Titel: The Promise
Regie: Terry George
Drehbuch: Terry George, Robin Swicord
Produktionsland: USA
Dauer: 134 Minuten
Erscheinungsdatum: 2017
Altersfreigabe: FSK 12
Log-Line:
Der armenische Medizinstudent Michael (Oscar Isaac) reist im Jahr 1914 kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs für sein Studium nach Konstantinopel. Dort lernt er den Fotojournalisten Chris Myers (Christian Bale) und dessen Geliebte, die Künstlerin Ana (Charlotte Le Bon), kennen, die aus Paris in die Stadt am Bosporus gereist sind. Michael verliebt sich hoffnungslos in Ana, die so wie er armenische Wurzeln hat und seine Liebe schon bald erwidert. Doch die leidenschaftliche Liebesbeziehung der beiden gerät in Gefahr, als um sie herum der Krieg ausbricht und das vormals so lebendige und multikulturelle Konstantinopel im Chaos versinkt. Michael und Ana fliehen gemeinsam und müssen dabei angesichts des drohenden Genozids an den Armeniern nicht nur für ihre Liebe zueinander kämpfen, sondern auch ums nackte Überleben.
Meine Meinung:
Da mich die Thematik des Genozides der Armenier interessiert, und ich schon einige Dokus gesehen und Bücher gelesen habe, war dieser Film für mich ein absoluter Pflichttermin! Ich hatte aber so meine Zweifel, da so ein ernstes Thema mit einer improvisierten Liebesgeschichte „verwässert“ werden könnte. War dies auch der Fall?
Der Film fängt opulent mit prächten Bildern, kräftigen Farben und tollen Panoramafahrten an. Man wird in ein Paradies namens Konstantinopel eingeführt, wo Multi-Kulti alltäglich, die Menschen hyper-super-nett sind und Möglichkeiten schier unendlich erscheinen. Und der Bosporus, der Europa mit Asien verbindet, strahlt geradezu majestätisch hervor. Die besten Bedingungen um Medizin zu studieren und sich in eine wild-fremde Frau zu verlieben! Und plötzlich ist Krieg – und alles ist anders.
Ja, so wie ich es mir vorgestellt habe … die erste Hälfte plätschert etwas dahin und eine kitschige Liebesbeziehung wird uns präsentiert. Später konzentiert man sich doch an das 1. Verbrechen gegen die Menschlichkeit (wurde 1915 offiziel das erste Mal von der internationalen Gemeinschaft erwähnt).
Nachdem die Bilder anfangs noch so kräftig waren, werden sie später entschärft – zum Teil massiv entschärft! Aber trotz allem (und die kitschige Liebesgeschichte mal beiseite) beinhaltet der Film viele Indizien des Genozides – sei es das Rausschneiden der Föten aus den Bäuchen der Mütter (nur erwähnt) oder die unter den Armeniern legendäre Schlacht in dem Bergdorf Van (nur erwähnt). Die Intervention des Botschafters Morgenthau oder die Forderung der Osmanischen Regierung, nach den zahlreichen Toden der Armenier deren Versicherungsprämien kassieren zu wollen (!).
Ich finde, dass der Film einen wichtigen Status einnimmt, da der Genozid an den Armeniern, vor allem von türkischer Seite, gut und gern klein geredet oder gar geleugnet wird (selbst von der offiziellen türkischen Regierung). Die Umstände zu diesem Film sind beinahe brisanter als der Film selbst. Gleich bei seiner Premiere gab es tausende 1-Punkte-Bewertungen, die nachweislich von der türkischen Regierung gelenkt worden sind (und einige hunderte 10-Sterne-Bewertungen sind als Reaktion darauf aus Armenien gekommen).
Ich will jetzt aber nicht zu sehr politisch abdriften, da es hier doch vordergründig um den Film geht. Der Film versucht opulent und meisterlich zu wirken, doch schafft es das nur selten. Man kann diesen Film auch niemals mit einem Meisterwerk wie Stephen Spielbergs „Schindlers Liste“ vergleichen, obwohl der Regiesseur Terry George durchaus Potential hat. Sein bekanntester Film, „Hotel Rwanda“ aus dem Jahre 2004 ist ebenfalls ein Genozid-Film. Aber während er bei „Hotel Rwanda“ hartnäckiger bei seiner Linie geblieben ist und dadurch der Film äußerst solide geblieben ist, war er hier regelrecht hin und her gerissen – zu umfangreich war wohl dieser Aspekt der menschlichen Schande.
Fazit:
Allein der Versuch, darüber einen Hollywood-Film zu machen darf hier nicht untergehen – den aus finanzieller Sicht war dieser Film ein totaler Flop. Für die Produzenten aber kein Beinbruch, da dieser Film beinahe komplett vom verstorbenen armenischen Milliardär Kirk Kerkorian finanziert wurde.
Aber um fair zu bleiben, auch wenn der Film jetzt kein Knaller war, war er doch ansehnlich beim Betrachten. Die schauspielerische Leistung war solide, auch wenn die Charaktere nicht so wirklich in unsere Herzen eindringen konnten. Die Szenenbilder und die Kulisse wussten zu überzeugen.
Wer sich aber intensiver und umfangreicher mit diesem Genozid beschäftigen will, darf ich einmal die deutsche Dokumentation „Aghet – ein Völkermord“ empfehlen. Hier kommen viele virtuelle Zeitzeugen zu Wort und beschrieben recht detailliert über diesen Völkermord;
und einmal das Buch „Völkermord an den Armeniern“ von Michael Hesemann, welches mit neuesten Dokumenten aus dem Vatikan den Genozid auch beweisen und bezeugen kann. Hier wird u.a. auch erörtert, dass es bereits vor dem 1. Weltkrieg größere Pogome gegen die Armenier im Osmanischen Reich stattgefunden haben. Auch, dass die deutsche Regierung nicht ganz unschuldig an diesem Völkermord war. Denn die Osmanen waren Verbündete der Deutschen und der Österreicher im 1. WK.
Dieser Genozid diente teilweise als Blaupause für den jüdischen Holocaust in Europa. Denn Hitler soll einmal zu seinem Stab gesagt haben: „… wer redet denn heute noch von der Vernichtung der Armenier?“
Mein Rating:
7 (+1 für die Dringlichkeit des Themas)/10
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Promise_(2016_film) [ENG]
http://www.imdb.com/title/tt4776998/