The Bottoms – Joe R. Lansdale
1930er Jahre in Ost-Texas. Harry Crane ist elf Jahre alt als eine schreckliche Entdeckung sein Leben verändert. Im Wald findet er den misshandelten Körper einer farbigen Frau.
Sein Vater ist der Gesetzeshüter des Dorfes und fühlt sich für den Mordfall verantwortlich obgleich der Tod den Rest der weißen Dorfgemeinschaft wenig interessiert.
Harry hängt sich an seine Fersen und ermittelt auf eigene Faust weiter. Dabei zeigt sich ihm der Horror mit vielen Gesichtern. Mal in Form des Ku-Klux Klans, mal als der sagenumwobene Ziegenmann vom Fluss.
Die Geschichte wird aus der Perspektive des elf jährigen Harry erzählt, was ich gewöhnungsbedürftig fand, da im ersten Teil hauptsächlich sein Vater in dem Kriminalfall ermittelt.
Die Mordserie macht allerdings nur einen kleinen Teil der Handlung aus. Lansdale versucht vielmehr die Stimmung der 1930er Jahre in Texas heraufzubeschwören. Wilde Natur, einfache Verhältnisse, Rassentrennung.
The Bottoms trägt den Geist von Mark Twain in sich und erinnert an ähnliche Romane von Stephen King und Robert R, McCammon. Stand by me trifft Huckleberry Finn.
Die Handlung will anfangs nicht richtig in die Gänge kommen und Lansdale verliert sich in Beschreibungen. Im zweiten Teil nehmen die Ermittlungen an Fahrt auf, doch auch hier gibt es Abzüge.
Ich bin jemand, der sich schnell und gerne von einem Autoren hinters Licht führen lässt und oft erst im letzten Moment merkt, wer der Täter ist aber hier muss man kein Sherlock sein, um auf halber Strecke den Mörder erraten zu haben.
So hält sich die Spannung in Grenzen und der Showdown bleibt trotz düsterer Stimmung vorhersehbar.
Als Krimi funktioniert The Bottoms also leider nicht. Was den Roman am Leben hält, ist Lansdales Gespür für Atmosphäre und interessante Charaktere sowie die Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus in all seinen Nuancen. Von leichten Vorurteilen bis zum Lynchmob hallen diese schonungslos dargestellten Episoden besonders nach.
Fazit – Mark Twain meets Stephen King
Stimmungsvoller Roman über das Erwachsen werden im Ost-Texas der 1930er Jahre, der leider sein Potential nicht voll ausschöpfen kann. Was bleibt ist ist ein mäßig spannender Kriminalfall, der durch seine lebendige Atmosphäre, interessante Charaktere und die Auseinandersetzung mit dem dunkelsten Thema amerikanischer Geschichte lesenswert bleibt.
Wertung 3/5
1. Geht gar nicht 2. Is OK 3. Gut 4. Richtig gut 5. awesomatik!
awesomatik Kuriosum
Ich war mit großen Erwartungen an The bottoms herangetreten, weil es so viele großartige Romane über das Erwachsen werden gibt. Zu meinen Favoriten aus dem Genre gehören u.a. :
So finster die Nacht von John Ajvide Lindqvist – Eine düstere Vampirgeschichte.
Der Fliegenfänger von Willy Russel – Eine turbulente Kindheit voller Missverständnisse.
Skippy stirbt von Paul Murray – Das Leben und Sterben von Skippy in einem englischen Internat. Hier geht’s zu meiner Rezension.
About a Boy: Roman von Nick Hornby – Manchmal müssen nicht nur Jungen erwachsen werden. Auch Männer.
A Tree Grows in Brooklyn (P.S.) von Betty Smith – Die bewegte Kindheit eines Mädchen am Anfang des 20 Jahrhundert in Brooklyn.
The Bottoms (Vintage Crime/Black Lizard Original) (englisch)
Die Wälder am Fluss (deutsch)