The Bureau: XCOM Declassified

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Veröffentlicht am 26. August 2013 | von Christoph Stachowetz

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The Bureau: XCOM Declassified

The Bureau: XCOM Declassified Christoph Stachowetz

Wertung

Summary: Etwas kurzer, aber intelligenter Taktik-TPS im 1960er-Americana Stil mit zunehmend lückenhafter Story

4

Taktik-Shooter


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Als 2010 bekannt wurde, das sich ein neuer X-COM-Titel in der Produktion befand, welcher den Strategie-Fokus zugunsten actionreichem FPS-Survival-Horror einsparte, war die Aufregung bei Fans und Kritikern groß.

Nun, mehr als drei Jahre später scheint nun The Bureau: XCOM Declassified vom Entwicklerstudio 2K Marin. Als eine der auch aus heutiger Sicht noch interessantesten sowie für die Weiterentwicklung des gesamten Genres wichtigsten Runden-basierenden Strategie-Reihe hat sich X-COM zurecht einen Platz in den Annalen der Videospielgeschichte verdient. Ausgehend von dieser Tatsache dürfte die schwierige Produktionsvergangenheit von The Bureau: XCOM Declassified recht einleuchtend erscheinen.

Von der Idee zur Umsetzung, in sieben Jahren

Schon 2006 planten zwei (später von Take-Two Interactive gekauften) Studios von Irrational Games eine Fortsetzung der überaus beliebten Serie, doch der Fokus auf andere Produktionen, darunter vor allem der Instant-Klassiker Bioshock, sollte zunächst zu einem erneuten Aufgreifen einer konkreten Idee vier Jahre später führen. 2K Marin, die ihrerseits das Sequel Bioshock 2 entwickelten, legten schließlich einen Entwurf für einen Egoshooter samt Gameplay-Gliederung in Einsatzmissionen und Stützpunktorganisation (also der Vorlage doch nahekommend) vor, der in den 1950er oder 1960er Jahren angesiedelt und mit der Betitelung X-COM: Enemy Unknown einen Brückenschlag in die Vergangenheit sein sollte. Ein “Run and Gun Horror Game” samt Multiplayer sollte entstehen, da Strategietitel zu jener Zeit nicht mehr en vogue waren.

Mehrere Verschiebungen, interne kreative Differenzen, technische Schwierigkeiten (unter anderem mit dem später gestrichenen Multiplayermodus) und ein Aufschrei der Öffentlichkeit sollte schließlich zu einer kompletten Überarbeitung des ursprünglich geplanten Taktik-Shooters führen. Überraschenderweise legte Publisher 2K Games zudem noch im vergangenen Herbst den exzellenten, rundenbasierenden Strategietitel namens XCOM: Enemy Unknown nach, der allerdings von Fireaxis Games (Sid Meier’s Civilization III-V) entwickelten wurde. Mit der Veröffentlichung von The Bureau: XCOM Declassified betritt 2K Marin also verbrannte Erde: Ein von den Fans geforderter Strategietitel ist bereits erschienen, das Third-Person Shooter-Genre ist überflutet mit wenig einprägsamen Werken und der Verweis auf die legendäre Serie im Titel erweist sich wohl eher als Fluch den Segen.

Umso mehr überrascht der Titel schon in den ersten Momenten: Als Prequel innerhalb der X-COM-Reihe angesiedelt, vermag der Charme jener hier dargestellten, frühen 1960er Jahre in den USA von Beginn an zu überzeugen. Der Spieler übernimmt die Rolle des in Ungnade gefallenen ehemaligen Regierungsagent William Carter, der nach seiner Reaktivierung als Speerspitze des Gegenschlag der Menschheit gegen die ausserirdischen Invasoren eingesetzt wird. Die titelgebende Behörde hat sich – klassisch – in einem vor Retro-Charme nur so sprühenden geheimen Bunker niedergelassen, der zugleich als zentrale Anlaufstelle für den weiteren Spielverlauf fungiert.

In verschiedenen Bereichen – Forschungslabor, Waffenkammer, Hangar usw. – kann sich der Spieler auf neue Missionen vorbereiten, Dialogpartner aufsuchen oder Dokumente für weiterführende Informationen zu Gegner oder Verbündeten durchlesen. Fans der X-COM-Reihe werden viele bekannte Lokalitäten wiedererkennen; die Intention der Entwickler, eine X-COM Basis aus unmittelbarer Nähe inspizieren zu können, wird hier ersichtlich. Nach der Auswahl von zwei Mitstreitern aus einem zufällig generierten Agentenpool gilt des, das Drei-Mann-Gespann dem eigenen Spielverhalten anzupassen. Verschiedene Klassen wie Scharfschütze, Techniker oder Kommando mit ebenso unterschiedlichen, durch Erfahrungspunkte auflevelbare Spezialfähigkeiten (etwa Feind-aus-Deckung-locken, Ablenkungs-Hologramm-erstellen oder Laser-Geschütz-aufbauen) können gewählt und in Sachen Aussehen und Ausrüstung verändert werden. Hat man sein Team ausgewählt, bleibt noch die Entscheidung übrig, die verbleibenden Agenten auf eigene, nicht selbst spielbare Einsätze zu schicken (auch hier wird ein X-COM Baustein des Orginals ersichtlich), bevor man sich in die Haupt- oder Nebenmissionen auf amerikanischen Boden macht.

