“The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro” von Marc Webb

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In “The Amazing Spider-Man 2″ hat Spidey ein paar Probleme mit dem elektrisierenden Electro (Jamie Foxx)

Noch vor zwei Jahren war das Geschrei und Gezeter groß, dass ein Franchise wie Spider-Man, das gerade erst 2009 mit Sami Ramis Trilogie sein unrühmliches Ende gefunden hatte, einen Neustart erfahren sollte. Gemeinhin galt es als reine Geldmacherei und natürlich Franchise-Sicherung. Denn hätte Sony nicht so schnell gehandelt, hätten sie die Rechte an der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft an Marvel abtreten müssen, die den Netzschwinger dann in ihrer eigenen derweil gegründeten Produktionsstätte neues Leben hätten einhauchen können. Vielleicht wäre Peter Parker, nun durch Andrew Garfield weitaus treffender verkörpert als zuvor durch Tobey Maguires, inzwischen gar ein Teil des The Avengers-Universums.

Aber das ist hypothetisches „was wäre wenn…“. Sony hat rechtzeitig gehandelt und arbeitet jetzt an einem The Avengers ähnlichen Konstrukt, bei dem allerdings nicht die Helden, sondern die Schurken im Fokus stehen. In Marc Webbs Sequel zu The Amazing Spider-Man machen nun Electro, der grüne Kobold und Rhino den Anfang für den geplanten Auftritt der Sinister Six, einem Zusammenschluss von Superschurken, die sich gemeinsam der Demütigung und Auslöschung der Spinne verschrieben haben. Was nach überbordenden Actionszenarien zwischen Held und Schurken klingt, wird durch Regisseur Marc Webb überraschend gut balanciert und erhält spätestens mit dieser Fortsetzung dann auch seine Daseinsberechtigung.

Peter (Andrew Garfield) und Gwen (Emma Stone) müssen sich erheblichen Beziehungsproblemen stellen

Peter (Andrew Garfield) und Gwen (Emma Stone) müssen sich erheblichen Beziehungsproblemen stellen

Das liegt nicht zuletzt an der Grundierung des Helden. Andrew Garfield spielt Spidey viel mehr als waschechten Teenager, der sehr viel von seiner ganz menschlichen Befindlichkeit in sein Superheldendasein einfließen lässt. Sein spitzbübiger Charme, dem auch Emma Stones Gwen Stacy nur schwer widerstehen kann, überträgt sich auf all seine ausgefochtenen Kämpfe. Wer die freche Überheblichkeit Spider-Mans aus den Comics kennt, wird mit dieser Fassung des Netzschwingers seine Freude haben. Abseits der handelsüblichen Spektakeleinlagen fördert Marc Webb zwischen Peter und Gwen dieselbe Chemie zutage, wie er es mit Joseph Gordon-Levitt und Zooey Deschanel in seinem Spielfilm-Regiedebüt (500) Days of Summer so wunderschön romantisch in Szene setzte. Zwischen dem Liebespaar funkt es auch auf der Leinwand, sie durchleben aber auch die Tiefpunkte einer Beziehung.

Der Realismus ist der Grundstein dieser zweiten Amazing-Story. Abgesehen von einem Kurzauftritt Paul Giamattis als unberechenbarer, aber auch etwas dümmlicher Aleksei Sytesevich, später als Rhino in einem stählernen Kampfanzug zu sehen, ist hier – für eine Superheldenverfilmung – alles sehr normalsterblich inszeniert. Ein romantisches Drama mit einigen comic-fantastischen Elementen. So ist es durchaus passend dass sich Peter Parker und Gwen Stacy von ihrer Zeit auf der High School verabschieden und einen Lebensabschnitt hinter sich lassen, mit allen Veränderungen die das mit sich bringt. Max Dillon, ein Mitarbeiter bei Oscorp, ist eigentlich ein unscheinbarer, netter, vielleicht etwas fanatischer Mann, dem es lediglich an etwas freundschaftlicher Aufmerksamkeit fehlt. Harry Osborn, ein diabolisch spielender Dane DeHaan, der besser als Strippenzieher im Hintergrund funktioniert denn später als Kobold, hätte Peter sicherlich ein großartiger Freund fürs Leben sein können, wenn er nicht an einer Familienkrankheit leiden würde, für dessen Heilung er das Blut des Freundes bzw. Spider-Mans benötigt. Die Schurken werden getrieben durch ihre Leiden, was ihnen etwas mehr Tiefe mitgibt, als den oftmals wahllos agierenden Bösewichten anderer Superhelden-Verfilmungen außerhalb der Sichtweite des Marvel-Konzerns. Für Peter heißt das dann nicht nur Abschied nehmen von der High School, sondern eben auch von Freunden, von Liebschaften, die Auseinandersetzung mit dem elterlichen Verschwinden – der Junge muss erwachsen werden.

Aus dem Oscorp-Elektriker Max Dillon (Jamie Foxx) wird später der Superschurke Electro

Aus dem Oscorp-Elektriker Max Dillon (Jamie Foxx) wird später der Superschurke Electro

So menschlich gelungen die Schurken sind, so sehr hapert es bei der Optik. Der Kobold steckt zwar nicht mehr in einem Metallanzug, wie es in Sam Raimis Interpretation der Fall war, schnell vermisst man jedoch den wieselig agierenden Menschen Harry Osborn, sobald der Superschurke die Bildfläche betritt. Derweil erinnert Electro an eine Mischung aus Watchmens Dr. Manhattan und Arnold Schwarzeneggers Mr. Freeze in Joel Schumachers 1997er Batman & Robin. Im Hintergrund entdeckt man erste Entwürfe für die Tentakelarme des Doctor Octopus und die Flügelkonstruktion des Geiers, womit zwei weitere Mitglieder der späteren Sinister Six angedeutet sein dürften. Und so sehr die Angst bereits bei The Amazing Spider-Man 2 im Vorfeld da gewesen sein dürfte, das zu viele Figuren die Handlung überschatten würden, so sehr hat Marc Webb doch sein Händchen für Multi-Figuren-Filme bewiesen.

Trotz aller Schurken bleibt Andrew Garfield der sehenswerteste Teil der Amazing Spider-Man Filme. Er findet den exakten Mix aus abgekapselten Teenager und heldenhafter Identifikationsfigur, er handhabt sowohl amüsant-unterhaltsame Momente, spielt aber auch hervorragend, wenn dramatisch-verzweifelte Situationen es erfordern. Es macht fast mehr Spaß Peter Parker zuzusehen als Spider-Man. Wie gut dass es die ausnahmsweise mal wirklich hervorragend in 3D anzusehenden Szenen gibt, in denen Spidey durch die Häuserschluchten New Yorks schwingt. Das kommt dem eigenen Schwingerlebnis so nahe wie nie zuvor.


The Amazing Spider-Man 2_Plakat”The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro„

Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2013
Länge: ca. 143 Minuten
Regie: Marc Webb
Darsteller: Andrew Garfield, Emma Stone, Jamie Foxx, Dane DeHaan, Paul Giamatti, Sally Field, Felicity Jones, Campbell Scott, B. J. Novak

Kinostart: 17. April 2014
Im Netz: theamazingspiderman2.de

Bilder © Sony Pictures Releasing GmbH 



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