The Glitz Interview Teil 2, Stadtkind Andreas Henneberg


Andreas Henneberg - The Glitz - Daniel Nitsch
The Glitz Interview Teil 2, Stadtkind Andreas HennebergAndreas Henneberg
Heimat: Berlin

Im zweiten Teil unseres 3 teiligen The Glitz Interviews haben wir mit Andreas Henneberg gesprochen, den man auch aufgrund seiner verschiedenen Tätigkeiten als Workaholic bezeichenen könnte, denn eines ist klar, er arbeitet genauso viel hinter den Kulissen wie vor ihnen. Neben seinem eigenem Projekten wie The Glitz, Cascandy und Andreas Henneberg, leitet er noch eben zusammen mit Daniel Nitsch und Stefan Schuld das Label Voltage Musique Records, hat seinen eigenen Audiomastering Service Hen MounTain. In seinem eigenhändig dafür eingerichteten Studio hat er bereits eine lange Liste von Artists wie zum Beispiel Technasia, Tiefschwarz, Lee Van Dowski, Marek Hemmann und Solomun gemastert hat. Die Liste der Labels, die bei ihm Mastern lassen ist ebenso so lang. Dazu arbeitet er im Hintergrund als Produzent für Artists wie Marcus Meinhardt, Gunnar Stiller, Marquez Ill und noch so einigen anderen. Er ist zum  Beispiel auch für den Marcus Meinhardt Remix von Dirty Döring´s I Would verantwortlich. Anfang 2013 erscheint nun sein erstes Album, wir haben uns mit ihm über sein Gründe für das erste Album, Berlin als Hauptstadt der elektronischen Musik, Ziele, die Entstehung seines Projektes Cascandy, natürlich über The Glitz und seine Pläne für die Zukunft unterhalten.
Andreas Henneberg
1.Du wirst demnächst dein eigenes Album veröffentlichen, was hat dich dazu gebracht dieses heiße Eisen anzufassen und wie ist es gelaufen? Zufrieden mit dem Ergebnis? 
Nunja.. ich mache schon seit Mitte der 90er Jahre Musik und habe schätzungsweise über 200 Produktionen auf Vinyl verewigt, komischwerweise kam ich nie auf die Idee ein Album zu machen. Ich glaube man merkt selber ganz genau, wann es an der Zeit ist ein Album zu machen und zwar dann, wenn auch Nachfrage besteht, schließlich ist das mit extrem viel Aufwand, Kosten und vor allem Herzblut verbunden.
Die produktion hat etwa 2 Monate gedauert, es sind ziemlich genau 20 Tracks geworden inklusive Interludes und dem ganzen Kram. Erscheinen wird es Anfang 2013 auf meinem eigenen Label Voltage Musique Records, pünktlich zum zehnten Geburtstag des Labels.
2.Was ist für dich interessanter, das erstellen von neuen Tracks oder diese zu spielen und zu sehen wie sie beim Publikum ankommen?
 
Das ist eine wirklich gute Frage, eigenartigerweise spiele ich ganz selten einen frisch produzierten Track um ihn im Club auszuprobieren. Wenn ich im Studio an einem Titel arbeite, reicht es mir oft schon, einfach die Augen zu schließen und vorzustellen auf dem Dancefloor zu stehen. Solange dann nichts geschieht, was mich aufhören lassen würde zu tanzen, ist alles in Ordnung mit dem Titel und weiter gehts.. Studioarbeit generell ist für mich immer spannend. Ich liebe es!

