The Dark Pictures Anthology: Man of Medan

The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(21)

The Dark Pictures Anthology: Man of Medan

7Survival-Horror

Vier Jahre nach dem Erfolgshit Until Dawn feiert Supermassive Games unter Publisher Bandai Namco die Veröffentlichung seines neuen Titels Man of Medan. Der erste Teil der sogenannten Dark Pictures Anthology führt Spieler auf ein verlassenes Militärschiff im Südpazifik. Die mysteriöse Geschichte bietet großartigen Stoff für ein erschreckendes Abenteuer. Der Auftakt der Spielereihe schlägt sich dabei wacker, auch wenn einige Wackler Potential für die Nachfolger haben.

Die Ourang Medan bewegte sich 1947 auf dem offenen Meer, als sie zwei Notrufe in die Welt schickte. Neben einem SOS gelangte auch die Bitte nach einem Arzt zum Dampfschiff Silver Star, das sich auf den Weg machte, um die Besatzung zu unterstützen. Nach einem kurzen Abbruch des Funkkontakts folgte noch eine letzte Nachricht: „Ich sterbe.“ Was die Silver Star bei den Koordinaten fand, waren ein seetüchtiges Schiff und jede Menge Leichen. Die Umstände sollten für immer ein großes Geheimnis bleiben – wäre da nicht Supermassive Games, das aus diesem Seemannsgarn eine hochkarätige Geistergeschichte strickt.

Vier Touristen wollen im Südpazifik nach Wracks tauchen. Newbie Brad hat mit seinem Geschichtswissen eine vielversprechende Stelle ausfindig gemacht, an der ein unentdeckter Schatz schlummern könnte. Sein Bruder Alex will bei diesem Ausflug vor allem Herzblatt Julia imponieren. Diese reist ebenfalls in Geschwister-Begleitung an. Conrad ist ein Draufgänger und hat keine Probleme damit, seinen Reichtum zur Schau zu stellen. Gezügelt wird die Bande von Kapitänin Fliss, die neben ihrer starken Meinung auch ein großes Pflichtbewusstsein hat.

The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(17) The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(5) The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(12) The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(15) The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(7) The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(4) The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(3)

Mit diesen fünf ist die Mannschaft von Man of Medan komplett. Wie gewohnt zählt jede Entscheidung. Im zwischenmenschlichen Umgang gibt es dabei zwei Faktoren zu beachten: Die Beziehung zueinander kann sich bei den Interaktionen verändern – und neuerdings gilt das auch für die persönlichen Eigenschaften. Nur weil jemand als ehrlich und impulsiv startet, muss er es nicht für den Rest des Spieles bleiben – die Handlungen entscheiden. Die englische Originalsprache lässt dabei einen angenehmen Spielfluss zu. Bei der deutschen Synchro wiederum hat man an manchen Stellen das Gefühl, die Sprecher hätten die Szenen nicht wirklich vor Augen gehabt.

Die verringerte Personenzahl im Vergleich zu Until Dawn bedeutet übrigens keineswegs, dass die Wahlmöglichkeiten leiden. War das Setting im Vorgänger noch sehr gefestigt, können hier sogar mehrere Personen eine bestimmte Rolle innerhalb einer Szene verkörpern, was wiederum Auswirkungen auf den Verlauf haben kann. Auch wenn es insgesamt nur um etwa sechs bis acht Stunden Spielzeit geht, entwickeln sich so allerlei Ansätze, um später erneut ins Abenteuer einzusteigen.

Erst einmal geht es aber darum, überhaupt zu bestehen. Dabei helfen einige Hinweise. Was in Until Dawn ein Schmetterling war, ist in Man of Medan – passend zum Setting – ein (moralischer) Kompass, der die wichtigsten Entscheidungen im Spielverlauf dokumentiert. Er zeigt in Dialogen und Entscheidungssituationen auch die Eigenschaften der Protagonisten, die man mit den gewählten Reaktionen verstärkt. Die Totems, die Vorahnungen auf besonders schicksalhafte Momente erlaubten, sind zu Bildern der Schifffahrt geworden. Alle Hinweise für das Entschlüsseln der Story sind schön aufgereiht in einem Ereignisbaum zu sehen, der Zusammenhänge sichtbar macht und die Erfahrungen des Spielers in Update-Notizen vermerkt.

Als Dark Pictures Anthology sollen insgesamt sechs Szenarien in kleineren Spielen á la Until Dawn kreiert werden. Ein Geisterschiff als ersten Stopp zu wählen, schafft einen schönen Kontrast zum verschneiten Hügel des Erstlings. Die Atmosphäre der stählernen Kulisse birgt erstklassige Schreckmomente, allein durch die schlauchartigen Räume und das Bewusstsein, in einem düsteren Kammerspiel gefangen zu sein. Die vielfältigen Kameraeinstellungen trotzen dem begrenzten Raum des Schiffes und machen Man of Medan zu einem visuellen Vergnügen.

