The Notwist: Circus Maximus

The Notwist: Circus MaximusThe Notwist
Circus Krone, München, 13. April 2014
Support: Jel, Joasihno
Gastspielwoche bei Mapambulo, Teil 3 und Schluss: Wer sich wirklich noch nicht ganz sicher war, dem genügte einfach ein Blick auf die beseelten Gesichter der umstehenden Mitbesucher, um endgültig zu wissen: Viel perfekter als The Notwist an diesem Abend kann man ein Konzert nicht spielen, viel mehr Zufriedenheit ist für zwei Stunden in diesem Rahmen schwer zu bekommen. Dem oberbayerischen Heimwerkerensemble wird ja immer gern nachgesagt, sie seien neben Kraftwerk die einzige vorzeigbare Formation mit internationalem Renommee, für die man sich in Deutschland nicht schämen müsse, unbeirrbar, originär, relevant eben. Und nach dem Auftritt unter der sparsam beleuchteten Kuppel weiß auch der letzte Zweifler, warum das so ist: Weil es den Musikern um Markus Acher und Martin Gretschmann in bemerkenswerter Manier gelingt, den feingewirkten, vielschichtigen Sound ihrer Alben so für die Bühne zu adaptieren, dass die Zuhörer einerseits auf keines der liebgewonnenen Details verzichten muss, zudem wird offenkundig, mit welch ungebremster Spielfreude sie das Liveformat ihrer Songs zu nutzen wissen. Es ist sicher nicht übertrieben zu behaupten, The Notwist haben die Arena gerockt.
Das aufgebotene Set umfasst gut zwanzig Stücke inklusive dreier Zugabenblöcke – ‘career spanning‘ sagt man da wohl gern – fast jedes ihrer Alben wird, wenn auch zu ungleichen Teilen, gewürdigt. Vom Frühwerk „Nook“ stammt das punkige „One Dark Love Poem“, vom famosen „Shrink“ wiederum ein knisternd irrlichterndes „Chemicals“. Deutlich mehr Platz natürlich aus der Zeit ihres kommerziellen Durchbruchs – Tracks von „Neon Golden“ wie „One With The Freaks“ oder „Pick Up The Phone“ muss man hier natürlich keinem mehr erklären, da reicht ein Takt zur kollektiven Glückseligkeit. „Gravity“ und „Gloomy Planets“ von „The Devil, You+Me“ wandeln die Zirkuskuppel unweigerlich zu einer Art Planetarium und die sanften Beats und funkelnden Gitarrenhooks heben das Publikum mit verblüffender Leichtigkeit auf eine neue Ebene. Fast unnötig zu erwähnen, dass sich auch die Stücke des aktuellen Albums „Close To The Glass“ nahtlos ins Programm einfügen. Die Singles „Run, Run, Run“ und „Kong“ werden ebenso schnell wiedererkannt wie begeistert gefeiert und auch die kunstvoll verfugten Loops von „Into Another Tune“ stehen denen auf der Platte in nichts nach.
Immer wieder beeindruckend ist die umtriebige Performance der sechs Musiker, die man so gar nicht mit dem verfrickelten, elektronischen dominierten Sound der Band verbinden möchte. Nicht nur Gretschmann und Acher in den Bühnenmitte, auch die anderen sind ganz und gar bei der Sache – ein jeder variiert gekonnt zwischen kammermusikalischer Klangkulisse und ohrenbetäubender Wall Of Sound und springt zwischen den jeweiligen Instrumenten einher, einzig Andi Haberl behält seinen Platz an den Drums und sorgt für ein präzises, rhythmisches Grundgerüst. Für die Schlussminuten macht sich der Sänger, als hätte er noch nicht genug zu tun, zudem noch an den Plattentellern zu schaffen, sampelt seine eigene Stimme und scratcht der Band durchaus gekonnt in die Parade, viel mehr Beweise für die gelungene Übersetzung der komplexen Songstrukturen ins Hier und Jetzt braucht es da wirklich nicht. Jel, Rap-DJ und langjähriger Bandbegleiter, der für The Notwist die Show eröffnen durfte, bemerkte zu Beginn etwas enttäuscht, dass er gerade an so einem Ort schon gern ein paar wilde Tiere gesehen hätte – nun, selbst ein Ballett aus tüllberockten Elefantenkühen hätte diesem Abend kaum Sensationelleres hinzufügen können.

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