„ Liebe ist doof " buchstabiert Studien- und Beziehungsabbrecher Wallace in Michael Dowses zotiger Liebeskomödie mit Kühlschrankmagneten. Stimmt - so wie sie hier dargestellt wird. Noch doofer sind die Leute, die ihr verfallen. Das denkt jedenfalls der bedröppelt dreinschauende Hauptcharakter, der sich genauso abgeklärt gibt wie die mit sämtlichen Genre-Stereotypen gefüllte Kino-Klischee-Kiste.
Zu Beginn sitzt Wallace (Daniel Radcliffe) auf dem Dach und starrt auf Torontos Skyline. Will er springen? Dem Filmgeschehen vorzeitig ein gnädiges Ende setzen? Ist der Handy-Empfang auf dem Boden so mies? Mutmaßlich letztes, denn Wallace löscht lediglich eine unbeantwortete Nachricht seiner Ex von der Mailbox. Die Nachricht ist über ein Jahr alt, aber wenn man extra dazu aufs Dach klettern muss, ist man mit den Kontakt-Updates eben nicht der Schnellste. Oder ist Wallace vielleicht gar nicht schlecht im Kontakt-Management, sondern darin, sich einzugestehen, was er wirklich will? Nämlich das, was im Kino alle Langzeit-Singles heimlich wollen und zum Schluss kriegen: die große Liebe. Für den schüchternen Protagonisten ist das Animationszeichnerin Chandry (Zoe Kazan). Dummerweise ist die Cousine von Wallace, um ungefragten Rat nie verlegenen, Kumpel Allan (Adam Driver) mit einem eifersüchtigen UNO-Mitarbeiter (Rafe Spall) liiert und will „dass es funktioniert". Um das Ideal einer intakten Partnerschaft zu erhalten, steckt Chantry nicht nur karrieretechnisch zurück, sondern emotional. Das Herz der chaotischen Mitdreißigerin schlägt insgeheim längst für ihren Wir-sind-nur-Freunde-Freund Wallace, der nun schweren Keuschheitsprüfungen ausgesetzt ist.
Nicht nur, dass sich ihm Chantrys attraktivere und ebenfalls beziehungsgefrustete Schwester Dalia (Megan Park) an den Hals wirft, Chantry selbst führt ihren platonischen Gefährten unbewusst in Versuchung. Wenn es darum geht, jemandem in der Umkleidekabine aus einem zu engen Kleid helfen oder den anderen am Badesee ohne Klamotten zu sehen, ist das kanadische Publikum nach der vorhersehbaren Rom-Com zu urteilen, genauso prüde wie das US-amerikanische. Dementsprechend moralisierend sind die Dialoge, ungeachtet all ihrer willkürlichen Vulgarität.
Wenn die Figuren keine steifen Vorträge über den Wert wahrer Liebe und der Kinofilme, die von ihr handeln (wie Die Braut des Prinzen) halten, malen sie sich mit schier unerschöpflicher Vorstellungskraft aus, wer wann was im Darm hatte. Bei Elvis zum Beispiel war das zum Zeitpunkt seines Todes ziemlich sicher Fool's Gold. Dessen Herstellung zeigt eine der kuriosen Einspielungen, die die uneingestandenen Gefühle der Figuren ausdrücken sollen, und teils sogar animiert sind, denn hey, Chantry ist doch Trickfilmzeichnerin! Zudem sind die filmischen Spielereien eine willkommene Ausrede für Regisseur Dowse, das zugrundeliegende Bühnenstück Toothpaste and Cigars überhaupt auf die Leinwand zu verfrachten.
Die Vorlage von T.J. Dawe und Mike Rinaldi ist vermutlich kaum besser, denn was die Anstrengungen der fähigen Darsteller zunichte macht, sind die unerträglichen Gespräche. Sie klingen wie ungeschickte Imitationen der Single-Komödien aus den 90ern - was sie vielleicht sogar sind. Aufmachung, Figuren und der hohle Plot um banale Beziehungsproblemchen erinnern an die nervigsten Werke von Gary Marshall, Nora Ephron und Co. Wenn schon abgucken, dann richtig und nicht von Sachen, die beim ersten Mal schon nicht witzig waren! Wie es Chantry bei der ersten Begegnung mit Wallace sagt: „ Komischer Small Talk ist nicht meine Stärke." Das gleiche gilt für The F Word.
Regie: Michael Dowse, Drehbuch: Elan Mastai, T.J. Dawe, Michael Rinaldi, Darsteller: Daniel Radcliffe, Zoe Kazan, Megan Park, Adam Driver, Filmlänge: 98 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 28.08.2015, whatifmovie.com