The less you hear ...

The less you hear ...

DJ Shadow „The Less You Know, The Better“ (Verve)
Bei der Art von Platten, wie sie Josh Davis alias DJ Shadow produziert, hat es wenig Sinn, all die mühevoll miteinander verkabelten Effekte, geloopten Sequenzen und Klangschnipsel aufzuzählen, auch nicht die Assoziationen und Inspirationen, die daraus erwachsen. Handelt es sich hier doch nicht um Songs im konventionellen Sinn, sondern eher um die mehr oder weniger kunstvolle Aneinanderreihung von Soundminiaturen zu einem, wie die Internetplattform npr treffend schreibt, „epic film score without a film“.
Soweit, so bekannt und so gut. Das Problem an „The Less You Know...“ ist nun aber, dass Davis meinte, ohne Not seinen stilistischen Spielraum erweitern und, noch schwieriger, sich auch am ehedem verteufelt Liedhaften versuchen zu müssen, in der trügerischen Annahme, auch das werde ihm gelingen. Doch so sehr DJ Shadow auf dem Gebiet des turntablism als anerkanntes Genie gilt, so wenig ist er dies beim klassischen Songwriting. So mißraten ihm das von Tom Vek eingesungene „Warning Call“ als wavig-grummelndes Irgendwas und leider auch das seltsam dröge „Scale It Back“ mit Little-Dragon-Chanteuse Yukimi Nagano.
Glich sein Erfolgswerk „Endtroducing...“ von 1996 noch einer Operation am offenen Herzen zeitgemäßen Hip-Hops in all seinen verschiedenen Facetten, so wirkt das neue Album wie ein unsteter, beliebiger Flickenteppich, bei dem man sich wünscht, man hätte mehr von einem als immer mehr von so vielem gehabt. Gegen „Stay The Course“ und die entspannten Rhymes von Kelvin Mercer aka. De-La-Soul-Mastermind Posdnuos ist nichts zu einzuwenden, würden sie nicht von einem martialischen Mathmetalbrett („Border Crossing“) eingeläutet. Wir haben noch jazzige Breakbeats („Run For Your Life“), traurige Barmelodien („Sad And Lonely“), das bratzige BigBeat-Monster „I Gotta Rock“ und das befremdlich lärmende „Give Me Back My Nights“ („... the agony of my soul, the million endless solitary nights ...“) und jede Menge experimentelles Füllmaterial.
Was wäre denn so falsch daran gewesen, sich mit der Erinnerung an die fabelhaften Digable Planets, an Guru und seine Jazzmatazz, die Stereo MC’s zu begnügen, wem musste Davis beweisen, dass er so gar keine Angst vor dem Blick in entfernte Töpfe hat? Tracks wie das sanft wippende „Redeemed“ oder das geheimnisvolle Pochen von „Tedium“ zeigen ja, dass der Mann am besten ist, wenn er sich auf das Naheliegende beschränkt. Die Chance zum erneuten Meisterstück, auf das man so sehr gehofft hatte, wurde so leider vergeben.
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