Das Spielprinzip bleibt dabei leicht zugänglich. Auch bei Kamerawechseln wird der Spielfluss nicht gestört, da das Spiel diese einfach ausgleicht. Obendrauf gibt es jede Menge zu entdecken. Ein Wermutstropfen ist dabei, dass eine Komplettierung der Sammlungen im Alleingang nicht möglich ist. Auch der lokale Multiplayer reicht dafür nicht aus – die Online-Option ist obligatorisch, um alle Hinweise zu ergattern. Noch härter trifft die Erkenntnis, dass sogar der Vorbestellerbonus „normale“ Spieler vom Platin trennt. Auch wenn der sogenannte „Curator’s Cut“ Ende 2019 nachkommen soll, trübt es im ersten Moment doch die Motivation, immer wieder ins Geschehen einzusteigen. Denn nebenbei bemerkt: Ohne dieses Wissen würde man im Singleplayer ganz schön lange suchen.

Was die Wogen wieder etwas glättet ist die tolle Geschichte hinter dem irrlichternden Schiff, die durch die Hinweise aufgeschlüsselt wird. Sie ist dem mystischen Ursprung der Ourang Medan in einigen Details sehr ähnlich und bietet viel Raum, die Vorgänge auf dem Geisterkahn aus verschiedenen Perspektiven zu verstehen.

Ein kleines Manko dabei ist, dass sich die Weitläufigkeit bei genauer Forschung vor allem als geschickter Levelbau entpuppt. Auch wenn das für einen Spieldurchlauf ausreichend ist und wiederholt die Darstellung durch die Macher lobt, verlieren manche Kulissen ihren Charme, wenn man bei der Suche nach Hinweisen mehrfach gegen unsichtbare Wände läuft oder sichtbare Bereiche nicht betreten kann. Es ist schade, dass das Potential nicht immer genutzt wurde. Am auffälligsten ist dabei wohl das Anklicken von Türen, die auffordernd leuchten, sich jedoch nicht öffnen lassen. Mehr Auswahl, auch bei Schockmomenten, die weniger Variabel sind als von Until Dawn gewohnt, hätte das Erleben noch intensiviert.

Dieses ist in Man of Medan übrigens auch als Gruppe möglich: Der bereits angeschnittene Online-Modus lässt sich zu zweit spielen, während ein Partymodus ein fröhliches Controller-Wechsel-Dich erlaubt. Wirklich innovativ ist dies auf den ersten Blick nicht, denn Controller wechseln kann man ohne digitalen Bescheid ja schließlich auch. Der Vorteil zum „normalen“ Spielerwechsel ist lediglich, dass Resümees der einzelnen Spieler ausgespielt werden, um das Spielverhalten zu bewerten. Da sich die einzelnen Passagen aber sehr unterscheiden können, ist das wohl eher ein kleiner Partygag als ein ernstzunehmender Vergleich.

The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(20) The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(9) The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(14) The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(19) The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(18) The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(6) The-Dark-Pictures-Anthology-Man-of-Medan-(c)-2019-Supermassive-Games,-Bandai-Namco-(13)

Abnutzungserscheinungen gibt es im Verlauf der Story insgesamt aber wenige. Die Quick Time-Events können den ein oder anderen sicher wieder an den Rande des Wahnsinns treiben und zwischendurch entstand mehr als einmal der Wunsch, sich nur noch kabelgebunden fortzubewegen, um schneller zu reagieren. Die Ladezeiten und einige Ruckler gehören bald hoffentlich der Vergangenheit an.

Die Schwierigkeit des Spiels ist gut mit Until Dawn zu vergleichen, auch wenn ein paar Hürden inkludiert sind. Problematisch ist in diesem Fall nur der Wiedereinstieg: Gezielt auf eine schon gespielte Szene zuzugreifen erfordert das Laden des alten Spielstands. Diesen darf man aber nicht überschreiben, da dann die Szenenauswahl wieder verschwindet.

So präsentiert sich Man of Medan als cineastisches Horrorgame mit spannender Story und ausgeweiteten Möglichkeiten. Die Atmosphäre wird durchweg düster durchgehalten und gleicht damit auch kleinere Versäumnisse wie etwa die (noch) vorhandene technische Probleme aus. Kein perfekter, aber ein vielversprechender Start für die Anthologie, die mit dem bereits angekündigten Little Hope und Hexen-Thematik 2020 für mehr Gruselvergnügen sorgen wird.

Plattform: PS4 (Version getestet), Xbox One, PC, Spieler: 1-2 (Koop), 2-5 (Movie-Night-Modus), Altersfreigabe (PEGI): 16, Release: 30.08.2019, thedarkpictures.com


wallpaper-1019588
Wenn das Neue lockt: Shiny New Object Syndrome im Online-Business
wallpaper-1019588
KiVVON: Der Game-Changer für Content-Creators
wallpaper-1019588
Mexikanische Burrito Bowl mit Pico de Gallo (Vegan)
wallpaper-1019588
The Great Cleric: Serie wird auf Disc erscheinen