“The Last of Us”

The Last Of Us_Packshot

Manchmal sieht man sich bei einem Filmportal mit großen Fragen konfrontiert. Wie weit darf man über das Ziel hinaus schießen, sich von der eigentlichen Thematik entfernen? Natürlich sind nicht nur Filme – ganz gleich ob frisch im Kino angelaufen oder auf DVD, Blu-ray sowie dem noch recht jungen Video on Demand Markt erschienen – im Interessenbereich der Leserschaft angesiedelt. Geschweige denn des Autors. Wie findet man eine Ausflucht, wenn man über andere Dinge schreiben möchte? Braucht man eine solche Ausflucht überhaupt?

Nein. Braucht man nicht.

Und wenn man sie brauchen würde, könnte man im Namen des Videospiels „The Last of Us“ nun anbringen, dass es nun einmal ein sehr cineastisches Spiel geworden ist, dass nicht nur durch seine Zwischensequenzen, sondern auch durch die In-Game-Optik einen kleinen Platz im filmischen Herzen gefunden hat. Dass eine der Hauptprotagonistinnen zudem Ähnlichkeiten mit „Juno“-Darstellerin Ellen Page aufweist, ist darüber hinaus noch recht hilfreich. Aber, das sei angemerkt, bei „The Last of Us“ handelt es sich nicht um Ellen Page. Sie hat ihr Gesicht für „Beyond: Two Souls“ zur Verfügung gestellt. Sämtliche Ähnlichkeiten hier scheinen nur darauf zu beruhen, dass Frau Page nun einmal ein gutes stereotypisches Modell für ein starkes, junges Mädel abgibt, wie sie hier nun einmal vorzufinden ist – und in einer Welt voller infizierter, torkelnder Monster, nennen wir sie ruhig Zombies, auch dringend erforderlich ist.

Die harmonisch ruhigen Klänge, die im Eingangsbildschirm eine fast entspannende Atmosphäre bieten, während man als Spieler darüber nachdenkt, ob man den leichten oder mittleren Schwierigkeitsgrad wählt – „Schwer“ nimmt man einfach nicht beim ersten Mal, die Funktion „Überlebender“ ist noch nicht zugänglich – sind pure Ablenkung. Noch wiegt man sich in Sicherheit. Vielleicht ist hier ja alles gar nicht so schlimm. Ein kurzer Gedanke springt zurück an „Resident Evil“, wo schon ein durch ein Fenster springender Zombiehund das Controllpad aus den Händen rutschen lies und vorgetäuschte Harmonie unter Angstschweiß begrub. Hier beginnt die Story aber noch ebenso harmonisch. Vater und Tochter, die Mutter ist verstorben, haben einen netten Abend miteinander. Dieser soll aber nicht lange anhalten. Ein Anruf des aufgewühlten Onkel Toms bringt die Harmonie aus dem Gleichgewicht. Schnell findet sich der Spieler in der Rolle von Sarah, der Tochter, wieder – offenbar ein Fan der Band ‘Halican Drops’ und mit einem Poster zu „Dawn of the Wolf“ eine Sympathisantin von fiktiven übernatürlichen Schmonzetten à la „Twilight“. Damit ist sie in diesen Spiel definitiv fehl am Platz.

Ellie

Ellie

Erste Hinweise auf eine Epidemie finden sich bereits im Haus. Ein Zeitungsartikel im Bad und die Nachrichten im Fernsehen sind böse Vorboten von Dingen, die auf der Straße geschehen. Der Vater ist verschwunden, wird bald ebenso hektisch und in Panik zurückkehren, wie es der Anruf des Onkels schon hat vorausahnen lassen. Eine Autofahrt in Echtzeit, bei der man sich als Sarah frei umher drehen und aus den Fenstern schauen kann, sowie ein tragischer Todesfall runden den Prolog ab. All das geschieht noch bevor die eigentliche Spielehandlung beginnt. Schnell noch ein Zeitsprung, überbrückt durch die Intro mit zahlreichen Ausschnitten aus den Medien, dann ist die Welt schon zu Grunde gerichtet, in den postapokalyptischen Wahnsinn gestürzt, immer von der Angst begleitet, dass dort Monster durch die Straßengassen ziehen, die einem nach dem Leben trachten.

So manches Mal würde man sich wünschen, hier wirklich einen Film zu erleben. Dann hätte man endlich mal wieder eine postapokalyptische Kulisse auf der großen Leinwand, die es zu bestaunen gäbe. So aber bietet sich immerhin der Vorteil, dass man diese Welt mit den eigenen Händen auf dem Controller erkunden kann, wenn der Weg auch recht linear verläuft. An jeder Ecke geschehen Dinge, die nicht immer etwas mit der eigenen Geschichte zu tun haben müssen. Am Rande wird die Geschichte der ganzen Menschheit erzählt. Jede Momentaufnahme trägt zum großen Ganzen bei. Und nicht nur die Zombiekreaturen treten als ‘die Bösen’ auf, von ihrem Hunger getrieben eher die wilden Tiere in der großen Stadt, sondern auch die Menschen selbst. Schmugglerbanden die das Feuer eröffnen, Militär das den Protagonisten auf den Fersen ist. Es geht nicht allein um das Bekämpfen der Zombies, hierfür ist oftmals sowieso die Munition zu knapp, sondern um die Flucht vor Suchscheinwerfern, um das Anpirschen und Ablenken von möglichen Gefahrenquellen.

Joel wird von einem Clicker attackiert.

Joel wird von einem Clicker attackiert.

Dabei scheut man sich kaum vor einer Kulisse. Von den verkommenen Großstädten – ein Highlight der visuellen Präsentation – in denen man durch schräg stehende, halb vor dem Umsturz befindliche Hochhäuser kriecht, bis hin zu Hinterhöfen, Seitengassen, Waldstücken und Kanalisationen. Und schon bald fühlt man sich so mit den beiden Hauptakteuren Joel und Ellie verbunden, dass man wirklich manches Mal vom Pad ablassen muss, weil man eigentlich gar nicht in den nächsten Raum gehen möchte, in dem es eventuell von Clickern nur so wimmelt, gefährliche Zombie-Mutationen, die nicht nur auch schleichende Menschen bemerken, sondern von denen ein einziger Biss genügt um jemanden auszuschalten.

„The Last of Us“ ist und bleibt ein Spiel, daran lässt sich bis zu einer möglichen Verfilmung erst einmal nichts rütteln. Aber wer immer schon mal ein filmisches Werk mitspielen wollte, wird mit „The Last of Us“ sehr gut bedient sein. Nur etwas Nervenstärke ist angebracht, da man nicht drum herum kommt, den Adrenalinspiegel etwas angehoben zu sehen. Aber wenn das kein Problem ist, hat man auf spielerischer, wie auch auf visueller Ebene, sicherlich seinen Spaß mit dem Game.


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