Mass Effect-Gameplay mit Retro-Chic

Das Herzstück von The Bureau: XCOM Declassified stellt hierbei das taktische Gameplay während jener Kampfeinsätze dar: Aus der Schulterperspektive wird ausschließlich die Hauptfigur gesteuert, ein Deckungsmodus lässt den Spieler hinter allerlei hüfthohen Objekten Stellung nehmen. Mittels Knopfdruck öffnet sich eine Taktikansicht (bei der die Zeit verlangsamt wird), in der mittels Auswahlrad nicht nur die beiden anderen Agenten zu bestimmten Positionen gelotst, sondern auch die Spezialfähigkeiten aller Figuren zum Einsatz gebracht werden können. In der Praxis gestaltet sich das Ganze – nach einer kurzen, aber recht harten Eingewöhnungsphase – als überaus durchdacht und motivierend: So kann etwa ein besonders hartnäckiger Gegner zuerst unfreiwillig einige Sekunden aus seiner Deckung gehoben werden, während der Scharfschütze mit einem gezielten Schuss seine Panzerung schwächt und ein Techniker in der Zwischenzeit eine Mine unter dem Opfer platziert hat – all dies geschieht zudem in kürzester Zeit und spielerisch problemlos. Mass Effect lässt grüßen.

Das Gameplay erweist sich als gleichermaßen raffiniert wie ausgewogen – jede Fähigkeit kommt vor allem in den härten Schwierigkeitsgraden der Kampagne zur Geltung, Vor- und Nachteile einzelner Spielklassen bzw. derer Fähigkeiten können gut aufeinander abgestimmt werden und die Waffenauswahl ist zwar bescheiden, aber abseits der Hauptfigur auch dank der künstlichen Intelligenz, die das Verhalten der Mitstreiter steuert, eher nebensächlich. Der Fokus bei der Ausrüstung liegt auf einer Vielzahl von (sammelbaren) Rücksäcken, die etwa den Schaden von Gegner reduzieren, den Einsatzradius von Fähigkeiten erhöhen oder die Lebensleiste erweitern – eine sinnvolle Auswahl soll gut überlegt sein. Auch die Tatsache, das The Bureau: XCOM Declassified niemals unfair oder auch schlicht zu einfach im weiteren Spielverlauf wird, darf positiv erwähnt werden.

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Leider vermag der Titel seinen anfänglichen Bonus durch einige Designfehler zu verspielen. So ist die Tatsache, das Agenten, die im Kampf sterben auch permanent verschwinden, zwar abermals ein netter Verweis auf die spielerische Herausforderung, die die X-COM-Reihe ausmacht – ein wirklicher Mehrwert lässt sich aber dadurch nicht feststellen. Auch beim Design der Dialogoptionen wurde eher schlecht geklaut, muten diese doch vom Aussehen her sehr stark an jene der Mass Effect-Serie an – inhaltlich bewegt man sich aber auf völlig anderen Ebenen, weswegen wohl auch der “Skip”(also: Dialog überspringen) Knopf ständig als Option eingeblendet ist.

Apropos Story: Würden nicht horrende Lücken und einige absolut nicht nachvollziehbaren Wendungen die Handlung Stück für Stück ad absurdum und für den Spieler in einigen Momenten zum vollkommenen Unverständnis führen, so könnte man sie durchaus als durchgehend trashig-unterhaltsam bezeichnen. Das der Sprecher der Spielfigur im Originalton zudem offenbar mehrmals täglich Whiskey mit rostigen Nägeln gurgeln dürfte (was die einzige Erklärung für seine raue Stimmlage ist), untermalt das Ganze zusätzlich.

Fazit

So überrascht 2K mit The Bureau: XCOM Declassified auf vielerlei Art: Mit einer sehr trashigen Story rund um eine Alieninvasion in den USA der frühen 1960er Jahre, die Zugleich den Ausgangspunkt der Serie darstellt; durch intelligentes, vielfältiges sowie herausforderndes Gameplay und mittels einer in manchen Momenten überaus gelungenen, detailverliebten Retro-Optik samt passender Soundkulisse. Hätte man noch etwas mehr Zeit in das Ausbügeln offensichtlicher technischer Bugs und in die Weiterentwicklung der Handlung verwendet, so hätte der Taktik-Shooter sicherlich längerfristig Eindruck hinterlassen können.

Plattform: PS3 (Version getestet), Xbox 360, PC, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 16,
Release: 23.08.2013, http://www.thebureau-game.com

Tags:2K4 von 5PCPS3ShooterTaktik-ShooterTPSXBox 360XCOM


Über den Autor

The Bureau: XCOM Declassified

Christoph Stachowetz Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.



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