„Close To The Glass“
(City Slang)
Das schreibt sich immer so leicht dahin – sechs Jahre warten, neue Platte, alles super, weiter geht’s… Dabei darf und muss man schon mal innehalten, wenn die Weilheimer Blosn um die Gebrüder Acher nach längerer Pause eine Arbeitsprobe abliefert und diese wieder, schon wieder und lange vor Erscheinen als Meisterwerk gefeiert wird. The Notwist gelten hierzulande nicht ohne Grund als heilbringende Konstante und Phänomen gleichermaßen, argwöhnisch beäugt, weil sie geschafft haben, woran andere sich oft mit übermäßiger Anstrengung seit Jahren erfolglos abarbeiten – sie sind eine eigenständige Marke, sie klingen nicht “wie”, sondern setzen den Maßstab und zitieren sich maximal selbst. Die Aufmerksamkeit, die ihnen seit Jahren zuteil wird, verdienen sie sich – erstaunlich genug – ausschließlich mit musikalischen Nebengeräuschen, man nimmt die fünf meistenteils als eher scheue Heimwerker wahr, die nur dann in Erscheinung treten, wenn Platte und Tour es notwendig machen. Danach treten sie wieder bereitwillig zurück in den Halbschatten, das große, das laute Rad sollen ruhig andere drehen.
“Close To The Glass” ist wieder solch ein Monolith geworden, so wie auch “Shrink” und “Neon Golden” schon welche waren, beileibe nicht umstürzlerisch oder zeitgeistig, sondern auf angenehme Art wiederzuerkennen und doch behutsam und klug verändert. Es finden sich mit “Casino”, "Kong" und “Run Run Run” Stücke darauf, die auch schon vor einigen Jahren entstanden sein könnten, andere wie der trocken wummernde Titelsong oder das sorgsam geschichtete “Into Another Tune” weisen ein neues und auf’s Neue bezauberndes Klangspektrum aus. Es ist immer wieder faszinierend, wie The Notwist für jeden ihrer Songs immer gerade das Nötige tun, um ihn dauerhaft am Schwingen zu halten – mögen die Töne wie in den ersten Takten von “Signals” zunächst noch scheinbar ziellos umherstolpern, sie folgen alle einem streng ausgeklügelten Muster und finden am Ende stets zu einer beeindruckenden, harmonischen Gesamtheit.
Im oberbayerischen Hinterland hat man bekanntlich das analoge Knistern zum digitalen Stilmittel erhoben, Ähnliches gilt für das Quietschen, was entsteht, wenn Finger über das verzwirbelte Metall von Gitarrensaiten gleiten – hier für “From The Wrong Place” einmal mehr kunstvoll geloopt. Dass sie aber durchaus auch noch, ganz im Sinne ihrer Wurzeln, dem Noise und dem Feedback huldigen können wie bei “Seven Hour Drive”, darf zwar überraschen, heißt aber eigentlich nur, dass laut nicht gleich billig sein muss. Schlussendlich bleiben sie doch eher als detailverliebte Feinmechaniker in Erinnerung, die auch einen mehr als achtminütigen Instrumentaltrack (“Lineri”) nicht scheuen, wenn er denn in ihr Konzept passt. Dem Zuhörer bleibt die Bewunderung, vielleicht sogar Hochachtung und den ganz Aufgeweckten die Möglichkeit, dem Glücksgefühl bei einem der wenigen Liveauftritte in diesem Jahr etwas Nachhaltigkeit zu verleihen. http://notwist.com/
24.02. Wiesbaden, Schlachthof
25.02. Bielefeld, Forum
26.02. Berlin, Heimathafen
10.03. Stuttgart, Wagenhallen
20.03. Köln, E-Werk
12.04. Linz, Posthof
13.04. München, Circus Krone
25.05. Berlin, C-Club
26.05. Berlin, C-Club
27.05. Hamburg, Laeiszhalle