Hawaii ist irgendwie ein Paradoxon. Auf der einen Seite ist es ein tropisch angehauchtes Paradies mit vielen exotischen Ecken und kulturellen Überbleibseln der Ureinwohner. Auf der anderen Seite ist die Inselgruppe typisch amerikanisch. Sozusagen das Urlaubsparadies, das Malle für die Amis. Kompromisslos prallen diese beiden Kulturzweige aufeinander und es entsteht eine neue Kultur. Die typisch hawaiianische Kultur, nämlich. Regisseur Alexander Payne scheint eine Schwäche für derartige Motive zu haben. In „Sideways“ besuchte er Solvang in Kalifornien, eine holländische Kolonie, die auf typisch amerikanische Weise Europa nachgebaut hat. Fachwerkbauten mit McDonalds-Schildern über der Tür treffen auf Weinberge und Straußenfarmen.
Und diese Kulisse dient als Schauplatz für eine unglaublich rührende und niedliche Geschichte. Dieses Rezept wird auch wieder im neuen Payne Film „The Descendants“ angewannt. Und es funktioniert sogar noch besser.
Matt King lebt auf Hawaii. Seine Vorfahren stammen von den Ureinwohnern der Insel ab, er hat also echtes hawaiianisches Blut in den Adern. Obwohl seine Familie sehr wohlhabend ist, weil sie ein großes Stück Land besitzt, arbeitet er als Anwalt. Er möchte einfach nicht, dass seine Töchter zu sehr verwöhnt werden und nutzt das unglaubliche Kapital also nicht, welches ihm zur Verfügung stehen könnte.
Eines Tages beschließt der Familienrat, das Land zu verkaufen. Da Matt der Kopf des Treuhandfonds ist, liegt die Entscheidung bei ihm. So reist er quer durchs Land, trifft potentielle Käufer, checkt Optionen und verliert konsequent den Draht zu seiner Frau.
Als sie bei einem Bootsunfall ins Koma fällt, bricht alles über ihn zusammen. Seine kleine Tochter ist mit ihren 10 Jahren sehr aktiv und hält ihren alten Herren ordentlich auf Trab. Seine ältere Tochter macht es ihm auch nicht leichter. Sie lebt im Internat, wo sie nur Parties und Jungs im Kopf zu haben scheint. Matt versucht also, die Familie zusammen zu schweißen. Zusätzlich steigt der Druck von der anderen Seite. Seine Cousins wollen, dass er das Grundstück verkauft, Matt hadert aber mit der Idee. Dann erfährt er, dass seine Frau eine Affäre hatte.
Zugegeben, die Story klingt zunächst nach einer gigantischen Seifenoper. Doch die Art, wie diese Geschichte transportiert wird, lässt einen eher an das echte Leben denken. So spielt das Leben nun mal. Mit typisch hawaiianischer Gelassenheit meistert Matt King die Schwierigkeiten und auch wenn er zu Beginn des Films die Meinung vertritt, er wäre kein guter Vater, merkt man ziemlich schnell, dass er den Job meisterhaft versteht.
George Clooney hat in diesem Film die Möglichkeit, einen ganz normalen Typen zu spielen, der einer ganz und gar nicht normalen Situation gegenüber steht. Und diese Aufgabe erfüllt Clooney souverän. Mag er in den Medien als Playboy dargestellt werden, in diesem Film ist er sehr menschlich und gar nicht so weit vom Boden entfernt. Überhaupt wirkt alles ganz normal. Das ferne und irgendwie abstrakte Gebilde eines Paradieses wirkt wie ein doch sehr erdgebundener Ort, an dem Menschen leben. Dort gibt es auch schlechtes Wetter und ungepflegte Bürgersteige. Dort gibt es Wolkenkratzer und Autobahnen, aber es gibt eben auch traumhaft schöne Strände und kleine Orte, an denen irgendwie Magie zu herrschen scheint.
Wie kein zweiter fängt Alexander Payne diese kleinen Momente ein und das ist der Punkt, der mir bereits an „Sideways“ so gut gefallen hat. Mit Hilfe solcher kleinen aber wichtigen Elemente, werden die Figuren und Charaktere sehr stark geprägt und erhalten dadurch Individualität und eben Menschlichkeit.
