Letztes Wochenende durfte ich mir den "Sommernachtstraum" in Neuss ansehen. Das Globe an der Rennbahn öffnet momentan wieder seine Tore und das Shakespeare Festival ist noch bis zum 13. Juli in vollem Gange.
Für mich war es eine Premiere, bei dem Festival dabei zu sein. Umso größer war natürlich meine Neugier. Das Theater liegt direkt an der Neusser Rennbahn und ist eine Nachbildung des Londoner Globe Theaters. Besonders toll fand ich das Umfeld. Mit viel Liebe zum Detail haben sich die Verantwortlichen nette Deko-Elemente in Anlehnung an Shakespeare einfallen lassen. So gibt es z.B. „Will’s Büdchen“, an dem kleine Snacks und Erfrischungen erworben werden können, die Toiletten und Pferdeställe tragen Namen der Charaktere und natürlich ist auch Shakespeare himself überall präsent. Das Foyer, ... was soll ich sagen? Ich wäre am liebsten dort eingezogen! Auch hier wurden (meine) Barockträume wahr. Viel roter Samt, in Kombination mit goldenen Akzenten ließen mein Herz höher schlagen und stimmten mich auf den Abend ein.
Der "Sommernachtstraum" ist das am meisten gespielte Stück der Welt. Die Komödie über die verworrene Liebesgeschichte von fünf Paaren, welche von dem frechen Elfen Puck verursacht, aber zuletzt auch wieder aufgelöst wird, wurde von der Bremer Shakespeare Company auf die Bühne gebracht. Nach einer kurzen Einführung vor dem Theater, ging es dann ins Globe und wir nahmen alle unsere Plätze ein.
Das Bühnenbild ließ mich stutzen. Ich habe der Presse zwar entnehmen können, dass es sehr modern und puristisch sei, aber dass es so minimalistisch sein würde, hätte ich nicht gedacht. Auf der Bühne (vor dem geschlossenen Vorhang) befanden sich nur 2 Stühle. Wo waren die liebevoll bemalten Kulissen? Hinter dem Vorhang (der Wald von Athen) befanden sich nur der Mond und ein Ast.
Jetzt könnte man denken: Ziemlich kahl. Die Schauspieler haben jedoch alles, was an Bühnenbild nicht vorhanden war, durch ihr Spiel wettgemacht. Trotz moderner Kostüme (leider keine ausladenden Kleider) und spartanischer Kulisse habe ich mich sofort nach Athen entführt gefühlt. Ich habe mit Helena gelitten, die verzweifelt um die Liebe des Demetrius kämpft, habe mit Hermia und Lysander der Flucht entgegengefiebert und habe herzlich über Puck und die Handwerker gelacht. Jede Figur war authentisch und glaubwürdig dargestellt. Besonders die Handwerker sorgten für Heiterkeit beim Publikum. Die Truppe wurde besonders modern dargestellt, so bekam jede der Figuren jeweils einen anderen Dialekt zugeschrieben. Besonders Squenz (Berliner Schnauze) und Zettel (Schwyerdütsch) empfand ich als sehr gelungen.
Der einzige Punkt, den man bemängeln könnte – und das wäre kritisieren auf höchstem Niveau - wäre, dass die Szenen der Handwerker teilweise doch sehr theatralisch und überzogen rüberkamen. Ich persönlich jedoch finde es genau richtig, weil die Handwerker eine Laientheatergruppe darstellen und dieses „Spiel im Spiel“, kamso besonders gut zur Geltung.
Für mich war es ein gelungener Abend. Der Abend hatte für mich insgesamt sogar zwei Premieren. Es war meine erste Shakespeare Komödie, und meine erste deutsche Interpretation, auf der Bühne. Ich habe mir vorgenommen, nächstes Jahr auf jeden Fall wieder hinzugehen, wenn in Neuss der Vorhang aufgezogen wird und es wieder heißt „all the world’s a stage“.
Eure (immernoch ganz begeisterte)
Jenny