The Chemical Brothers: Kurve gekriegt

The Chemical Brothers: Kurve gekriegtThe Chemical Brothers
„Born In The Echoes“

(Virgin)
Man lässt sich halt doch gar zu gern überlisten – das ist im Fußball übrigens genauso wie in der Musik. Eigentlich sollte man wissen, dass die Testspielergebnisse des Herzens-Vereins selten das Papier wert sind, auf dem sie notiert sind – dann gewinnen sie alle und die Euphorie ist grenzenlos. Saisonstart, die ersten Partien vergeigt, aller Überschwang dahin. Enttäuschung mit Ansage also, man hätte es wissen müssen. Übertragen heißt das: Wenn ein so hochgelobter und verdienstvoller Act wie The Chemical Brothers nach  fünf Jahren Abstinenz zur Albumveröffentlichung ansetzt und eine Gästeliste präsentiert, die aller Ehren wert ist – wer wollte sich da hinstellen und die Stimmungsbremse geben von wegen „den Tag nicht vor dem Abend loben“ und so – schon klar. Zumal’s Tom Rowlands und Ed Simons, erfahren genug, ja nicht dumm anstellen und ihr besten vier Stücke gleich mal vorweg in die Runde schicken und clever am Anfang des Albums platzieren: So hört man dann den dicken Wumms von „Sometimes I Feel So Deserted“, das herrlich funkige „Go“ samt amüsantem Spike-Jonze-Filmchen, ein flackerndes „Under Neon Lights“ gemeinsam mit St. Vincent und den Big Beat von „EML“ featuring Q-Tip – noch Fragen?
Doch, schon – denn was danach kommt, kann den Schwung und die Inspiration des ersten Viertels leider nicht mehr ganz mitgehen. In der Folge erliegen die beiden also der Versuchung, fehlende Ideen mit Spiellänge und maximalem Bummbumm wettzumachen. Das mag in einem stickigen, aufgepitchten Club vielleicht funktionieren, auf CD wirkt es etwas fade oder, um es mit ihren eigenen Worten zu etikettieren: „Just Bang“. Weil sie aber klug genug sind und wissen, dass man so ein Album siehe The Prodigy durchaus auch komplett versenken kann, kommen sie kurz vor Toresschluss mit dem fabelhaften Beck als Gastsänger um die Ecke und bringen so die Platte zu einem versöhnlichen Ende – „Wide Open“ pumpt und swingt so ungewohnt entspannt, dass man dem Duo gar nicht mehr gram sein kann. So haben sie es vielleicht nicht ganz so perfekt gemacht wie anfänglich erhofft, ihren Ruf als EDM-Pioniere und –erneuerer und den ihrer Heimatstadt Manchester haben sie mit dem Album aber ganz gewiß nicht verspielt. http://www.thechemicalbrothers.com/


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