Berlin
3.Berlin ist nicht nur die typische Zuwanderer Stadt, sondern gilt auch weltweit als Hauptstadt der Techno Musik, aus diesem Grund ziehen sogar so einige hier her, einige erhoffen sich dadurch den großen Sprung in ihrer Karriere. Du bist waschechter Berliner, empfindest du eigentlich noch diesen besonderen Flair oder ist er für dich dem Feiertourismus gewichen? Würdest du eigentlich in der heutigen Zeit, ambitionierten Künstlern noch dazu raten nach Berlin zu ziehen?
The Glitz Interview Teil 2, Stadtkind Andreas HennebergOh da hast du mich ja auf genau dem richtigen Fuss erwischt. ;)
Ich liebe Berlin als Stadt, die Kultur und alles was einem geboten wird, dass findest du wohl in kaum einer anderen Stadt auf diesem Planeten. Aus musikalischer Sicht versuche ich mich ehrlich gesagt so weit wie möglich aus allem raus zu halten was hier passiert. Ich sage sehr viele Bookings in Berlin einfach ab und sowas hat auch seine Gründe. Dazu kommt, dass ich fast ausschließlich mit Leuten zusammen arbeite die eben nicht aus Berlin kommen. Meine Solo-Booking Agentur "Plantage13" ist zum Beispiel in Bremen stationiert und unsere Agentur von The Glitz, "3000°Booking", inmitten von Mecklenburg Vorponnern. Mir ist es sehr, sehr wichtig den internationalen Markt zu bedienen und eben nicht in dieser Berlin-Blase zu versacken. Die Gefahr ist in der Tat ziemlich groß, irgendwann als Local-Hero dar zu stehen und jedes Wochenende in 3 Clubs der Stadt zu spielen. Solange man soetwas im Auge behält ist Berlin ein toller Ort um als Musiker voll durch zu starten. Schließlich hat man immer kurze wege, weil ja wirklich fast jeder mittlerweile hier wohnt.


The Glitz

4.Mit The Glitz rotierst du und Daniel zur Zeit mächtig und auch Andreas Henneberg ist ziemlich gefragt als Künstler. Was würdest du zu deiner Situation sagen? Bist du da angekommen wo du hin wolltest und was sollte man tun wenn man etwas mehr erreichen will?
Zeig mir mal einen, der dort angekommen ist wo er hin will! Man selber realisiert sowieso nie, wo man gerade steht und wie die Außenwahrnehmung tatsächlich ist. Gottseidank..
Es ist schön, jedes Wochenende gebucht zu sein und auch davon leben zu können. Das ist in der Tat schon immer mein großer Traum gewesen, mit Musik meinen Lebensunterhalt zu finanzieren.
Was man tun sollte um mehr zu erreichen? Wenn ich dir das sagen könnte, würd ich mich damit selbststängig machen.(lacht)
5.Jetzt arbeitest du mit Daniel Nitsch nun schon viele Jahre zusammen, so eine Partnerschaft wächst über solch eine Zeit immer mehr zusammen, was man auch an euren Releases hört aber kannst du auch noch sagen was es war, was euch zusammen gebracht hat?
The Glitz Interview Teil 2, Stadtkind Andreas HennebergJa das war eine echt schräge Geschichte mit dem Daniel damals. Vor gut 10 jahren, als ich das erste Mal im Internet war, um zu schauen was dort alles so geht, hab ich ein DJ-Forum entdeckt. Daniel war dort der erste den ich kennen gelernt habe. Kurze zeit später kamen wir auf die idee ein Label zu gründen um unsere eigene Musik veröffentlichen zu können und dass obwohl wir uns noch nie live gesehen hatten.  Der dritte fremde war Stefan Schuldt, wir trafen uns zu dritt und beschlossen einfach völlig blauäugig das Label Voltage Musique Records zu gründen, welches wir auch heute immer noch recht erfolgreich betreiben.
The Glitz ist erst im jahre 2007 entstanden als wir zusammen im Studio saßen und das erste Mal gemeinsam an Tracks geschraubt haben. Unser erster gemeinsamer Titel war auch gleich die "White Line". Mittlerweile sind wir dicke Freunde, schätzen und kennen uns sehr gut.
6.Ihr beide seid auch als DJ Team unterwegs, aus eigener Erfahrung weiß ich nun, so ein DJ Team nimmt über die Dauer immer mehr Ähnlichkeiten mit einem Pärchen an und häufig wirkt man auch auf Außenstehende wie das berühmte alte Ehepaar, weil man sich so gut kennt. Welche Seite an Daniel schätzt du besonders und kannst du uns eine Macke von ihm verraten, was dich auch mal nerven kann?
Haha super.. ich glaube Daniel und ich sind im positiven Sinne schon ziemlich unterschiedlich in vielen Sachen, dass ist es warum es auch nie langweilig wird. Wer uns kennt oder uns schonmal auf der Bühne gesehen hat, der weiß was ich meine. Daniel ist ein echter Workaholic und gleichzeitig ein extrem tiefenentspannter Mensch. Seine einzige macke, die mir gerade einfällt, ist sein veganer Lebensstil, dass ist nicht immer einfach, vorallem für einen Fleischfresser wie mich.



