The Man who killed Don Quixote

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

The Man who killed Don Quixote

2Tragikomödie

Eine Gutes hat der von Rückschlägen geplagte Entstehungsprozess der Romanverfilmung, in die Terry Gilliam 25 Jahre investierte: So liefert die verworrene Produktion zumindest eine originelle Story.

Die enthält bezeichnenderweise bedeutendere Lektionen über hochfliegende Ideale, Starrsinn und die hypnotische Kraft romantischer Phantasiehelden als das filmische Endprodukt. Wie klar der Regisseur das erkennt, zeigt der Einleitungstext seiner hyperbolischen Abfallverwertung: “And now … after 25 years of making and unmaking … a film by Terry Gilliam“ … der absurde Tragik zu ungelenkem Pathos und metatextuelle Reflexion zu chauvinistischer Egomanie pervertiert.

Cervantes vielschichtige Parodie ist Stichwortgeber der kruden Odyssee von Regiestar Toby – denk: Terry. Der vom begeisterten Kunstadepten zum kalten Werberegisseur gewandelte Held (Adam Driver) rennt während eines Reklamedrehs in pittoresker Landschaft seinem Schicksal in die Arme. Das erscheint in Gestalt eines Laiendarstellers (Jonathan Pryce) aus Tobys Debütwerk um Don Quixote, für den der Mime sich hält. Als widerwilliger Sancho Panza flankiert Toby dessen versponnenes Rittertum mit abstoßender Triebhaftigkeit und Bigotterie. Die repetitiven Szenarien verraten bloß minimale Kenntnis der Vorlage, doch triefen vor latentem Rassismus, aggressiver Misogynie und Philisterei.

Kalauer, Klamauk und Klischees fläzen sich über 132 ernüchternde Kinominuten, in denen die in Hure, Heilige oder Hexe unterteilten Frauenfiguren austauschbare Objekte sind und die papierenen Dialoge hohlgeistig. Falls es Filme gibt, die besser ewig ein idealistischer Wunschtraum geblieben wären, dann dieses von Altherreneitelkeit und heuchlerischen Moralismen getriebene Pastiche. Der winzige Rest tragikomischer Ironie des burlesken Debakels, das Phantasie und Progressivität der Vorlage grausam verrät, ist Gilliams eigene unwillkürliche Annahme der Titelrolle. Don Quixote mag unsterblich sein – die bedrückend bornierte Inszenierung des Regisseurs tötet ihn trotzdem ab.

Regie: Terry Gilliam, Drehbuch: Terry Gilliam, Tony Grisoni, basierend auf dem Roman von Miguel de Cervantes y Saavedra, Darsteller: Adam Driver, Olga Kurylenko, Stellan Skarsgård, Jonathan Pryce, Rossy de Palma, Óscar Jaenada, Filmlänge: 132 Minuten, Kinostart: 28.09.2018

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Autor

Lida Bach