The Gunman

Der 96 Hours-Regisseur Pierre Morel kürt in The Gunman erneut einen in die Jahre gekommenen Schauspieler zum Actionstar. Nach Liam Neeson kämpft und hetzt sich nun Sean Penn durch die Wirren des Genres und zeigt uns, was passiert, wenn der Jäger zum Gejagten wird.

Der Scharfschütze eines verdeckten Killerkommandos, Jim Terrier (Sean Penn), soll im Auftrag eines unbekannten westlichen Wirtschaftskonzerns einen hochrangigen Minister des Kongos töten. Terrier gelingt es die Zielperson auszuschalten und taucht unter. Seine Tat hat nicht nur zur Folge, dass er seine Freundin Annie (Jasmine Trinca) wortlos zurücklassen muss, sondern führt auch zum Ausbruch von Chaos und kriegsartigen Zuständen im an sich schon krisengebeutelten Kongo. Jahre später wird der Ex-Söldner, der mittlerweile in den Kongo zurückgekehrt ist um für eine NGO zu arbeiten, von seiner Vergangenheit eingeholt. Er selbst gerät nun ins Visier seines ehemaligen Auftraggebers. Es beginnt eine tödliche Verfolgungsjagd von Afrika über London bis nach Barcelona. Auf der Suche nach Antworten und Auswegen kollidiert er mit den Mitgliedern des ehemaligen Killerkommandos und trifft dabei auch wieder auf die Frau, die er liebt.

Den Zuseher erwartet eine Mischung aus Action à la 96 Hours und Penns bislang überwiegend seriösen Filmen. Dem politisch engagierten Sean Penn interessierte vermutlich vor allem der Hintergrund der Story, denn The Gunman wirft einen Blick auf die chaotische Situation des Krisenherdes Kongo. Doch der gut inszenierte Beginn von The Gunman, der uns vorerst eine sozialkritisch anmutende Geschichte präsentiert, flacht mehr und mehr ab. Statt der weiteren Thematisierung der Auswirkungen des Attentats auf einen Minister des Kongo und in weiterer Folge auf die ansässige Bevölkerung, fokussiert die Handlung im weiteren Verlauf nur noch das persönliche Schicksal des Helden und seine explosiven Auseinandersetzungen mit Auftragskillern.

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Dies beschert dem Publikum zwar wirklich gelungene Aufnahmen der anderen Drehorte wie London und Barcelona, lässt aber die sozialkritische Stimme des Filmes untergehen. Neben diesem Manko fehlt The Gunman zudem das gewisse Etwas. So erfreut man sich einerseits an ansehnlichen Kampfszenen, rasanten Verfolgungsjagden, satten Schusswechseln und einer soliden Inszenierung der Antagonisten, andererseits ist das Endprodukt weder ein voll ausgewachsener Actionfilm noch seriös genug, um mehr zu sein, als eine mittelmäßige Heldengeschichte.

Der Cast darf sich dagegen sehen lassen. Der zweifache Oscar-Preisträger Sean Penn (Gangster Squad, Cheyenne – This Must Be the Place) tritt zwar in die Fußstapfen Neesons, bringt aber aufgrund seiner bisherigen Karriere eine seriöse Note mit ein. Die Erwartung, dass Penn in der Rolle des gealterten Actionhelden nicht ebenso Aufsehen erregen wird, wie einst sein Vorgänger, bestätigt sich in The Gunman. Trotzdem scheint das Werk ein guter Kompromiss für Penn, um auch mal wieder dem Mainstream-Publikum zuzuwinken. Neben dem Hauptdarsteller trifft man auf Javier Bardem (The Counselor, Skyfall), Idris Elba (MandelaPacific Rim), Ray Winstone (Noah) und auf das neue Gesicht Jasmine Trinca. Allesamt ausgezeichnete Darsteller, doch die Charaktere, die sie verkörpern, sind stellenweise schlicht zu eindimensional.

Die spanisch-britisch-französische Co-Produktion basiert auf dem Roman The Prone Gunman (1981) von Jean-Patrick Manchette. Wie bereits erwähnt, startet die Verfilmung der Romanvorlage durchaus vielversprechend, doch die weitere Inszenierung schwächelt. Vor allem in der Mitte der Erzählung stutzt man, da sich die Geschichte in einer einfachen Love-Story aufzulösen droht. Glücklicherweise schlägt The Gunman dann doch noch einen anderen Weg ein – nicht dass die Liebesgeschichte übertrieben jämmerlich daher kommen würde, doch von einem Film mit Sean Penn erwartet man sich doch einiges mehr. Der 54-jährige Penn ist zudem in guter körperlicher Form, doch als er zum Höhepunkt des Films völlig überflüssigerweise sein Hemd verliert um die kugelsichere Weste auf nackter Haut anzulegen, ist dann doch etwas zu dick aufgetragen für das „Ich bin über 50 und noch wahnsinnig sexy“-Vehikel.

Weder Tonspur noch Kameraarbeit sind außergewöhnlich und die Dialoge kaum erinnerungswürdig. Dies trägt auch dazu bei, dass The Gunman die Hochspannung der brisanten Ausgangslage nicht über die ganze Strecke der Geschichte halten kann. Unterm Strich ist das Werk ein zufriedenstellender mittelmäßiger Actionfilm, der einem langweiligen Abend etwas Würze verleihen kann.

Regie: Pierre Morel, Drehbuch: Pete Travis, Jean-Patrick Manchette
Darsteller: Sean Penn, Javier Bardem, Ray Winstone, Jasmine Trinca, Mark Rylance, Idris Elba
Filmlänge: 115 Minuten, Kinostart: 01.05.2015, www.thegunman.de


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