Ich muss gestehen die Vorfreude auf einen neuen Tarzan hielt sich bei mir ziemlich in Grenzen. Aber der zuletzt veröffentlichte, neue Trailer ließ in mir dann doch ein geringes Volumen an Interesse entstehen. Dennoch war mir im Vorfeld klar, dass eine Adaption von Edgar Rice Burroughs Material im Jahr 2016 nur noch schwer funktionieren dürfte. Und so haben sich die Filmschaffenden dazu entschieden den fiktiven Stoff mit historischen Inhalten zu mischen...
Aufgegangen ist dieses Vorgehen weiß Gott nicht. Im Gegenteil. In The Legend Of Tarzan geht es um den im Dschungel Kongos von Affen aufgezogenen Tarzan, der mittlerweile als Lord Greystoke ein aristokratisches Leben in England führt. Doch dann maschieren Söldner unter der Führung des Schurken Leon Rom in Tarzans Heimat ein und wollen dort sämtliche Rohstoffe des Kongos erbeuten. Tarzan zögert nicht und macht sich mit seiner Frau Jane auf eine Reise in die Vergangenheit. Das klingt zwar zunächst stereotypisch, gibt aber die Hoffnung es nicht wieder mit einer typischen Reboot-Origin-Geschichte zu tun zu haben. Doch diese Hoffnung wird schnell begraben. The Legend Of Tarzan erzählt nicht nur in einem Nebenplot die Ursprungsgeschichte Tarzans, nein, David Yates Film vermittelt uns diesen Handlungsstrang auf dem schlimmst möglichen Weg. Mit Flashbacks. Au backe. So altbacken wie dieses Stilmittel ist leider auch der ganze Film. Einfach nur erbärmlich wie uns Hollywood immer und immer wieder die selben Geschichten in anderen Kulissen erzählen will. Immerhin hat man es geschafft, Burroughs Stoff vom latenten Rassismus zu befreien. Oder sagen wir es anders, man hat es versucht.
Bereits die Besetzung Alexander Skarsgårds als Tarzan hätte eine Vorwarnung sein müssen. Natürlich sieht der durch die Vampirshow True Blood bekannt gewordene Schwede mit seinem muskelbepackten Körper fantastisch und damit für seine Rolle verdammt passend aus. Leider sind dem Mimen nahezu sämtliche schauspielerischen Talente abhanden gekommen. Meistens guckt der Hauptdarsteller nur emotionslos ins nichts. Ein Hauptdarsteller ohne Ausstrahlung. Da kann man dann auch nicht mehr viel retten, selbst wenn man Margot Robbie heißt und einfach bezaubernd ist. Der Shooting Star der letzten zwei Jahre spielt Jane ansprechend und extrem selbstbewusst. Das gefällt und man hat zunächst den Eindruck, dass wir hier eine weibliche Rolle in einem Action/Abenteuerfilm sehen, die nicht permanent von Männer gerettet werden muss. Das gelingt, bis zum klischeenassen Showdown. Robbie ist trotzdem sehenswert, ebenso wie der kurze, aber prägnante Auftritt von Djimon Hounsou. Völlig verschenkt ist auch mal wieder Christoph Waltz, der wiederholt seine Hollywoodschurkenrolle spielen darf. Wie oft hat er jetzt schon den Hans Landa für die Amerikaner gespielt? Nichts gegen Waltz, er kann diese Rolle ja wirklich spielen, aber in ihm steckt noch so viel mehr.
Spannung vermittelt die zahme, sich von Action- zu Actionszene hangelnde Geschichte eigentlich über die gesamte Laufzeit nie. Auch atmosphärisch passt nur wenig zusammen. Muss eine CGI-Welt mit den technischen Möglichkeiten des Jahres 2016 wirklich noch so künstlich und leblos wirken? Ungelogen, es gibt einige wirklich böse Green Screen Schnitzer in The Legend Of Tarzan. Besonders die Szenen auf dem Dach eines Zuges und die Momente davor sehen gruselig aus. Nicht mal die animierten Tiere, vor allem ein Strauß, der es auf Samuel L. Jackson abgesehen hat, haben das Niveau des Produktionsjahres. Tarzan 2016 funktioniert am Ende nur selten. Nicht mal als Blockbuster taugt der Film des ehemaligen Harry Potter Regisseurs David Yates. Für mich zählt The Legend Of Tarzan zu den bisher größten Enttäuschungen des Kinojahres.
OT: The Legend Of Tarzan VÖ: 2016 Laufzeit: 110 Minuten FSK: 12 R: David Yates D: Alexander Skarsgård, Margot Robbie, Christoph Waltz, Samuel L. Jackson, John Hurt, Djimon Hounsou
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Christian
Bildquelle: Warner Bros., Dark Horse Entertainment