„The Descendants“ ist ein wunderschöner Film, der uns Familie King vorstellt, als wären sie alte Freunde, die man nur lange nicht gesehen hat. Man fühlt sich ihnen sofort verbunden und lacht mit ihnen genau so, wie man mit ihnen weint. Hier merkt man, wie machtvoll ein Film sein kann, wenn er eben nicht Standartfiguren und Seifenoperkost bietet.
The Descendants (USA, 2011): R.: Alexander Payne; D.: George Clooney, Shailene Woodley, Amara Miller, Patricia Hasties, u.a.; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus, CineStar
Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, zwischen 12:00 und 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.
Und diese Kulisse dient als Schauplatz für eine unglaublich rührende und niedliche Geschichte. Dieses Rezept wird auch wieder im neuen Payne Film „The Descendants“ angewannt. Und es funktioniert sogar noch besser.
Matt King lebt auf Hawaii. Seine Vorfahren stammen von den Ureinwohnern der Insel ab, er hat also echtes hawaiianisches Blut in den Adern. Obwohl seine Familie sehr wohlhabend ist, weil sie ein großes Stück Land besitzt, arbeitet er als Anwalt. Er möchte einfach nicht, dass seine Töchter zu sehr verwöhnt werden und nutzt das unglaubliche Kapital also nicht, welches ihm zur Verfügung stehen könnte.
Eines Tages beschließt der Familienrat, das Land zu verkaufen. Da Matt der Kopf des Treuhandfonds ist, liegt die Entscheidung bei ihm. So reist er quer durchs Land, trifft potentielle Käufer, checkt Optionen und verliert konsequent den Draht zu seiner Frau.
Als sie bei einem Bootsunfall ins Koma fällt, bricht alles über ihn zusammen. Seine kleine Tochter ist mit ihren 10 Jahren sehr aktiv und hält ihren alten Herren ordentlich auf Trab. Seine ältere Tochter macht es ihm auch nicht leichter. Sie lebt im Internat, wo sie nur Parties und Jungs im Kopf zu haben scheint. Matt versucht also, die Familie zusammen zu schweißen. Zusätzlich steigt der Druck von der anderen Seite. Seine Cousins wollen, dass er das Grundstück verkauft, Matt hadert aber mit der Idee. Dann erfährt er, dass seine Frau eine Affäre hatte.
Zugegeben, die Story klingt zunächst nach einer gigantischen Seifenoper. Doch die Art, wie diese Geschichte transportiert wird, lässt einen eher an das echte Leben denken. So spielt das Leben nun mal. Mit typisch hawaiianischer Gelassenheit meistert Matt King die Schwierigkeiten und auch wenn er zu Beginn des Films die Meinung vertritt, er wäre kein guter Vater, merkt man ziemlich schnell, dass er den Job meisterhaft versteht.
George Clooney hat in diesem Film die Möglichkeit, einen ganz normalen Typen zu spielen, der einer ganz und gar nicht normalen Situation gegenüber steht. Und diese Aufgabe erfüllt Clooney souverän. Mag er in den Medien als Playboy dargestellt werden, in diesem Film ist er sehr menschlich und gar nicht so weit vom Boden entfernt. Überhaupt wirkt alles ganz normal. Das ferne und irgendwie abstrakte Gebilde eines Paradieses wirkt wie ein doch sehr erdgebundener Ort, an dem Menschen leben. Dort gibt es auch schlechtes Wetter und ungepflegte Bürgersteige. Dort gibt es Wolkenkratzer und Autobahnen, aber es gibt eben auch traumhaft schöne Strände und kleine Orte, an denen irgendwie Magie zu herrschen scheint.
Wie kein zweiter fängt Alexander Payne diese kleinen Momente ein und das ist der Punkt, der mir bereits an „Sideways“ so gut gefallen hat. Mit Hilfe solcher kleinen aber wichtigen Elemente, werden die Figuren und Charaktere sehr stark geprägt und erhalten dadurch Individualität und eben Menschlichkeit.
„The Descendants“ ist ein wunderschöner Film, der uns Familie King vorstellt, als wären sie alte Freunde, die man nur lange nicht gesehen hat. Man fühlt sich ihnen sofort verbunden und lacht mit ihnen genau so, wie man mit ihnen weint. Hier merkt man, wie machtvoll ein Film sein kann, wenn er eben nicht Standartfiguren und Seifenoperkost bietet.
The Descendants (USA, 2011): R.: Alexander Payne; D.: George Clooney, Shailene Woodley, Amara Miller, Patricia Hasties, u.a.; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus, CineStar
Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, zwischen 12:00 und 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.