The Glitz Interview Teil 2, Stadtkind Andreas Henneberg

Cascandy
7.Seit kurzem hast du neben deinem eigenen Audio-Mastering-Service, dem Künstler Andreas Henneberg und The Glitz noch das Projekt Cascandy, wenn man sich anschaut was du zur Zeit alles machst, ist es nicht so als hättest du nichts zu tun. Ich hoffe du schläfst noch wie ein normaler Mensch bei deinen ganzen Projekten. Warum hast du dich dazu entschlossen noch ein weiteres Projekt zu starten und wie kam der Name zustande?
Ja es eine ganze menge Zeug was da anfällt. Das produzieren von Tracks und all die anderen Sachen die Spass machen sind auch nur 5% vom Daily Bizz. Man darf aber auch nicht außer acht lassen, dass ich 7 Tage die Woche Zeit habe um mich eben dieser Arbeit zu widmen. Das Mastering nimmt etwa 3 Stunden jeden Tag ein. Danach ist das Gehör auch nicht mehr verlässlich und der Rest des Tages geht für Label und Studioarbeit drauf.
Das Projekt Cascandy ist damals eher aus einer Not entstanden. Ich hatte eine Phase wo ich diesen typischen House Sound super cool fand und demnach auch Tracks in diese Richtung produzierte.
Da die Henneberg-Sachen alle eher Techno orientiert sind und unsere The Glitz Produktionen immer zusammen mit Daniel entstehen, hatte ich also nun diese Tracks rumliegen. Die wunderbare Grafikerin Daniela Uhlig hatte ein tolles Design für mich entworfen, was mich sofort auf die Idee brachte eben diese Grafik auf 6 Plattencover zu verteilen. Die Musik dazu war ja da, fehlte nur noch das Label und ein vernünftiger Name.
Der Artist und auch Labelname Cascandy kommt von cascading (deutsch kaskadieren), also sowas wie puzzeln, schließlich musste man die 6 Plattencover erst zusammenpuzzeln bis man das komplette Bild sehen konnte. Eigentlich sollte nach den 6 Platten auch Schluss sein mit dem ganzen Projekt. Das es so erfolgreich wurde konnte ja keiner ahnen. Es gab schließlich auch kaum Promotion dafür. Mittlerweile ist es ein sehr wichtiges Projekt für mich geworden und es macht richtig Laune musikalisch in diese Richtung auszubrechen. Die zusammenarbeit mit den Jungs von Super Flu und derren Label Monaberry sind auch ein wichtiger Faktor, warum es Cascandy überhaupt noch gibt und weiterhin geben wird. Dazugekommen ist auch eine große Cascandy Live-Show, mit der ich ab Ende des Jahres auch noch ordentlich durch die Welt toure.


Leben
8.Was hast du eigentlich im normalen Leben gelernt oder gab es bei dir schon immer nur die Musik und kannst du dir noch vorstellen, ein ganz normales Leben zu führen so ganz ohne Auftritte und Musik?
The Glitz Interview Teil 2, Stadtkind Andreas HennebergAlso Musik hat schon immer eine übergeordnete Position in meinem Leben eingenommen, seid Mitte der 90er jahre bastel ich jetzt schon eigene Sounds zusammen ohne das es jemals langweilig geworden ist. Bis vor 2 Jahren etwa hatte ich noch einen ganz regulären Job bei einer Medienbude hier in Berlin. Dort war ich 8 Jahre, 42,5 Stunden von Montag bis Freitag, eine Stunde Arbeitsweg und danach dann in das Studio und an den Wochenenden unterwegs. Gng alles, auch wenn meine Freundin, Familie und alle anderen sozialen Kontakte leider dadurch mächtig in den Hintergrund gerückt sind. Um so mehr weiß ich es jetzt zu schätzen, Zeit mit meiner Familie und Freunden zu verbringen. Ein anderer großer Nachteil am Job eines Musikers ist es, dass man immer an Wochenenden arbeitet. Klar, klingt sowas erstmal super, dumm ist nur, dass halt alles was so im Freundes- und Familienkreis passiert, ebenfalls an Wochenenden stattfindet. Somit ist man nie dabei, wenn Freunde ihren Geburtstag feiern, bei Familienfesten oder sei es einfach nur bei seiner Freundin zu sein. Sowas spürt man über die Jahre schon sehr, wenn man nie wirklich dabei sein kann. Wie auch immer, ein Leben ohne Musik, die Gigs und die Reisen könnte ich mir dennoch nicht vorstellen und möchte es auch nicht. So lange mich jemand auf der Bühne sehen will, werde ich auch dort sein. I love it!


