Der moderne Mensch führt ein geregeltes Leben. Egal, wo auf der Welt sie leben, gehen sie stets einem immer gleichen Tageswerk nach. Ihr gesamtes Streben dient der Einrichtung eines stabilen Alltages, so dass sie sich um nichts mehr sorgen müssen, außer, dass dieser Alltag durch irgendwelche unvorhersehbaren und unkontrollierbaren Ereignisse zerstört wird. Diese Angst nutzte bereits 1973 George A. Romero, um einen urigen und trashigen Horrorfilm zu produzieren, den man kaum ernst nehmen konnte. Im Zuge des derzeitigen Remake-Wahns wurde dieser Film nun neu inszeniert und heißt immer noch "The Crazies"
Was für ein wundervoller Tag im kleinen beschaulichen Städtchen Ogden Marsh. Dumpf-dümmliches, aber überaus befriedigendes Alltagsleben erlebt den wöchentlichen Höhepunkt - Die Schulmannschaft spielt Baseball. Sheriff David Dutton ist auch dabei, denn er will sich das Spiel ansehen und soll natürlich für die Sicherheit sorgen. Im Gegensatz zu sonst, wird das diesmal auch bitter nötig, denn ein stadtbekannter Trinker kommt mit einer geladenen Flinte aufs Spielfeld marschiert und droht, um sich zu schießen. David sieht keine andere Möglichkeit, außer den Mann auszuschalten. Es bleibt nicht bei diesem einen Fall. Viele andere Menschen in Ogden Marsh fangen an, sich merkwürdig zu benehmen und in extremen Fällen werden sie sogar sehr aggressiv. Bill zum Beispiel sperrt Frau und Kind in einem Schrank ein und fackelt anschließend das Haus ab. Ein harter Tag also für den Sheriff und bald entdeckt er die Ursache für die seltsamen Vorkommnisse. Doch da ist es schon zu spät. Nicht nur, dass der gesamte Ort verrückt spielt, es reitet das Militär ein und beginnt gnadenlos mit einer Evakuierungs- und Säuberungsaktion.
"The Crazies" war für 1973 zu hart. Im Gegensatz zum Zombie-Urgestein "Night Of The Living Dead" baute George A. Romero hier keine übernatürliche Ursache ein, sondern legte dem ganzen eine Regierungsweite Verschwörungstheorie zu Grunde und würzte alles mit unverholener und unmissverständlicher Gesellschaftskritik. Investoren und Studios machten Rückzieher, sodass das Ergebnis ein Zugeständnis und ein billig produzierter Trashmovie wurde, der kaum noch ernst genommen werden konnte und obendrein nicht mal unterhaltsam war. Regisseur Breck Eisner hat nun also das Remake produziert und er macht alles richtig, was damals falsch gemacht wurde und noch mehr. Es gibt kein langwieriges Vorspiel, sondern der Film geht gleich zur Sache und ist unglaublich spannend. Der harte Kontrast zwischen Sonnenscheinmentalität und geradezu beiläufiger Gewalt funktioniert ab der ersten Minute und man kann bis zum furiosen Finale des Films nicht still sitzen. Über Sinn und Unsinn der Geschichte macht man sich gar keine Gedanken. Obwohl der Film keinerlei neue Elemente etabliert, nutzt er bekannte Stilmittel in absoluter Perfektion. Etwas, was selbst Romero in den letzten Jahre verlernt zu haben scheint. „Land Of The Dead“ war beispielsweise ein unmotivierter Versuch, einen Klassiker wieder zu beleben und den grünen Nachwuchsregisseuren zu zeigen, wie man es richtig macht. Und besonders jetzt, wenn „The Crazies“ zeitgleich mit Romeros neuestem Streich „Survival Of The Dead“ in den Kinos läuft, merkt man, dass der frühere Altmeister eigentlich nur noch alt ist. Ob man sich beim Zombiehorror nun derartig tiefgreifende Gedanken machen muss, bleibt jedem selbst überlassen, aber das Genre ist letztendlich deshalb da, wo es jetzt steht, weil sich niemand ernsthaft Gedanken darüber gemacht hat, ob man es gut hinkriegen kann. „The Crazies“ spielt hier freilich auch keine Messias-Rolle, geht aber einen Schritt in die richtige Richtung Trotz des trashigen Settings und der explizieten Gewaltdarstellung hat der Film eine beklemmende Message, die in den 70er Jahren gut gepasst hat, in heutigen Zeiten aber noch realistischer wirkt.
"The Crazies" ist schnell, hart und unglaublich spannend. Breck Eisner ist ein Film gelungen, der sogar besser und überzeugender ist, als das Original. Er bringt etwas frischen Wind ins Horror-Genre und macht den Versuch, Zombies erneut salonfähig zu machen. Ob man das toll finden muss, weiß man übrigens selbst als eingefleischter Fan nicht so richtig.
The Crazies (USA 2010): R.: Breck Eisner; D.: Timothy Olyphant, Radha Mitchell, Joe Anderson, u,a,; M.: Mark Isham; Offizielle Homepage
In Weimar: Zum heutigen Bundesstart, läuft „The Crazies“ in keinem Weimarer Kino Gebt dem Film ne Chance. Schon allein deshalb, weil er es tatsächlich wagt, zum gleichen Termin zu starten, wie „Sex & The City 2“
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.