Mit Robert Mitchum, Jane Greer, William Bendix, Patric Knowles, Ramon Novarro, John Qualen u.a.
Drehbuch: Daniel Mainwaring und Gerald Drayson Adams nach einer Story von Richard Wormser
Regie: Don Siegel
Genre: Krimi, Komödie, Abenteuer
Dauer: 71 min
Farbe: Schwarzweiss
Eine angenehme Ueberraschung bot dieser als „film-noir“ gehandelte wenig bekannte Streifen aus den späten Vierzigerjahren. Es handelt sich dabei um Don Siegels dritten langen Spielfilm, und über dessen Zuordnung zum Noir-Genre kann man sich streiten. Typisch für den amerikaischen film-noir ist der Beginn: Ein Mann (Robert Mitchum), der gerade den im Hafen von Mexico angelegten Passagierdampfer verlassen will, wird von einem anderen Mann (William Bendix) bedroht, es kommt zu einem Handgemenge, unser erster Mann kann fliehen und in der Masse der Reisenden untertauchen. Dabei trifft er auf eine Frau (Jane Greer), die er kurz als Deckung benutzt, dann verschwindet er. Die Frau kehrt zu ihrem Verlobten (Patric Knowles) ins Hotel zurück, wo sie ihm bittere Vorwürfe macht, weil er ihr geliehene 2000 Dollar nicht zurückbezahlt.
Ueber längere Zeit weiss man als Zuschauer nur eines: Der zweite Mann auf dem Schiff ist ein Polizist. Die Identität der drei anderen bleibt lange im Dunkeln. Typisch Noir eben.
Doch sobald einmal Klarheit über die verschiedenen Identitäten und Intentionen herrscht, driftet The Big Steal ab in andere Genres: Jenes der Komödie und des Abenteuerfilms. Mitchum ist, so stellt sich heraus, hinter dem Verlobten Greers her, weil er ihn beklaut hat. Bendix seinerseits jagt Mitchum, weil er ihn für den Dieb hält – es geht um einen beträchtlichen Geldraub – the Big Steal eben. Die drei Männer jagen atemlos durchs mexikanische Hinterland hintereinander her, Mitchum mit einer Frau im Schlepptau, die ihm puncto Coolness das Wasser reichen kann. Die Dialoge der beiden während der langen Autofahrt sind voll subversiver Komik. Unterwegs tricksen sich die drei Parteien gegenseitig mit Einfällen aus, die aus den Komödienklassikern der Stummfilmzeit zu kommen scheinen.
Witz und Spannung lösen sich permanent ab. Dazu kommt eine hervorragend aufgelegte Schauspielertruppe. Eine besondere Freude bietet das Wiedersehen mit dem Stummfilmstar Ramon Novarro, dessen Stern zu Tonfilmzeiten sank, obwohl er nicht nur ein hervorragender Schauspieler sondern auch ein ebensolcher Sänger war. Sobald er hier – als mexikanischer Polizeichef – die Szenerie betritt, gehört ihm die ganze Aufmerksamkeit! Seine liebenswürdige Figur hat zwar keine grosse Funktion, doch es ist jedesmal eine Freude, wenn er auftaucht.
Das stärkste Element dieses Films sind die Dialoge. Sie sprühen vor bisweilen unterkühltem Witz und tragen sehr viel zum hohen Unterhaltungswert dieses vergessenen Klassikers bei, der von Anfang bis Ende spannend unterhält.
Das Drehbuch: 9 / 10
Die Regie: 8 / 10
Die Schauspieler: 8 / 10
Gesamtnote: 8 / 10
Verfügbarkeit:
The Big Steal lief auch bei uns in den Kinos, allerdings erst 1955 und unter dem Titel Die rote Schlinge, der rein gar nichts mit dem Filminhalt zu tun hat.
Hierzulande liegt er auf einer DVD von Koch Media vor, als Nr. 25 der „Film-Noir Collection“. Darauf findet sich sowohl die deutsche Synchro als auch die englische Originalfassung. Untertitel gibt es nur in Englisch. Als Extras sind aufgeführt: Interaktive Menüs, Kapitelanwahl, die kolorierte Farbfassung von The Big Steal, Bildergalerie, Trailer.