Worum geht's?
Polizist Asger Holm wurde in die Notrufzentrale versetzt und bangt um einen Gerichtstermin am nächsten Tag. Da kontaktiert ihn kurz vor Feierabend ein Entführungsopfer aus einem fahrenden Transporter. Asger setzt alle Hebel in Bewegung, um der Frau zu helfen und handelt dabei nicht nur nach dem Lehrbuch.
Wie ist der Film?
Filme, die nur am Telefon spielen sind spätestens nach „ Buried - Lebend begraben" und „ No Turning Back " nichts Neues mehr, bekommen aber immer noch zu wenig Beachtung. Und der dänische Kinodebütant Gustav Möller findet eine Variante mit seinem eigenen Setting und eigener Sprache. Man sieht fast nichts, doch viel passiert. „The Guilty" - Jury- und Publikumsliebling beim Sundance Filmfestival 2018 - zeigt einmal mehr, wie wenig es benötigt, um filmisch zu packen.
Möller inszeniert unaufgeregt, aber nicht langweilig. Zwar gibt der Schauplatz praktisch nichts her, doch Kamera und Schnitt halten ihn hinreichend lebendig, während die Lichtstimmung sich dezent dem Geschehen anpasst. Alles steht und fällt mit den Dialogen. Die Gespräche sind authentisch, gut gespielt und clever konzipiert. Nach der Vorstellung einer ambivalenten Hauptfigur erhält das Publikum Stück für Stück Informationshäppchen, bis sich das Puzzle zusammensetzt. Geschickt verwebt sich der Krimi am Telefon mit dem Schicksal des Polizisten am anderen Ende der Leitung.
„The Guilty" ist eine leise Studie von Schuld und Sühne, verpackt in ein Kammer-, wenn nicht gar Hörspiel, nuanciert getragen von Hauptdarsteller Jakob Cedergren. Ein nicht nonstop fesselndes, aber doch rundes, milde spannendes und bewegendes Thriller-Drama. Das Wichtigste beim Kino mit Köpfchen ist eben das Kopfkino.