Bühne
9.Andreas du gilst, Verzeihung, als kleine Rampensau. Wie viel Gewicht gibst du selbst dem Entertainmentfaktor bei Auftritten? Wichtig oder total egal?
Oh ehrlich? Ich bin eigentlich ein ganz ruhiger Typ, auf der Bühne drehe ich allerdings wirklich gern mal frei, was aber auch immer von der Party abhängt. Auf großen Bühnen wo die Luft brennt spring ich durchaus auch gern mal auf den Tisch, ja...
Der Entertainmentfaktor ist heutzutage wichtiger als jemals zuvor. Schau, durch all die technischen Möglichkeiten die wir heute haben, ist das DJ-ing als solches viel einfacher geworden als damals.
Was ist für einen Gast schon spannend einen dj zu beobachten der auf seinen laptop starrt und sich kaum bewegt. Es gibt hunderte Vinyl-DJ's die bewegungslos hinter den Decks stehen aber die arbeiten wenigstens noch und das sieht man auch. Ich habe fast 15 Jahre lang Vinyl gespielt und bin derart begeistert vom digitalen DJing und deren Möglichkeiten, dass ich am liebsten alles ausprobieren möchte was möglich ist. Wer mein Setup schon mal gesehen hat, der weiß das auch. Mittlerweile spiele ich mehr live, als nur ein DJ Set. Die Bühne ist voll mit Controllern, Drummachines, iPads und allem dem womit man eingreifen kann.
Ich bin ein riesen Fan von Ribbon Controllern, weil man damit extrem schnell auf Effekte, Filter und Co. zugreifen kann. Es läuft immer eine Drummachine mit, womit ich mir live meine eigenen Grooves basteln kann.
Sync Button hin oder her.. ich bin mit dem ganzen Zeug viel mehr am rotieren und durchdrehen, als ich es jemals mit Vinyl war, dass geht auch auf die Leute über.


Zukunft
10.Lass uns zum Abschluss doch nochmal auf den Musiker Henneberg zurückkommen. Du gehörst ja zur Gattung der fleißigen Produzenten, was gibt es neues von dir und deinen Projekten zu erwarten?
Es gibt unheimlich viele Sachen, wo mein Name garnicht drauf steht. ich bin als Ghostwriter für diverse Bands und DJs sehr aktiv.
Ich habe mich unter anderem um die Produktionen von Marcus Meinhardt, Gunnar Stiller, Marquez Ill, Krogmann und vielen, vielen anderen gekümmert und mache es auch weiterhin.
Hier ein kleiner Auszug, wen es interessiert: Hen_MounTain_Mastering/Productions.
Am aller wichtigsten ist im moment mein Solo-Album. Die Titel sind soweit fertig aber alles drum herum frisst extrem viel Zeit. Es wird eine Videodoku zum Album geben, sowie Interviews und Musikvideos und eine große Tour. Das alles ist sehr aufwendig und kostet extrem viel Zeit und Nerven, weil es ja auch gut werden soll. Von The Glitz wird es dieses Jahr noch einiges zu hören geben, wir haben gleich 3 neue Singles in den Startlöchern mit tollen Remixen von z.B. Blake Baxter, Simon Baker und noch einigen anderen.
Zudem arbeiten wir gerade an unserem 2ten Remixalbum welches Ende des Jahres erscheinen wird. Von Cascandy wird es dieses Jahr ebenfalls zwei weitere Singles auf Monaberry und dem dem Label Cascandy geben. Zudem bin ich als Cascandy mit einer großen Live Show an den Start gegangen. Ganz ohne Rechner, also so richtig live, dazu gibts auch eine große Australien und Indonesien Tour im Herbst. Zu guter letzt feiern wir zum ende des Jahres das 10 jährige bestehen unseres Labels Voltage Musique Records mit einem großen Knall sowie tollen neuen Veröffentlichungen und Partys. Also see you on the dancefloor!

Links:
www.studio.andreas-henneberg.com/Hen_MounTain_Mastering
www.andreas-henneberg.com
soundcloud.com/andreas-henneberg
www.facebook.com/AndreasHenneberg
www.facebook.com/pages/The-Glitz

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