Der deutsche Filmstart des besseren A-Teams rückt immer näher, Grund genug sich mal ausführlich mit dem zweiten Teil dieser wunderbar hingerotzten Antiheldensaga zu beschäftigen.
Auch in diesem Band gehört die blanke Ironie, hingebungsvolle Überzeichnung und finsterer Humor zum Repertoire, zum guten Ton und alles wird mit Hingabe praktiziert. Noch immer wird gemordet und gemeuchelt, dass sich die (Zensur-)Balken biegen und auf jeder Seite bekommt das schmutzige Geheimdienstgeschäft einen kleenen, liebevollen Tritt vors Schienbein.
Natürlich gibt es jetzt (wieder) den ein oder anderen Kunden, der sich diese hübsch subversive Topserie nur kauft, um später (nach dem dem Kinobesuch mit Freunden) dampfplauderisch Verbalgas zu geben. Aber ich mag über diese Menschen überhaupt nicht reden. Denn dieser Comic verdient einfach mehr Aufmerksamkeit, als nur als potentielle Vorlage eines Films wahrgenommen zu werden. Es wird wahrscheinlich ohnehin wieder in einem freudigen Massaker an der Komplexität enden. Leider nicht vermeidbar - nennen wir es einfach mal Schwund beim Medientransfer.
In der Besprechung des ersten Teils (auch auf diesem Blog zu finden) wurde bereits klar, dass ich den Stil der Narration sehr schätze und glücklicherweise brach dieses hohe Niveau auch im zweiten Sammelband der Reihe nicht ein. Diggle ätzt noch immer mit unvergleichlicher Eleganz und Jocks Strich harmoniert damit wie Schoko und Vanille in holländischen Süssspeisen. Spitzenteam!
Zu der Story kann folgendes gesagt werden: Der forcierte Angriff auf die stillen Herrscher der USA dauert an. Die Losers werden noch immer gejagt wie wilde Hunde, aber sie arbeiten auch weiterhin freudig klandestin und kämpfen voller Hingabe um ihr Überleben und ihre Satisfikation. Und ja, ihre Vergeltungsmaßnahmen werden immer dreister und raffinierter.
Interessanterweise kommen sie bei der Suche nach den Hintergründen ihrer Diffamierung einer Verschwörung auf die Spur, welche älter zu sein scheint als die CIA selbst. Bereits in den Tagen des OSS wurden Black-OPs unter dem Decknamen Max abgewickelt.
Max scheint aber keine Einzelperson zu sein, sondern ein reaktiviertes Netzwerk aus den Tage de Koreakriegs, welches aber auch in der Iran-Contra-Affäre federführend zu sein schien und auch alle aktuellen afrikanischen Warlords zu protegieren scheint.
Und schwupps, schon agiert der Comic als stiller Chronist der inoffiziellen Aussenpolitik der vergangenen Dekaden. Diggle verfasst eine kleine Geschichte der staatlichen Gewalt und hierbei wird glasklar: Max ist die dunkle Seite der Macht, die Verschwörung im Apparat, das pochende Herz einer Bestie. Und diese Struktur wertschätzt die Losers eher wenig, denn sie könnten sie ans Licht der Öffentlichkeit zerren. Ergo - harte Massnahmen. Neben aller Spielerei mit den verschwörungstheoretischen Standards schimmert hier immer wieder eine deutlich herrschaftskritische Note durch.
Kurz gesagt: Die Paranoia bleibt Prinzip, der satirische Actionanteil bleibt immer noch sehr hoch, die ästhetisierte Gewalt verdammt zuckersüss und der Humor einfach sehr britisch. The Losers machen auch bei Band Zwo sehr viel Spaß. Bleibt abzuwarten, was der Film so übrig lässt von dem raffiniert-bissigen Abgesang an die Geheimdienste dieser Welt.
Wer nicht unvorbereitet ins Kino stiefeln mag, der haptischen Fraktion angehört oder einfach gerne mal wieder einen schmutzigen Comic lesen kann - für euch alle ist der Eingang zu Garten Eden jenau hier.
"The Losers 02: Die Insel"
Autor des Artikels : derdigitaleflaneur
derdigitaleflaneur.blogspot.com ist ein kulturjournalistisch orientierter Blog, der als Publikationsplatz für Langrezensionen zu den Themenfeldern Comics, Musik & Literatur dient.