„Ash And Ice“
(Domino Records)
Forschrittsverweigerer und Besitzstandswahrer werden ja gemeinhin (und selten zu Unrecht) gern beschimpft und schnell als verspießerte Langweiler betitelt, die die Menschheit noch zu keiner Zeit einen Millimeter vorangebracht hätten. Doch auch wenn man es kaum glauben möchte: Das neue Album von Jamie Hince und Alison Mosshart gibt eben jenen Menschen für eine knappe Stunde Spielzeit uneingeschränkt recht – es feiert den Stillstand und man sollte dankbar darum sein. Fünf Jahre liegt das letzte Album “Blood Pressure” zurück und hatte damals (Selbstzitat) “kratzigen, knochigen Bluesrock, sorgfältig geschreddert und gewohnt dunkel eingefärbt“ im Angebot, nebenbei noch eine obligatorische Pianoballade zur Herzerwärmung, basta. Und was soll man sagen – sie sind keinen Deut von diesem, ihrem Konzept abgewichen, schon die ersten Takte von „Doing It To Death“ machen dies unmissverständlich und wortwörtlich klar.
Unbehauene, satte Gitarrenriffs rollen ein ums andere Mal in die Arena, der Bass flattert, die Drums wummern, Mosshart grollt und wütet auf’s Allerfeinste und fast alles was folgt („Heart Of A Dog“/“Let It Drop“/“Siberian Nights“…) haut in die gleiche Kerbe, ohne dass es auch nur für einen klitzekleinen Moment langweilig zu werden droht. Worin genau die große Kunst dabei besteht, kann man nun ausgiebig diskutieren – die Produktion von Hince zusammen mit Tom Elmhirst und John O'Mahoney, die selbst schon bei Guns’n Roses, Metric, Coldplay, Adele und LCD Soundsystem an den Reglern standen, wird sicher ihren Anteil daran haben, ebenso der sparsame, punktgenaue Einsatz elektronischer Hilfsmittel – hier mal ein paar nervöse, technoide Beats untergebracht (“Hard Habit To Break”), dort ein wenig auf Hall programmiert (“Echo Home”) – sie leisten sich eigentlich keine Schwächen.
Dass gute Produktionen leider desöfteren eine unnötige Glättung und Verflachung nach sich ziehen, musste man ja schon bei vielen, die hoffnungsvoll gestartet waren, leidvoll feststellen, The Kills scheinen sich dagegen als immun zu erweisen. Sie können sich die klassische Bluesballade (“Hum For Your Buzz”) ebenso leisten wie den akustischen Tearjerker (“That Love”), ohne dass es zu einem nennenswerten Spannungsabfall kommt, für den Rest haben sie ein Übermaß an guten Ideen und jede Menge eingängigster Melodien parat, die aus einem passablen schnell ein überaus gelungenes Album werden lassen. Wer also demnächst wieder mal gegen die Beharrlichkeit und Unbelehrbarkeit wettert, dem sollte dieses Album als Stagnation auf höchstem Niveau als Gegenbeweis dienen. http://thekills.tv/