The Big Buschkowsky unter der Lupe

The Big Buschkowsky unter der Lupe
von Thomas Baader

WELT Online hat Politiker und andere interessante Menschen nach ihrer Meinung zum neuen Buschkowsky-Buch gefragt.

Die Äußerungen der Damen und Herren lesen Sie am besten hier im Original...

http://www.welt.de/politik/deutschland/article109403990/Buschkowsky-polarisiert-Ist-Neukoelln-ueberall.html

... und von mir bekommen Sie nun auch noch den Senf dazu. Eine kurze Betrachtung der jeweiligen Positionen:

Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) gesteht Buschkowsky zu, die richtigen Fragen zu stellen, aber bei den Antworten einen "zu großen Pinsel" zu benutzen. Auf eine Konkretisierung dieser Aussage wartet man vergeblich, dafür gibt es ein wenig FDP-Wahlwerbung. Im Endeffekt ein eher nichtssagender Beitrag.

Familienministerin Kristina Schröder (CDU) nutzt die Gelegenheit für eine vergnügliche Anekdote: In eine Kita, deren Hauptziel es ist, türkischstämmige Kinder an die deutsche Sprache heranzuführen, bringt ein türkischer Staatsgast als Geschenk Kinderbücher mit - in türkischer Sprache. Auch bei Schröder kommt die Werbung in eigener Sache nicht zu kurz, aber mit ihrer Betonung der Selbstverantwortung der Betroffenen liegt sie richtig.

Reichlich wirr der Beitrag von Cem Özdemir (GRÜNE): Ein bisschen Verschwörungstheorie (Ali, Ayse und Kevin sollen vom Gymnasium ferngehalten werden), etwas Moralisiererei (Buschkowsky benutzt die Sprache des Boulevards), ein klein wenig Multikulti-Verteidigung und unbewiesene Vorwürfe gegen Buschkowsky, denn der hätte ja in seiner Amtszeit mehr tun können. Kurz noch die Erwähnung von Sarrazin, fertig ist die grüne Schlaftablette. Wem jetzt noch nicht die Augenlider schwer geworden sind, ist selber schuld. Und ach ja: Buschkowsky schreibt in seinem Buch über Migranten, die sich subjektiv benachteiligt fühlen, Özdemir setzt das "subjektiv" sofort in Anführungzeichen - obgleich es natürlich im Grunde nicht möglich ist, sich objektiv benachteiligt zu fühlen. Und am Ende tönt Cem mit erhobenem Zeigefinger wörtlich: "Wer mit dem Zeigefinger auf andere zeigt..."

Und dann Christine Haderthauer (CSU), bayerische Sozialministerin, und ihre Abrechnung mit Rot-Grün: Durchaus kampflustig und polemisch, allerdings ist die bessere bayerische Integrationsbilanz, die sie anführt, durch Fakten abgesichert. Der Beitrag enhält daher trotz seines Wahlkampftonfalls viel Richtiges, aber zu wenig zu Buschkowskys Buch.

Uwe Schünemann (CDU), der niedersächsische Innenminister, weiß am meisten zu überzeugen. Keine explizite Wahlwerbung, die eigenen Positionen klar und deutlich. Inhaltlich und formal angenehm zu lesen.

Heinrich Alt, Bundesvorstandmitglied der Agentur für Arbeit, hat Neukölln eigentlich positiv in Erinnerung. Der Grund: Er hat irgendwann mal dort eine Schule besucht, und im Sportunterricht haben Deutsche, Araber und Russen ganz toll zusammen rumgeturnt. Die Welt ist gerettet! Und wir lernen außerdem, dass Kritik verunsichern kann und Beifall von der falschen Seite falsch ist.

Thilo Sarrazin (SPD) weiß: Ist alles richtig, aber noch schlimmer. Insgesamt zeigt sich Sarrazin weniger optimistisch als Buschkowsky, was die Lösung der Probleme angeht.

Am Ende noch persönliche Eindrücke von WELT-Redakteurin Andrea Seibel. Tenor: Viele Probleme, aber auch Hoffnung.

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