The Bad Batch

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

The Bad Batch

Liebe Freunde des filmischen Grinds – willkommen zurück zu einer besonders abgefuckten Ausgabe Wonne aus der Tonne. Manche Dinge kann man einfach nicht ungesehen machen – und der heute hier besprochene Film ist so ein Exemplar. Vollgepackt bis obenhin mit WTF-Momenten handelt es sich um einen Streifen, von dem ich mir sicher bin, dass ihn viele von euch verabscheuen werden. Dem Rest wird sich ein einmaliges cineastischen Erlebnis offenbaren, dass noch lange nachwirken wird. Willkommen zu The Bad Batch

In einer nicht weiter definierten Zukunft: Eine junge Frau namens Arlen (Suki Waterhouse) wird in der Wüste ausgesetzt. Ein Schild informiert, dass dieser Bereich nicht mehr zu den USA zählt und daher deren Gesetze nicht gelten. Bald darauf wird Arlen von zwei Frauen entführt und in eine kleine Siedlung verschleppt. Man amputiert ihr einen Arm und ein Bein. Dennoch gelingt Arlen die Flucht, bei der sie registriert, dass es sich bei dem hier residierenden Stamm offenbar um Kannibalen handelt. Arlen schafft es bis zur nächsten Siedlung Comfort. Nachdem sie heilen konnte, begibt sie sich auf einen Rachefeldzug und entführt dabei die Tochter von Ober-Kannibalen Miami-Man (Jason Momoa), der von nun an Jagd auf sie macht.



Was zur Hölle habe ich da gerade gesehen?! Dieser Gedanke wollte einfach nicht aus meinem Kopf gehen, nach Ansicht von The Bad Batch. Ja, was war das eigentlich? Eine verquere Mad Max-Variante? Ein abgefucktes Lost in Translation? Versuchen wir es mal so herum: Der englischstämmigen, mit iranischen und amerikanischen Wurzeln versehenen, Regisseurin und Autorin Ana Lily Amirpour, gelang mit ihrem Film A Girl walks home alone at Night, den sie selbst als „Iranian Vampire Spaghetti Western“ beschreibt, ein unglaublich kraftvolles und gelungenes Debüt. Entsprechend hoch waren die Erwartungen, die an ihren Zweitling geknüpft waren. Und genau dieser Erwartungshaltung hat sie mit The Bad Batch elegant den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt. Der Film ist irre. Vollkommen irre.

Das beginnt bei der kruden dystopischen Story an sich. Weitet sich aus über eine (etwas unglücklich) langsame Erzählweise. Wiederum knallt einem der Streifen gleich zu Beginn volle Breitseite grausame Gewalt vor den Latz – nur um dann in weiterer Folge einen subtilen, leisen, rudimentär romantischen Film folgen zu lassen. Auch werden hier prominente Schauspieler wie Keanu Reeves und Jim Carrey in völlig ungewöhnlichen Rollen verwendet, in denen sie obendrein bis zur Unkenntlichkeit verkleidet sind. Und dann wären da noch die Bilder. Mein Gott, diese Bilder! (Kamera: Lyle Vincent) The Bad Batch ist ein unbeschreiblich schön fotografierter Film. Eine Ausstellung nur mit Standfotos würde 100%ig funktionieren. Eine wahrlich betörend schöne Kinematografie. Darüber hinaus verfügt der Film über seine höchst eigene Definition von Humor (sehr krude) und Romantik (völlig abwegig). Heraus kommt der größte filmische What the fuck-Moment, den zumindest ich seit langem gesehen habe. Allen die gerne wirklich abgefahrene Filme jenseits jeder filmischen Konvention und dennoch gern mit ein wenig Anspruch versehen mögen – greift zu so lange die Scheiße noch heiß ist. Allen anderen empfehle ich freundlich auf Abstand zu gehen.

In diesem Sinne: Kannibalismus ist auch nur ein Schrei nach Liebe! Haltet eure Glieder beisammen und bleibt seltsam!

The Bad Batch

OT: The Bad Batch, USA, 2016, Regie und Drehbuch: Ana Lily Amirpour, Mit: Suki Waterhouse, Jason Momoa, Jim Carrey, Keanu Reeves, Giovanni Ribisi u.a.

… noch mehr Wonne aus der Tonne