”) oder den uralten Detroit-Techno-Track “ A Groove” von Instinct, um ihn für das nicht minder elektrisierende “Occupied” ohne viel Federlesen umzustricken.
Derlei unkomplizierte Leichtfüßigkeiten sind von einem Martin Gore oder Dave Gahan tatsächlich nicht zu erwarten, The Radio Dept. haben wiederum kein Problem damit, als Tanzkapelle herhalten zu müssen, auch der instrumentale Titelsong und das abschließende, wunderbare „Teach Me To Forget“ wollen bewusst alle Bewegung unter die Glitzerkugel lenken. Wie es weitergeht mit den beiden ist indes nicht ganz so klar, gerade haben sie nach langem, erfolglosem Rechtsstreit ihr Label verlassen und können sich jetzt, erstmals Herren ihrer eigenen Entscheidungen, ein paar Gedanken mehr über die Zukunft machen. Und weil gute Menschen auch gute Lieder haben, wollen wir doch hoffen, sie lassen sich nicht wieder zu lange Zeit mit dem nächsten Wurf, denn – Schluss mit dem Zitatefestival – „We need this anti-fascist groove thang!“ http://www.theradiodept.com/

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