awesomatik auf Buchfühlung
The color of lightning – Paulette Jiles
Der Wilde Westen. Cowboys und Indianer. Kennt man ja alles irgendwie.
Doch Paulette Jiles betrachtet in The color of Lightning die Besiedelung des Westens aus einem anderen Blickwinkel und stützt sich dabei auf einen wahren Hintergrund.
Eine ungewöhnliche Heldengeschichte, die sich vor 150 Jahren zutrug und über Generationen mündlich in Texas weitergegeben wurde.
Und darum geht’s:
1863, als der Sezessionskrieg vor seinem blutigen Ende stand, zieht der freie Ex-Sklave Britt Johnson aus Kentucky nach Westen um mit seiner Familie ein neues Leben zu beginnen. Doch seine Träume werden jäh zerschmettert, als Indianer in seiner Abwesenheit Johnsons Siedlung plündern.
Bei seiner Rückkehr muss er feststellen, dass sein ältester Sohn tot und seine Frau und die weiteren Kinder verschleppt wurden. Allein nimmt er die Verfolgung auf, um seine Familie aus den Händen der Kiowa Indianer zu befreien.
Zeitgleich versucht der Quäker Samuel Hammond im Auftrag der Regierung , die umherziehenden Indianer mit friedlichen Mitteln dazu zu bewegen, ihr Nomadenleben aufzugeben und sich in einem Reservat niederzulassen.
Ein hochspannendes Thema also mit ungewöhnlichen Protagonisten. Britt Johnson ist zwar frei, da der Krieg aber noch im Gange ist und Nachrichten sich nur schleppend verbreiten, ist die Situation für ihn weiterhin gefährlich.
Doch dass die Gefahr ausgerechnet von den plündernden Indianern ausgeht ist besonders tragisch.
Jiles beschreibt den Überfall der Kiowa mit ungeschönter Härte. Männer werden skalpiert, Frauen, geschlagen, vergewaltigt und mit den Kindern verschleppt. Die Gefangennahme von Feinden geht bei den Indianern schon auf Zeiten vor der Besiedlung durch die Europäer zurück und gehört zur Kriegstradition.
Häufig werden die Gefangenen versklavt oder gegen Waren eingetauscht, die Kinder wachsen als Indianer auf.
Letzterer Aspekt ist besonders interessant und wird im Roman ausführlich behandelt.
Denn während die Kinder zu Indianern heranwachsen, setzen die Siedler alles daran die Gefangenen zurückzugewinnen. Doch wenn nach Jahren eine Übergabe stattfindet, leiden die Betroffenen doppelt.
Zum einen können sie sich nicht mehr mit der Kultur der Weißen identifizieren und beherrschen zum Teil auch die Sprache nicht mehr, zum anderen, werden sie von ihren Stämmen wie Vieh gegen Waren eingetauscht. (Prominentes Beispiel ist Cynthia Ann Parker).
Ob Britt Johnson seine Familie zurückgewinnen kann, soll hier nicht verraten werden.
Fest steht, dass das ambitionierte Vorhaben, eine wahre historische Begebenheit zwischen Schwarz-, Weiß- und Rothäuten zu erzählen Paulettes Jiles nur teilweise gelingt.
Dafür wechselt sie zu häufig die Perspektive und Standorte. Mal steht Britt Johnson im Vordergrund, dann vergehen wieder 50 Seiten ohne dass er auftaucht. So fehlt dem Roman eine klare Linie.
Jiles hat für den Roman hervorragend recherchiert und möchte dem Leser ihr Wissen weitervermitteln. Dies führt leider dazu, dass einige Szenen konstruiert wirken und einem das Mitfiebern mit den Charakteren schwer fällt.
Fazit – Roman oder Sachbuch?
Paulette Jiles hat für ihren Roman intensiv recherchiert und dabei etwas die Dramatik aus dem Auge verloren.
Ein freier Sklave im Wilden Westen? Das hätte eine packende Geschichte sein können. Häufige Perspektiv- und Tempowechsel führen aber dazu, dass der Handlung streckenweise die Luft ausgeht.
Der Stoff bleibt spannend genug um eine Lektüre zu rechtfertigen doch es entsteht der Eindruck, dass es sich bei The color of Lightning um ein Sachbuch im Gewand eines Romans handelt.
Wertung 3/5
1. Geht gar nicht 2. Is OK 3. Gut 4. Richtig gut 5. awesomatik!
Die besten awesomatik Abenteuerbücher auf einen Blick
awesomatik Kuriosum
Die Texas State Historical Association hat auf ihrer Webseite einen interessanten Beitrag zu Nordamerikanischen Indianern und deren Tradition Gefangene zu nehmen : Indian Captives.
Amazon Partnerlink
The Color of Lightning: A Novel (P.S.) (Paperback – Englisch)
The Color of Lightning (Kindle – Englisch)
Folgt awesomatik auch auf Facebook und Twitter!
Schlagworte: Britt Johnson, Comanche, Indianer, Kiowa, Literatur, Paulette Jiles, Rezension, Sklaven, The color of lightning, Wilder Westen