Ich bin kein Vegetarier, das wäre viel zuviel gesagt. Es ist aber nun einmal so, dass ich Fleisch einfach nicht so oft esse. Mir fällt es schlichtweg nicht ein, beim Einkaufen ein Schweinekotelett mitzunehmen. Zumindest was das Fleisch als Hauptbestandteil einer Mahlzeit angeht – denn ihr braucht es nur versuchen, mir meine Spaghetti Carbonara mit Speck wegzunehmen, oder mein Olivenbrotsandwich mit Serranoschinken, oder das Sushi mit rohem Thunfisch, und ihr seid tot.
Aber das saftig-blutige Ribeye-Steak, das dürft ihr gern behalten. Darüber freut sich widerum der Argentiner im Haus, der ohne seinen täglichen Berg an tierischen Proteinen nicht leben kann- ja, so ganz nach dem Motto Gegensätze ziehen sich an
Und so wurde es auch schnell klar dass zur Vermeidung einer Fleischvergiftung meinerseits eine Alternative gefunden werden musste. Und die heisst: Käse!
Denn ich muss gestehen, ich bin ein Käsefan. Schon als kleines Kind liebte ich es, (von meiner Babysitterin dazu eingeschult) Goudakäse auf einem Tellerchen in die Mikrowelle zu stecken, um mir dann mit der fädenziehenden Wunderrezeptur regelmässig (jedoch genussvoll) die Zunge zu verbrennen. Wenn ich so richtig überlege, muss diese wohl meine erste Begegnung mit der Küchentechnik gewesen sein. Und auf dem Grill ist das Tolle: es funktioniert genausogut!
Aber nur-Käse wäre doch auch langweilig, würde noch dazu zerfliessen und die Hälfte davon auf tragisch-unvermeidbare Weise in den Grill hineinfallen. All diese Dinge erwägend wurde also, in einer Kombination aus Pfadfindergeist und Feinschmeckerkindheitsmemoiren (sowie abgewandelt von einem Rezept des Schweizer Trüffelschweins) der ultimative Grillanlass-Fleischersatz entwickelt.
Meine Damen und Herren, let me proudly present:
die Stockbrot-Käse-Täschchen !
und die gehen folgendermassen.
das Rezept vom Brot ist ganz basic:
- 500 g Mehl
- 1 Teelöffel Salz
- 50 g frische Hefe
- 1 Päckchen Sauerteig
- 1 Teelöffel Zucker
- etwa 200 ml lauwarmes Wasser
- 4 Esslöffel Olivenöl
Die Hefe mit dem Zucker im lauwarmen Wasser auflösen, in einer Schüssel mit Mehl, Sauerteig, Oel und Salz verkneten (wenn zu trocken noch etwas Wasser hinzugeben, wenn zu klebrig, einfach noch ein Bisschen Mehl), und mit einem feuchten Tuch bedeckt aufgehen lassen. Um dies zum Transport zu eignen habe ich einfach ein geräumige Tupperdose genommen, sie beim Transport geschlossen (dazu muss sie geräumig sein- weil der Teig besonders in der Sonne radelnd weiter aufgeht und sonst aus der wenn auch geschlossenen Dose herausquillt) halten und dann bei Ankunft am Grillort einach nochmal in geöffneter Dose mit feuchtem Tuch darüber weiter aufgehen lassen.
Und dazu kommt nun euer absoluter Lieblingskäse. In meinem Fall, Scamorza affumicata, geräucherter gereifter Mozzarellakäse. Den kann man soweit ich weiss in vielen Käseläden/Käseabteilungen finden – ja, auch bei Kaufhof, aber viel interessanter finde ich da einen Bummelzug mit Probier-etappen auf dem Münchner Viktualienmarkt. Der sieht folgendermassen aus:
Geeignet ist aber auch jeder andere Käse, der euch schmeckt und nicht allzu weich ist, sodass man ihn ein Weilchen bei gutem Wetter trasportieren und dann auch noch schneiden kann.
So, und wenn ihr dann den allerbesten Laib der Welt gefunden und eingekauft habt, packt ihr ihn nun mitsamt eurem Brotteig und den karnivoren mit ihrer blutigen Last ein und transportiert all dies (Plus Grill, Holzkohle, Volleball, Sonnencreme etc etc etc) bis zum Grillort.
Dort als allererstes (nach dem Eincremen!) den Teig wieder auspacken, die Tupperdose öffnen (wenn sie nicht schon explodiert ist) und mit einem befeuchteten Tuch abgedeckt nochmal etwa eine Stunde aufgehen lassen; inzwischen könnt ihr auch schonmal anfangen, den Käse in Stückchen zu schneiden. Dann nach und nach Stückchen vom Teig abzupfen, sie plattdrücken, Stückchen Käse rein, zuklappen, gut festpressen (dass keine “Teig-Nähte” mehr zu sehen sind) und schonmal auf das Grillgitter legen (am Besten mit etwas Alufolie drunter falls doch ein Bisschen von dem wertvollen Käse ausläuft!).
Und wenn ihr dann die erste Fuhre Täschchen fertiggeformt habt kann’s losgehen! 6-10 Minuten pro Seite sollten je nach Feuerstärke und Täschchengrösse reichen. Am Besten sofort geniessen, und nicht vergessen dabei unbedingt die Zunge zu verbrennen!
Scamorza schmeckt übrigens auch allein sehr lecker. einfach in Scheiben auf den Grill legen und kurz schmelzen lassen…
Von wegen, es muss immer nur Fleisch sein!!
ps. Fleisch gab es natürlich auch bei uns, das sollte ich, zumindest knapp, ewähnen, und zwar nach einer ganz innovativen Methode die laut Sternmagazin das saftigste Steak der Welt ergibt… und ich muss sagen, saftig war’s….
Aber mehr zum Grillen gibt’s dann bei der nächsten Fortsetzung der Serie…